Nachruf

Freie Demokraten trauern um Roman Herzog

Roman HerzogRoman Herzog hält seine berühmte Ruck-Rede
10.01.2017

Der frühere Bundespräsident Roman Herzog ist im Alter von 82 Jahren nach schwerer Krankheit gestorben. Er war von 1994 bis 1999 Staatsoberhaupt und damit der siebte Präsident der Bundesrepublik Deutschland. Die Freien Demokraten würdigen ihn als "große Persönlichkeit". "Er hat den Deutschen nicht nach dem Mund geredet, sondern ins Gewissen, wenn es nötig war", schrieb FDP-Chef Christian Lindner in einer ersten Reaktion auf Twitter.

"Als Präsident des Bundesverfassungsgerichts war er ein konsequenter Verteidiger der Werte unseres Grundgesetzes", so Lindner weiter.

Er wird Deutschland fehlen

Er erinnerte insbesondere an die "Berliner Rede", die Herzog als erster Bundespräsident gehalten hat und die inzwischen eine feste Tradition geworden ist: "Weder sein Optimismus, dass die besten Tage unseres Landes noch vor uns liegen, noch die Mahnung zu mehr Reformbereitschaft in seiner berühmten Ruck-Rede haben bis heute an Aktualität verloren."

Der FDP-Chef hob hervor: "Sein besonderes Engagement für das Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus bleibt uns Verpflichtung. Gerade wegen seiner unbequemen Art wird er Deutschland fehlen."

Herzog betonte den Wert der Freiheit

Im Namen der Stiftung für die Freitheit sprach auch der Vorstandsvorsitzende Wolfgang Gerhardt der Familie von Roman Herzog sein Beileid aus. Herzog habe immer wieder den Wert der Freiheit betont, unterstrich er. "Freiheit in unserer Gesellschaft zu verankern, bezeichnete er einmal als die vielleicht größte Aufgabe, vor allem für Eltern, Erzieher und Politiker." Herzogs "Ruck-Rede" sei es auch heute noch wert, gelesen und beachtet zu werden, betonte Gerhardt.

Hintergrund

Der promovierte Jurist Roman Herzog trat 1970 in die CDU ein und engagierte sich zunächst als Landespolitiker. Er war Bildungs- und Innenminister in Baden-Württemberg. Von 1983 bis 1994 war er Bundesverfassungsrichter.

1994 trat er das Amt des Bundespräsidenten für fünf Jahre an. Er hatte den Anspruch, ein politischer Präsident zu sein, der sich zu grundlegenden gesellschaftlichen Problemen äußern wollte.

Als Schlüsselrede von Herzog in dieser Zeit gilt seine "Ruck-Rede". Am 26. April 1997 forderte er in Berlin: "Durch Deutschland muss ein Ruck gehen", um das verbreitete Gefühl der Lähmung und Stagnation zu überwinden.

Hier ein Auszug aus der "Ruck-Rede" aus dem Jahr 1997:

"Führen wir angesichts dieser Probleme überhaupt noch die richtigen Debatten? Ich will ganz unten ansetzen: Die Welt um uns herum ist hochkompliziert geworden, der Bedarf an differenzierten Antworten wird infolgedessen immer größer. Aber gerade bei den Themen, die am heftigsten diskutiert werden, ist der Informationsstand des Bürgers erschreckend gering. Umfragen belegen, daß nur eine Minderheit weiß, um was es bei den großen Reformen derzeit eigentlich geht. Das ist ein Armutszeugnis für alle Beteiligten: die Politiker, die sich allzuleicht an Detailfragen festhaken und die großen Linien nicht aufzeigen, die Medien, denen billige Schlagzeilen oft wichtiger sind als saubere Information, die Fachleute, die sich oft zu gut dafür sind, in klaren Sätzen zu sagen, "was Sache ist"."

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