KUBICKI-Interview: Die SPD braucht mehr Scholz und weniger Nahles

Berlin. Der stellvertretende FDP-Bundesvorsitzende WOLFGANG KUBICKI gab dem „Donaukurier“ (Dienstag-Ausgabe) das folgende Interview. Die Fragen stellte ANDREAS HERHOLZ:

Frage: Mehr als sieben Prozent für die FDP in Hamburg – sind die Liberalen wieder auferstanden?

KUBICKI: Zumindest haben sie ein Lebenszeichen von sich gegeben. Vor acht Wochen haben noch alle darauf gesetzt, dass die FDP nicht wieder in die Hamburger Bürgerschaft kommt. Jetzt hat die FDP ein besseres Ergebnis als noch vor vier Jahren erzielt.

Frage: Aber ein Wahlerfolg in Hamburg macht noch keinen Erfolg bei der Bundestagswahl, oder?

KUBICKI: Da ist sicher etwas dran. Aber ohne den Erfolg in Hamburg wäre die Lage der FDP deutlich schlechter. Das ist eine Riesenmotivation.

Frage: SPD-Wahlsieger Scholz will lieber Rot-Grün. Da wird aus Ihren sozial-liberalen Träumen nichts.

KUBICKI: Warten wir erst einmal ab, wie sich die Koalitionsgespräche zwischen SPD und Grünen entwickeln. Ein Ergebnis von Sonntag ist jedenfalls, dass die Hamburger Olaf Scholz eine hohe Wirtschaftskompetenz zugemessen haben, was bei Sozialdemokraten sonst eher selten ist. Er hat die Wahl gewonnen, weil er als Sozial-Liberaler aufgetreten ist. Wir werden uns der SPD allerdings nicht aufdrängen. Wenn es bei der SPD mit den Grünen nicht klappt, werden wir uns Gesprächen selbstverständlich nicht verschließen.

Frage: Aber auf Bundesebene kommt die SPD nicht aus dem Tief heraus. Muss sich die FDP am Ende doch wieder an die Union halten?

KUBICKI: Die SPD braucht mehr Scholz und weniger Nahles. Wenn die Sozialdemokraten an die Kompetenz von Helmut Schmidt anknüpfen und wirtschaftsfreundlicher werden, können sie sich aus dem 25-Prozent-Tal befreien. Die SPD fragt sich, weshalb sie keine besseren Umfragewerte erhält, obwohl sie doch ihre Wahlversprechen erfüllt. Darauf gibt es eine einfache Antwort: Die SPD hat für ihr Wahlprogramm nur 25 Prozent bekommen.

Frage: Ist die FDP jetzt wieder raus aus der Schmuddelecke?

KUBICKI: Mit der Häme ist es jetzt jedenfalls vorbei. Überall steigt das Interesse an der FDP. Hamburg hat gezeigt, dass wir auf einem guten Weg sind.