StiftungPakistan

Trauer und Zorn, aber keine Strategie

Pakistan
22.12.2014

Pakistan ist im Schock: In Peschawar haben die Taliban 132 Schulkinder umgebracht. Im Hintergrundbericht stellt Olaf Kellerhoff, Referatsleiter der Stiftung für die Freiheit für Asien und Menschenrechte, jedoch klar: Ein entschlossenes Vorgehen gegen die Extremisten bleibt wahrscheinlich aus. "An grundlegende Konsequenzen wird sich niemand wagen – weder das Militär noch die politische Führung", so Kellerhoff.

Mit dem jüngsten Anschlag wollten sich die Taliban nämlich für die Militäroperation Zarb-e Azb in Nord-Waziristan rächen. Es habe schon damals lange gedauert, bis die Unterstützung für die Aktion mehrheitsfähig war, erklärt Kellerhoff. Jetzt würden damalige Gegner der Operation der Armee Versagen vorwerfen. So könnten sich die Fronten zwischen den überstimmten Befürwortern von Verhandlungen mit der Taliban und Anhängern eines noch rigideren Vorgehens noch weiter verhärten und die Gesellschaft spalten.

"Kein Entscheidungsträger wird Reformen durchsetzen", verdeutlicht der Stiftungsexperte. Nicht nur für die Armee, sondern auch für die Regierung sei der Kampf gegen die Extremisten gefährlich: Die Bedrohungsszenarien würden von Protesten über weitere Terroranschläge bis hin zur schlichten Abwahl reichen.

Auch der in Peschawar tätige Kinderrechtsaktivist und Alumnus der Stiftung für die Freiheit Imran Takkar stellt nach dem Anschlag frustriert fest: "Es gibt einen Mangel am politischen Willen, Aufständische im Land zu bekämpfen." Und das, obwohl der Anschlag in Peschawar eine neue Qualität habe. "Schulen waren zwar schon früher Ziele vieler Anschläge, aber Kinder wurden nicht gezielt attackiert. Malala wurde ja in erster Linie als Aktivistin und nicht als Schülerin von den Taliban angegriffen", erklärt Takkar im Interview mit Kellerhoff. "In Peshawar wurden aber gezielt Kinder attackiert, weil die Attentäter dachten, die Kinder seien Angehörige von Offizieren. Dabei ist diese Schule gar nicht exklusiv für die Kinder Armeeangehöriger. Auch Zivilisten konnten ihre Kinder dort anmelden."

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