FDPSchuldenkrise

Grexit ist kein Tabu mehr

Alexander Graf LambsdorffAlexander Graf Lambsdorff fordert die Aufrechterhaltung von Sparmaßnahmen und mehr Zeit zur Abstimmung über die Verlängerung des Hilfsprogramms für Athen.
24.02.2015

EU-Vizeparlamentspräsident Alexander Graf Lambsdorff sieht einen möglichen Austritt Griechenlands aus der Eurozone nicht mehr als Tabu. "Wir wünschen uns, dass Griechenland auf die Beine kommt und in der Eurozone bleiben kann", sagte Lambsdorff in der "Phoenix"-Sendung "Unter den Linden". "Auf der anderen Seite sind wir aber auch nicht bereit, uns erpressen zu lassen und ständig Steuergelder hinterher zu schießen. Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende."

Die Äußerungen von Bundeskanzlerin Angela Merkel aus der Vergangenheit, dass sie zur Griechenland-Rettung keine Alternative sehe, kritisierte der FDP-Politiker. "Nichts ist alternativlos. Ich halte den Satz von der Alternativlosigkeit in der Politik für gefährlich. Man muss immer abwägen zwischen verschiedenen Optionen."

Noch vor einigen Jahren hätte sich ein "Grexit" fatal auf das Währungsgebilde ausgewirkt. Inzwischen habe die EU aber entsprechende Absicherungsmechanismen geschaffen, um den Austritt eines Landes zu verkraften und keinen Dominoeffekt zu erleben. Griechenland benötige jetzt ernsthafte Reformen, Investitionen und eine solide öffentliche Finanzpolitik. "Wenn das nicht kommt, bin ich auch bereit, zu sagen: Dann eben nicht. Wenn es nicht anders geht, wird Griechenland die Eurozone verlassen müssen", stellte Lambsdorff klar. Er sieht in den kommenden Monaten so etwas wie eine letzte Chance für Athen.

Lambsdorff: Abstimmung ist übereilt

Der Bundestag soll voraussichtlich noch in dieser Woche über die Verlängerung des Hilfsprogramms für Griechenland abstimmen. Für Lambsdorff geht das zu schnell. Im "ARD-Morgenmagazin" forderte der Vizepräsident des Europaparlaments mehr Zeit für die Abgeordneten, damit diese sich über die Sparmaßnahmen der griechischen Regierung umfassend informieren könnten.

Denn: "Wir wissen noch immer nicht, was in diesem Paket wirklich drin ist. Aber der Bundestag soll jetzt zustimmen. Das finden wir nicht in Ordnung. Was wir brauchen, ist einfach ein Aufschub noch mal um eine Woche. Am Ende des Tages ist es das Geld der Steuerzahler. Und über das Geld der Steuerzahler entscheiden nicht die Regierungen, sondern die Parlamente."

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