04.02.2006FDP

WESTERWELLE-Gastbeitrag für das "Offenburger Tageblatt"

Berlin. Der FDP-Bundesvorsitzende DR. GUIDO WESTERWELLE schrieb für das "Offenburger Tageblatt" (Samstag-Ausgabe) den folgenden Gastbeitrag:

"Die Diskussion über Energieformen in Deutschland war bisher eine Diskussion gegeneinander. Die politischen Vertreter für regenerative Energien waren gleichzeitig die Gegner von Atomenergie. Und wer sich der Atomenergie gegenüber aufgeschlossener zeigte, galt automatisch als Gegner von erneuerbaren Energien. Ideologie macht Energie teurer und die Umwelt schlechter. Deswegen brauchen wir einen neuen Anfang, ohne Vorurteile, mit dem Vorrang für Vernunft in der Energiepolitik.

Der rot-grüne Ausstieg aus der Kernenergie hat verheerende volkswirtschaftliche und umweltpolitische Folgen. Die hohe Versorgungssicherheit zu bezahlbaren Preisen und die Senkung des Ausstoßes schädlicher Treibhausgase in Deutschland sind ohne einen Einsatz der Kernenergie undenkbar. Es geht darum, wie wir mit einem klugen Energiemix die verschiedenen Energieformen ökologisch und ökonomisch optimieren. Umweltschutz und wirtschaftliche Vernunft gehören endlich zusammen.

Schweden verfolgt seinen Ausstiegsbeschluß nicht weiter, Finnland baut mit französischer und deutscher Hilfe das modernste Kernkraftwerk weltweit. Frankreich setzt weiterhin auf Kernkraft - um nur einige wenige Beispiele zu nennen. In Deutschland plant niemand derzeit, ein neues Kernkraftwerk zu bauen. Aber die Laufzeiten bestehender Kernkraftwerke in Deutschland zu verkürzen, wäre für den Umweltschutz genauso wie in wirtschaftlicher Hinsicht der falsche Weg. Es würde erstens Energie in Deutschland teurer machen. Es würde zweitens den Klimaschutz verschlechtern. Und drittens riskieren wir bei einem völligen Abschied Deutschlands aus der zivilen Nuklearforschung die hohen Sicherheitsstandards dieser Technologie, die wir in Deutschland entwickelt haben und besser weltweit verbreiten sollten, als die Arbeit daran einzustellen.

Genau weil wir einen größeren Anteil regenerativer Energien an der Versorgung in Deutschland wollen, fragen wir: Wie kommen wir weg von einer ideologisch motivierten teuren Übersubventionierung von Windenergie dort, wo der Wind nicht ausreicht? Wie können wir Solarenergie fördern, die nicht nur den heimischen Markt bedient, sondern vor allem auch eine gute Exportchance hat? Der wirtschaftliche Gewinn, den betriebswirtschaftlich sinnvolle Laufzeiten von Kernkraftwerken mit sich brächten, könnte neue Chancen schaffen für mehr Forschung und die Förderung erneuerbarer Energien."

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