29.04.2003FDP

PIEPER: Vorschläge gegen den Lehrstellenmangel

PIEPER: Vorschläge gegen den Lehrstellenmangel

FDP-Sprecher MARTIN KOTHÉ teilt mit:

Berlin. Die Generalsekretärin der FDP, CORNELIA PIEPER, begrüßt den von Bundesbildungsministerin EDELGARD BULMAHN angekündigten Verzicht auf die Einführung einer Ausbildungsplatzabgabe als "Wahl des richtigen Weges". Zum heutigen so genannten Lehrstellengipfel in Berlin erklärte PIEPER:

"Der sich in diesem Jahr abzeichnende katastrophale Lehrstellenmangel hat seine Ursache in der arbeitsplatzfeindlichen Wirtschaftspolitik und in den stockenden Sozialreformen der Bundesregierung und nicht im grundsätzlichen Unwillen der Betriebe zur Ausbildung. Hier läge also auch der Schlüssel zur Behebung dieses Problems. Die alarmierende Lehrstellensituation verlangt gemeinsame Anstrengungen der Wirtschaft, der Politik und auch der Gewerkschaften, um Reserven zu erschließen.

Die immer wiederkehrende Forderung nach einer Ausbildungsplatzabgabe ist total kontraproduktiv. Durch sie würden die Unternehmen abgestraft und zusätzlich belastet. Mit einer würden bestehende Arbeits- und Ausbildungsplätze gefährdet und kein einziger neuer Ausbildungsplatz geschaffen. Ein solches Zwangsinstrument verursacht neue Bürokratiebelastungen und schafft Anreize, sich durch Zahlung der Abgabe von der Ausbildungsleistung freizukaufen. Dieses Instrument gehört so schnell wie möglich in die verstaubte Mottenkiste des Staatsdirigismus.

Es muss jetzt alles daran gesetzt werden, dass im Herbst genügend Ausbildungsplätze zur Verfügung stehen. Dazu sind folgende marktwirtschaftliche und bildungspolitische Hebel anzusetzen:
1. Die gesellschaftlich erwünschte Ausbildungsleistung insbesondere von kleinen Unternehmen muss im Interesse neuer Ausbildungsplätze belohnt werden.
Existenzgründer und junge Unternehmen sollten nach dem erfolgreichen Beispiel Irlands für die ersten fünf Jahre generell steuerfrei gestellt werden. Damit wachsen die Möglichkeiten für besonders zukunftsträchtige Ausbildungs- und Arbeitsplätze.

2. Arbeitgeber und Arbeitnehmervertreter sollten ohne Scheu auch bisherige Tabuzonen angehen wie das Abkoppeln der Ausbildungsvergütungen von den starren Flächentarifverträgen. Solche flexible Regelungen würden mehr jungen Menschen eine Chance zur Ausbildung eröffnen.

3. Ein modularisiertes Berufsausbildungssystem gibt jedem die Möglichkeit, eigenverantwortlich seinen Einstieg in den Beruf zu gestalten und ein auf seine Person zugeschnittenes Aus- und Weiterbildungsprogramm zu wählen. Eine zweijährige Grundausbildung in allen Berufen gibt gerade praktisch orientierten Jugendlichen wesentlich bessere Einstiegsmöglichkeiten auf dem Ausbildungsmarkt. Mit weiter führenden Qualifikationsbausteinen (Modulen) erreicht man die Verknüpfung einerseits zur akademischen Ausbildung und andererseits zum lebenslangen Lernen.

4. Die Einführung eines einheitlichen Ausbildungspasses für jeden sichert die Bewertung einzelner Ausbildungsbausteine und ermöglicht eine berufliche Ausbildung an unterschiedlichen Ausbildungsorten sowie in mehreren Ausbildungsbetrieben. Das fördert Ausbildungsverbünde, Lernortkooperationen und überbetriebliche Ausbildungsgänge. Dieser Ausbildungspass soll jeden Menschen durch sein gesamtes berufliches Leben begleiten. In Anlehnung an den Europass sind so auch europäische Teilqualifikationen anzuerkennen und im Ausbildungspass zu dokumentieren."

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