FDPFremde Federn

Ein Plädoyer für die soziale Marktwirtschaft

ZeitungsstapelEin Essay über den "verkannten Kapitalismus"
30.10.2014

Dem französischen Ökonomen Thomas Piketty ist es mit seinem Buch "Das Kapital im 21. Jahrhundert" gelungen, das Stimmungsbild großer Teile der veröffentlichten Meinung erfolgreich zu bedienen. Pikettys Buch ist inzwischen sehr detailliert diskutiert und kritisiert worden. Jetzt hat sich auch Clement Booth, Vorstandsmitglied der Allianz SE, das Werk vorgenommen. In einem Essay für die "Welt" äußert er sein Unbehagen über Pikettys Thesen. Er stellt klar: "Wir haben vergessen, wie Wohlstand und soziale Sicherung erwirtschaftet werden. Es gelingt nirgends besser als im Kapitalismus – auch wenn er nicht perfekt ist."

Thomas Pikettys Buch “Capital” ist in aller Munde, scheint es doch zu beweisen, das die Marktwirtschaft die Menschen durch zunehmende Ungleichheit verelende. Schließlich unterbreitet er, wiederum in Übereinstimmung mit einer weit verbreiteten Stimmung, radikale Vorschläge, die das vermeintliche Problem vermeintlich lösen.

Booth konstatiert ein gestörtes Verhältnis zur kapitalistischen Wirtschaftsordnung - sowohl bei Piketty als auch bei den deutschen Lesern. "Eine seltsame Sehnsucht nach Zähmung des Kapitalismus hat dieses Land erfasst, denn dieser wird mit Maßlosigkeit und Ungerechtigkeit verbunden. Dabei scheint vielen so etwas wie eine staatliche Marktwirtschaft vorzuschweben, ein Traum, aus dem auch eine gewisse ökonomische Unbedarftheit spricht. Die aber gehört inzwischen zum guten Ton."

Es verstört Booth, dass "Markt, Freiheit und Wettbewerb" hierzulande "nicht mehr recht salonfähig" sind. Dem setzt der Manager ein Plädyoer für die Marktwirtschaft entgegen. Ihm ist klar: "Wenn fast jeder zweite Euro durch die Hand des Staates fließt, schwindet das Bewusstsein, dass eigentlich ein kapitalistisches System die ökonomische Grundlage für Wohlstand und ein hohes Niveau sozialer Sicherheit schafft."

Er erinnert daran: "Es ist der Kapitalismus, der heute mehr als sieben Milliarden Menschen ernährt, während zu Zeiten von Adam Smith eine Milliarde Menschen nur mit Mühe überlebten. Die Marktwirtschaft hat nicht versagt und versagt auch heute nicht. Doch wir müssen uns damit abfinden: Ihre Lösungen sind nicht perfekt. Immerhin macht sie das zutiefst human."

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