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Die europäische Vision aufrechterhalten

Klaus KinkelKlaus Kinkel macht sich Sorgen um die Zukunft Europas
02.01.2017

Im vergangenen Jahr verlor die Bundesrepublik mit Guido Westerwelle, Hans-Dietrich Genscher und Walter Scheel drei frühere FDP-Außenminister. Persönlichkeiten, die nicht zuletzt im Angesicht einer komplexen globalen Gemengelage fehlen. Darüber sprach Bundesaußenminister a.D. Klaus Kinkel mit der taz. "Genscher hat mir gegenüber noch in seinen letzten Stunden seine große Sorge um sein Europa ausgedrückt", erklärte Kinkel. Aus seiner Sicht leidet Europa am eigenen Erfolg: "Alles ist zu selbstverständlich geworden. Zentral ist die Zunahme der nationalen Interessen. Die Vision ist verlorengegangen."

Die rechtspopulistischen Bestrebungen in Teilen Europas und auch in Deutschland seien alles andere als schön, machte Kinkel klar. "Dass manches andere in der Welt aus den Fugen gerät, kann einen besorgt machen", erläuterte er mit Blick auf die US-Wahl. "Ich sehe aber die Demokratie in Deutschland nicht gerade gefährdet. Dazu ließe sich auch viel Positives sagen."

Unvergessen und unersetzbar

Westerwelles Tod im März sei trotz schwerer Krankheit überraschend gekommen und habe ihn tief betroffen gemacht, betonte Kinkel. "Wir hatten geglaubt, er habe das Schlimmste hinter sich, als er ein bewegendes Buch vorstellte und man einen eher positiven Eindruck gewinnen konnte. Dann hat ihn doch der Krebs besiegt." Kurz vor der Trauerfeier für Westerwelle ist auch das liberale Urgestein Genscher gestorben. "Das hat mich mächtig geschlaucht", sagte Kinkel.

Genscher sei sein politischer Ziehvater gewesen, "dem ich 46 Jahre nahestand", betonte Kinkel. "Es fiel mir sehr schwer, in der staatlichen Trauerfeier an seinem Sarg zu sprechen." Genscher sei in vielerlei Hinsicht nicht ersetzbar, weder für die FDP, noch was die deutsche Außenpolitik betreffe.

Scheel, der 97 Jahre alt wurde, war für Kinkel eine weitere mutige Persönlichkeit mit viel Ausstrahlung, sowie der Fähigkeit, knallhart und durchsetzungsstark zu sein. Scheel habe "Kompetenz, Zuvorkommenheit, irgendwie Fröhlichkeit" verkörpert, so Kinkel. "Unvergessen der von ihm initiierte Politikwechsel zur sozialliberalen Koalition. Er hat die erste Reise eines Außenministers nach Israel gemacht, die diplomatischen Beziehungen zu China aufgenommen."

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