24.09.2013FDP

ZASTROW-Interview für die "Sächsische Zeitung"

Berlin. Der stellvertretende FDP-Bundesvorsitzende HOLGER ZASTROW gab der "Sächsischen Zeitung" (Dienstag-Ausgabe) das folgende Interview. Die Fragen stellte PETER HEIMANN:

Frage: Herr Zastrow, ist die FDP am Ende?

ZASTROW: Nein, auf keinen Fall. Wir als sächsische FDP kennen diese Situation, wir waren schon einmal zehn Jahre außerparlamentarisch. Bei der Wahl 1999 bekamen wir 1,1 Prozent. Wir haben uns dann neu aufgestellt: personell, programmatisch, strukturell. Das kann auch für Berlin eine Chance sein.

Frage: Was muss jetzt in der Bundespartei passieren?

ZASTROW: Die Wählerinnen und Wähler haben gespürt, dass die FDP mit sich selbst nicht im Reinen ist. Es waren zwar vier sehr gute Jahre für Deutschland, aber vier sehr schlechte Jahre für die FDP. Wir haben einfach viel zu viele Fehler gemacht, die leider die gute Leistung der FDP völlig überdecken.

Frage: Welche waren gravierend?

ZASTROW: Wir sind niemals zu einer vernünftigen, fairen, kameradschaftlichen Zusammenarbeit in unseren eigenen Spitzengremien und mit dem Koalitionspartner gekommen. Das war immer von einem tiefen Misstrauen geprägt. Die Leute merken das und spüren: Die können und wollen vielleicht gar nicht so unbedingt miteinander. Wenn der Respekt füreinander fehlt, dann ist das ein schlechtes Zeichen. In Sachsen machen wir das ganz anders.

Frage: Und inhaltlich?

ZASTROW: Der größte Makel war mit Sicherheit die ausgebliebene Steuerreform, die fehlende Entlastung der Berufstätigen in Deutschland. Nur die FDP hat das Thema auf der Agenda, und es ist ganz vielen Menschen sehr wichtig, heute noch genau so wie vor vier Jahren. Aber wenn man als FDP schon die Chance hat zu regieren, dann muss man an dieser Stelle auch liefern.

Frage: Sachsen hat die letzte schwarz-gelbe Regierung. Haben Sie Sorge, dass die nächstes Jahr auch kippt?

ZASTROW: Die Umfragen für die Landtagswahl sind viel, viel besser als unser Ergebnis von 3,1 Prozent jetzt am Sonntag. In Sachsen ist Schwarz-Gelb stabil, auch wir als FDP. Unser Auftrag ist zu zeigen, dass Schwarz-Gelb funktioniert, dass es ein zukunftsfähiges Modell ist.

Frage: Christian Lindner will neuer FDP-Chef werden. Ist er unumstritten?

ZASTROW: Unumstritten ist er nicht. Ich kann mir jedenfalls vorstellen, dass der Eine oder Andere seinen Hut noch in den Ring wirft. Warum nicht, ich könnte daran nichts Schlechtes finden. Am Ende ist die Frage, für welchen Kurs einzelne Personen stehen. Das muss sich jetzt herauskristallisieren.

Frage: Und Sie? Bewerben sich wieder als Vize?

ZASTROW: Das weiß ich noch nicht. Wenn es mich von meinen Aufgaben in Sachsen ablenken sollte, wäre es falsch. Ich will hier nicht in elf Monaten um die Früchte unserer Arbeit gebracht werden. Da ist mir Sachsen näher.

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