24.01.2003FDP-FraktionForschungspolitik

GERHARDT: Gentechnologie verantwortungsvoll nutzen

BERLIN. Der Vorsitzende der FDP-Bundestagsfraktion, Dr. Wolfgang GERHARDT, schreibt in einem Beitrag für die "Wetzlarer Zeitung" (Samstagausgabe):

Die Biotechnologie ist die nächste Welle der Wissensgesellschaft, parallel zu den Informationstechnologien. Wenn wir in Deutschland nicht ein vernünftiges Verhältnis zu dieser neuen Technologie erreichen, verspielen wir die Innovationskraft unseres Landes und bestellen dann dereinst doch biotechnologisch hergestellte Medikamente zum Dienst an den Menschen.
Die Gentechnologie beseitigt weder den Hunger auf Erden, noch erlöst sie die Menschen von allen Krankheiten. Sie kann aber einen bescheidenen Beitrag dazu leisten. Und darum geht es: Es geht um den verantwortlichen Umgang mit vermeidbarem Leid. Moderne Gesundheitsvorsorge ist schon heute ohne Gentechnik in der Humanmedizin nicht mehr vorstellbar. In Zukunft können medizinische Behandlungen noch besser auf die individuellen Bedürfnisse und therapeutischen Leistungen zugeschnitten werden. Neben Diagnose und Therapie wird vor allem Erkennung und Krankheitsverhütung treten. Die Nutzung der Gentechnik zu verweigern oder durch bürokratische Verfahren zu verzögern, desillusioniert zahlreiche kranke Menschen, die auf Heilung hoffen.
Es ist verständlich, dass uns die leider immer regelmäßiger werdenden Nachrichten über Experimente zum Klonen von menschlichen Embryonen schockieren. Dabei wird aber bedauerlicherweise pauschal alles, was mit Klonen zu tun hat, in eine Schublade geworfen. In dieser Frage sind sich in Deutschland alle politischen Parteien und seriösen Wissenschaftler völlig einig: Das reproduktive Klonen, also die Erzeugung menschlichen Lebens im Klonierungsverfahren, ist in Deutschland verboten und soll möglichst weltweit verboten werden, denn dieses Verfahren ist weder ethisch vertretbar, noch bringt es wissenschaftlichen Nutzen.
Noch nicht abschließend entscheiden sollte der Bundestag über das therapeutische Klonen. Zellen zu reprogrammieren, um bestimmte Körperzellen zu bilden und um große Chancen für die Heilung von Krankheiten zu schaffen, kann vielen Menschen helfen.
Denn viele kranke Menschen, die zum Beispiel unter Parkinson, Alzheimer oder Diabetes leiden, setzen große Hoffnungen auf die Stammzellenforschung. Um die Forschung an embryonalen Stammzellen ("therapeutisches Klonen") in einem rechtlich sicheren Umfeld zu ermöglichen, müssen allerdings dringend die gesetzlichen Maßnahmen getroffen werden. Auch der Ethikrat hat sich wiederholt für diese Forschung in engem Rahmen ausgesprochen. Auch die Chance, schwerkranke Patienten heilen zu können, ist ethisch verantwortungsvoll.

Holger Schlienkamp - Telefon [030] 227-59461 - pressestelle@fdp-bundestag.de

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