KÖNIGSHAUS: In der Bildung fehlt es vor allem an Qualität
BERLIN. Zu dem neuesten Bildungsbericht der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) erklärt der bildungspolitische Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, Hellmut KÖNIGSHAUS:
Wir haben die Trendwende noch lange nicht geschafft. Zwar gibt es unter dem Strich mehr Studienanfänger, aber es fehlt nach wie vor an Spitzenqualifikation. Es wird zwar besser als bisher in die Breite, aber leider noch immer viel zu wenig in die Spitze investiert. Und es wird zu sehr auf die Zahl der Studienanfänger gesehen und zu wenig auf die Zahl derer, die ein Studium auch tatsächlich mit Erfolg abschließen.
Zu bedauern ist, dass in einigen Ländern massiv Studienplätze abgebaut und damit die Chancen der jungen Menschen massiv beeinträchtigt werden. In Berlin und Mecklenburg-Vorpommern ist diese Entwicklung besonders drastisch. In Berlin mussten wegen der Kürzungsbeschlüsse des Senats allein 10.000 Studienplätze abgebaut werden, weshalb ein nahezu flächendeckender Numerus Clausus verhängt wurde.
Soweit die Bundesbildungsministerin Edelgard Bulmahn meint, in dem hohen Anteil ausländischer Studierender einen Qualitätsbeweis für unser deutsches Bildungssystem erkennen zu können, so sollte sie sich in Erinnerung rufen, dass dies weniger auf Qualitätserwägungen als vielmehr auf den Umstand, dass hier das Studium kostenlos angeboten wird, zurückzuführen ist.
Es wird wiederum deutlich, wie sehr das deutsche Bildungssystem unterfinanziert ist. Dabei hat sich der Abstand gegenüber dem Durchschnitt der OECD-Länder noch erheblich vergrößert:
Während im Durchschnitt der Industrieländer 12,9 Prozent des Bruttoinlandprodukts für Bildung ausgegeben werden, sind es in Deutschland nur 9,8 Prozent - und wir sind mit einem Anstieg seit 1995 von 0,1 Prozent noch einmal gegenüber den Übrigen zurückgefallen, deren Ausgaben um 1 Prozent anstiegen.
Bildungskarrieren beginnen im Übrigen mit der frühkindlichen Bildung und reichen in Zukunft über alle nachfolgenden Bildungs- und Ausbildungsstufen hinweg in eine Phase lebenslangen, den Beruf begleitenden Lernens. Die Betrachtung der Bedingungen an den Hochschulen ist wichtig, die einseitige Fixierung (nur) auf diese ist aber verfehlt. Zu wenig beachtet wird in Deutschland nämlich, dass wir nach wie vor für den Primar- und den Sekundarbereich im internationalen Vergleich deutlich weniger ausgeben als unsere europäischen Nachbarn. Gerade dies kann auf Dauer nicht so bleiben.
Mehr Qualität in der Bildung kann nur durch mehr Autonomie für die Bildungseinrichtungen und durch einen funktionierenden Wettbewerb der Hochschulen und Schulen untereinander erreicht werden. Die Hochschulen müssen sich ihre Studenten und die Studenten ihre Hochschulen auswählen dürfen. Und die Mittelzuweisungen an die Hochschulen müssen an die Nachfrage und damit die Zahl der Studenten gekoppelt werden. Nur so entstehen Anreize für mehr Qualität.
Knut Steinhäuser
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