03.05.2005FDP-FraktionGesundheitspolitik

THOMAE: Verständnis für Protest der Ärzte

BERLIN. Anlässlich der Eröffnung des 108. Deutschen Ärztetages in Berlin erklärt der gesundheitspolitische Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, Dieter THOMAE:

Wir müssen dringend für eine bessere Arbeitssituation der Ärzte in deutschen Krankenhäusern und Praxen sorgen, um der kontinuierlichen Abwanderung junger Ärztinnen und Ärzte ins Ausland oder in Berufe außerhalb der kurativen Medizin entgegenzuwirken. Anderenfalls wird sich die bereits heute in einzelnen Gebieten bestehende Unterversorgung in den nächsten Jahren deutlich verstärken.
Krankenhäuser können frei werdende Stellen schon heute häufig nicht mehr mit deutschen Medizinern nach besetzen und weichen verstärkt auf ausländische Ärzte " insbesondere aus den mittel- und osteuropäischen Staaten - aus. Auch im niedergelassenen Bereich fehlt der Nachwuchs. Ende letzten Jahres standen bereits etwa 600 Arztpraxen leer. Vor allem in den neuen Bundesländern fehlen in vielen Regionen Haus- und Fachärzte.
Gleichzeitig wandern deutsche Ärzte aufgrund der schlechten Arbeitsbedingungen und unattraktiven Verdienstmöglichkeiten ins Ausland oder in artverwandte Berufe ab.
Die Alternativen für Mediziner sind vielfältig. Qualifizierte Mediziner sind auch in der Wirtschaft gefragt. Und dort bekommen sie bessere Gehälter bei größeren Karrierechancen und günstigeren Arbeitszeiten. Wer im Arztberuf bleiben möchte, kann im europäischen Ausland zum Teil das dreifache Gehalt bei einer geregelten 50-Stunden-Woche erzielen.
Aufgrund der Altersstruktur der Ärzte und der langen Ausbildungszeiten können wir nicht mehr länger abwarten, sondern müssen jetzt handeln, um eine flächendeckende Versorgung auf Dauer zu sichern. Je länger sich der Abwärtstrend fortsetzt, umso schwieriger und kostenintensiver wird es sein, die Lücken zu füllen, die ältere Ärzte hinterlassen.
Allein um den Status Quo zu erhalten, müssen in den nächsten acht Jahren 62.000 Ärzte ersetzt werden. Dazu kommt ein steigender Bedarf an Ärzten, um die demografische Entwicklung und die damit einhergehende Veränderung des Krankheitsspektrums aufzufangen.
Ich fordere Bundesministerin Ulla Schmidt deshalb auf, ihren schönen Worten auf dem Ärztetag endlich Taten folgen zu lassen. Das heißt: weniger Bürokratie, finanzielle Spielräume für eine anständige Bezahlung und akzeptable Arbeitszeiten, Verbesserung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf und last but not least die Bereitschaft, die vertrauensvolle Arzt-Patientenbeziehung als Fundament einer guten medizinischen Versorgung zu akzeptieren und nicht durch zentrale Behandlungsvorschriften zu zerstören.

Bettina Lauer
Telefon: (030) 227-52388
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