FDPBauernproteste

Wer unser Land ernährt, verdient Respekt

TraktorDie GroKo-Agrarpolitik führt zu einer massiven Verunsicherung. Die FDP fordert einen Dialog auf Augenhöhe.
23.01.2020

Seit Wochen protestieren Landwirte gegen die Agrarpolitik der Bundesregierung. Und auch zum Start der Grünen Woche rollten die Traktoren wieder. Die Landwirte wehren sich gegen immer neue und strengere Umwelt- und Tierschutzauflagen. Im Mittelpunkt der Kritik: Das geplante Agrarpaket der Bundesregierung und die vorgesehene Verschärfung der Düngeordnung. All diese Punkte kamen am Freitag auch im Bundestag zur Sprache. FDP-Generalsekretärin Linda Teuteberg hat großes Verständnis für den Frust über die Agrarpolitik der Groko: "Respekt für die Arbeit der Landwirte, Schluss mit einer Politik der Gängelung", twitterte sie.

Zum Start der Grünen Woche demonstrierten tausende Landwirte gegen die Agrarpolitik der Bundesregierung. "Die Bauerndemos sind Ausdruck der Verzweiflung der Bäuerinnen und Bauern“, sagt der rheinland-pfälzische Agrarminister, Volker Wissing. Er erachtet die Kritik der Landwirte an dem Agrarpaket als nachvollziehbar. Unter anderem sei die Düngeverordnung “in ihrer jetzigen Form so nicht zustimmungsfähig.“ Die Kampfpreise in Supermärkten für Lebensmittel und landwirtschaftliche Erzeugnisse stellen die Bauern vor große Herausforderungen. 

Bereits Ende vergangenen Jahres standen die Freien Demokraten in Berlin Seite an Seite mit tausenden Bauern aus ganz Deutschland, um gegen die Agrarpolitik der Bundesregierung zu demonstrieren. Zeitgleich debattierte man im Bundestag über die derzeitige Lage der Landwirtschaft und darüber, wie die Lebensmittelproduktion der Zukunft aussehen soll.

Die FDP-Fraktion sieht in dem vorliegenden agrarpolitischen Bericht der Bundesregierung grundlegende Fragen unbeantwortet. Nicole Bauer, Mitglied im Bundestagsausschuss für Ernährung und Landwirtschaft, mahnt, die "Landwirte wollen Verlässlichkeit und wollten den Dialog“ stattdessen habe das Ministerium keine Vorschläge zur "sozialen Sicherung der Landwirte“ gebracht. "Die Politik der GroKo versetzt unsere Landwirtschaft in eine schwierige Lage. Mit immer schärferen Verordnungen und Gesetzen werden unsere Bauern im internationalen Wettbewerb stark benachteiligt.“

Die Debatte birgt eine weit größere Tragweite, als auf den ersten Blick erkennbar. Denn: Alle Agrarbeschlüsse wirken sich auch auf die gesamte deutsche Lebensmittelindustrie aus. Die Politik bei Tierwohl, Insektenschutz und Düngeverordnung führe zur Verlagerung der Produktion ins Ausland. "Wir brauchen mehr Wissenschaftlichkeit in der Politik“, fordert Gero Hocker, FDP-Sprecher für Landwirtschaft und Ernährung. Die FDP fordere eine Kurskorrektur der Landwirtschaftspolitik. Maßnahmen müssten strikt wissenschaftlich belegt und mit wirtschaftlichen Folgenabschätzungen versehen sein, sagt der FDP-Agrarexperte.

Die Große Koalition aber habe die Reihenfolge vertauscht: Statt Ursachenforschung und die wissenschaftliche Überprüfung der geplanten Maßnahmen zuerst, seien erst die Verordnungen in Kraft getreten. FDP-Fraktionsvize Frank Sitta unterstrich in der Debatte derweil den Nachholbedarf bei der Digitalisierung. Das FDP-Präsidiumsmitglied meint, es sei "höchste Zeit für einen Digitalisierungsturbo für innovative Landwirtschaft“. Er will eine flächendeckende digitale Infrastruktur für konventionelle und ökologische Erzeuger fördern.

Er beanstandete, der Agrarbericht enthalte nichts außer Ankündigungen. Das komme geradezu einer Arbeitsverweigerung gleich. Dass selbst die Union das freiwillige Tierlabel nicht mehr unterstütze, bedeute Misstrauen gegen die eigene Ministerin. Es bleibe "ein Label, das kein Schwein will, und ein Insektenschutzprogramm, das keiner Mücke hilft" - und demonstrierende Landwirte, die sich nicht mitgenommen fühlten, sagte Sitta. Er rief dazu auf, in der Agrarpolitik grundsätzlich umzudenken.

Im Bundesrat könnte die Novelle der Düngeverordnung einen schwierigen Stand haben. Die FDP und CSU gehen in Sachen Düngeverordnung auf Konfrontation zur Bundesregierung. Der rheinland-pfälzische Landwirtschaftsminister Volker Wissing kündigte an, der Novelle im Bundesrat die Zustimmung zu verweigern. Unabhängig davon brachten die Liberalen einen Antrag in den Bundestag ein, in dem ein Moratorium in den Beratungen über die Düngeverordnung sowie das Agrarpaket gefordert wird.

"Die Düngeverordnung in ihrer jetzigen Form ist nicht praxistauglich“, erklärte Wissing. Die Bundesregierung gefährde damit die Existenz der Bäuerinnen und Bauern. "Wer den ländlichen Raum stärken möchte, der sollte den Landwirten nicht ihre Existenzgrundlage entziehen", betonte der FDP-Politiker und beklagte fehlende Planungssicherheit: "Kein Landwirt weiß, wie er im Frühjahr düngen soll."

Der agrarpolitische Sprecher der Liberalen im Bundestag, Gero Hocker, warf der Bundesregierung vor, mit dem vorliegenden Verordnungsentwurf zur Änderung der Düngeverordnung den angekündigten "ergebnisoffenen Agrardialog" zu untergraben.

"Ein solcher Dialogprozess wird unglaubwürdig, wenn er als reines Ablenkungsmanöver missbraucht wird", kritisierte Hocker. Während die Betroffenen den Eindruck hätten, endlich einbezogen zu werden, gewinne die Regierung Zeit, um neue Fakten zu schaffen. Dieses Verhalten sei unredlich und werde den Herausforderungen nicht gerecht. Die FDP fordere daher "ein echtes Moratorium". Nur so könnten gemeinsam mit den Landwirten sachlich fundierte Lösungen entwickelt werden.

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