FDPFußball

Fifa jetzt neu aufstellen

Christian Lindner und Alexander Graf Lambsdorff fordern einen Paradigmenwechsel beim Fußball-Weltverband
03.06.2015

Der langjährige Fifa-Chef Sepp Blatter ist endlich zurückgetreten. Damit sieht FDP-Chef Christian Lindner den Weg für eine Neuaufstellung des Fußball-Weltverbandes frei. "Die starken europäischen Verbände müssen auf mehr Transparenz drängen", forderte er. Vor Bekanntgabe des Rücktritts hatte er zusammen mit FDP-Präsidiumsmitglied Alexander Graf Lambsdorff angesichts der Korruptionsvorwürfe und FDP-Ermittlungen gegen Fifa-Funktionäre die Gründung eines alternativen Verbandes vorgeschlagen.

Gegenüber der „Rheinischen Post“ erklärte Lindner: „Der großartige Fußballsport gleitet ab und entgleitet uns. Die sauberen und starken Verbände mit den besten Mannschaften sollten deshalb über die Neugründung eines alternativen Weltverbands nachdenken.“ Lambsdorff erläuterte in der „Welt am Sonntag“, dass möglicherweise auch die glaubhafte Androhung ausreichend sein könne.

Aus Sicht des FDP-Chefs dürfe beim Vorgehen gegen die Fifa keine Zeit verloren werden, schon für die Weltmeisterschaften 2018 und 2022 solle es eine Verbandsalternative geben. Bei Fifa könne man sich nicht auf Unbestechlichkeit verlassen, begründete Lindner den Vorschlag. Die Initiative für die Gründung solle dabei bestenfalls aus Europa und den USA kommen, denn dort säßen sowohl die wichtigsten Mannschaften als auch die wesentlichen Sponsoren. „Mit großer Wahrscheinlichkeit würde allein die glaubwürdige Ankündigung eines alternativen Weltverbands das Ende der Blatter-Fifa einläuten. Und wenn nicht, muss das durchgezogen werden.“

Gemeinsam Fifa ausbremsen

„Wenn die fünf führenden europäischen Fußballnationen Deutschland, England, Spanien, Frankreich und Italien sich bereit erklären, den Anker für die neue WFA zu bilden, werden in kürzester Zeit die USA, Japan und Australien dazustoßen“, führte Lambsdorff aus. Wenn dann noch Argentinien und Brasilien mitmachen, sei „die Blatter-Fifa sportlich und wirtschaftlich am Ende“. Dann wäre die kritische Masse erreicht, damit auch die meisten Nationen aus anderen Regionen sich ihr anschlössen. Der Freidemokrat zeigte sich überzeugt, dass auch die Niederlande sicher von Anfang an dabei wären und auch „Uruguay, Mexiko oder Südafrika“.

Er räumte jedoch ein, dass dieses Vorhaben angesichts bestehender Sponsorenverträge, Vermarktungs- und TV-Rechte eine sehr komplexe Operation sei. Allerdings hätten auch die Sponsoren Interesse daran, nicht mit systematischer Korruption in Verbindung gebracht zu werden. Auch sie hätten sich im Vorfeld des Kongresses kritisch geäußert und Konsequenzen angedeutet. Gesprächsbereitschaft dürfte also vorhanden sein, sagte Lambsdorff der „Welt am Sonntag“.

Hintergrund

Der internationale Fußballverband Fifa wurde von mehreren Skandalen erschüttert. Während die Schweizer Staatsanwaltschaft Korruptionsvorwürfe bei der WM-Vergabe prüft, wurden sieben führende Fifa-Funktionäre im Auftrag der US-Behörden in Zürich festgenommen. Beim Schweizer Verfahren handelt es sich um eine Strafanzeige, die der Fußballverband gegen unbekannte Personen selbst eingereicht hatte. Die Ermittlungen prüfen Vorwürfe zwielichtiger Geschäftsabläufe bei den Vergaben der nächsten zwei Weltmeisterschaften an Russland und Katar. Das verhaftete Fifa-Personal steht im US-Verfahren unter dem Verdacht, Bestechungsgelder in Millionenhöhe angenommen und Geldwäsche betrieben zu haben.

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