18.05.2013FDP, FDP-FraktionEnergiepolitik

NIEBEL-Interview für die "Frankfurter Allgemeine Zeitung"

Berlin. Das FDP-Präsidiumsmitglied Bundesentwicklungsminister DIRK NIEBEL gab der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (Samstag-Ausgabe) das folgende Interview. Die Fragen stellte CHRISTIAN HILLER:

Frage: Herr Minister Niebel, Sie wollen den Handel mit Tropenholz erleichtern. Weshalb soll den deutschen Grillfreunden nicht Buchenholz genügen?

NIEBEL: Ich möchte nicht den Handel mit Tropenholz erleichtern, sondern tropische Wälder schützen. Und dies erreichen wir am besten, indem wir eine nachhaltige Forstwirtschaft fördern. Mein Anliegen ist also nicht, mehr Handel zu erreichen, sondern den Handel nachhaltiger zu machen. In Deutschland ist dies seit Jahrhunderten Praxis: Wir entnehmen dem Wald nur so viel, wie nachwachsen kann. Diesen Grundsatz möchten wir auch in tropischen Ländern verbreiten. Was die Grillfreunde betrifft: Buchenholz scheint mir hier wunderbar geeignet, ich hoffe nur, dass es zertifiziert ist.

Frage: Wie soll eine Zertifizierung etwas am illegalen Einschlag ändern?

NIEBEL: Illegaler Holzeinschlag ist ein globales Problem von gewaltigem Ausmaß, das sich nur mühsam in den Griff kriegen lässt. Daran arbeiten wir. Ein wichtiger Baustein im Kampf gegen illegalen Einschlag ist seit dem 3. März die neue EU-Holzhandelsverordnung. Wer in der EU tropische Hölzer in den Verkehr bringt, muss deren Legalität nachweisen. Gleichzeitig fördern wir die Zertifizierung der Wälder, um die Entwaldungsproblematik noch von einer anderen Seite in den Griff zu kriegen. Die größten Waldverluste entstehen nicht, weil Holz für Möbel oder andere Zwecke geschlagen wird, sondern weil Wald in Agrar- und Weideflächen umgewandelt wird. Das passiert gerade da, wo der Erhalt von Wäldern nicht lohnenswert erscheint. Zertifizierte Wälder eröffnen Alternativen zum Raubbau an der Natur, da sie Einkommensmöglichkeiten schaffen und zugleich für den Erhalt der Waldgebiete sorgen.

Frage: Führt die wirtschaftliche Nutzung der Regenwälder nicht zur Reduktion auf einige industriell nutzbare Baumarten?

NIEBEL: Da muss ich noch mal klarstellen: Mein Thema ist nicht die wirtschaftliche Nutzung von Regenwäldern. Genutzt wurden Wälder schon immer, und das wird sich auch nicht ändern. Wir wollen die Regeln der Nutzung ändern, von einer nicht nachhaltigen Nutzung oder kompletten Zerstörung hin zu einer Nutzung, die die Ressource Wald dauerhaft erhält. Die biologische Vielfalt zu erhalten ist ein Grundanliegen von Zertifizierungsorganisationen wie FSC und PEFC. Das Engagement meines Hauses führt nicht zu weniger Baumarten, sondern unterstützt diejenigen, die Wälder schützen wollen, statt sie auszubeuten oder abzuholzen.

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