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Der große Gewinner im Ukraine-Konflikt

Topographische Karte von ChinaChina
05.08.2015

China könnte der lachende Dritte in der Ukraine-Krise sein, wenn es die Chance nutzt, um offensivere Außenpolitik zu betreiben. Armin Reinartz und Julius Freiherr von Freytag-Loringhoven analysieren in einem Hintergrundbericht die Lage. "China profitiert politisch und wirtschaftlich im Ukraine-Konflikt von der Schwäche des Nachbarn Russlands und der Weltmacht USA. Das Land konnte aufgrund der internationalen Isolation Russlands niedrige Preise für russische Gasexporte aushandeln. Auch von einer Mittlerrolle Chinas zwischen der Ukraine und Russland wurde erstmals in Peking gesprochen", so die Stiftungsexperten.

Die Einmischung Chinas wäre ein Zeichen, dass das Land "endgültig seine traditionell eher passive Außenpolitik aufgeben würde und aktiver danach strebt, das internationale System nach seinen Vorstellungen zu gestalten", erklären Reinartz und von Freytag-Loringhoven. Dennoch könnten sich aus dem Konflikt um die Ukraine Nachteile für Peking vor der eigenen Haustür ergeben. Chinas Nachbarn könnten den Schluss ziehen, dass diplomatische Bemühungen sie nicht vor einem ähnlichen Schicksal wie dem der Ukraine bewahren könnten.

Eine Chance für Europa

Die asiatischen Nachbarn Chinas, die in der Ukraine eine Warnung für ihre eigene Zukunft sehen, müssten derzeit zwischen der Pazifik-Präsenz der USA und ihres übermächtigen Nachbarn China balancieren, führen die Stiftungsexperten aus. "Ein deutlich verstärktes europäisches Engagement in der Region könnte diesen Ländern, wenn auch nicht direkt militärisch, so doch wirtschaftlich und außenpolitisch, zusätzliche Optionen eröffnen." Die Bedeutung der asiatischen Märkte werde noch wachsen, allein deshalb sollte Europe präsenter sein.

"Grundlegender ist aber noch, dass die Europäer sich eine Weltordnung wünschen, die auf internationales Recht und multilaterale Institutionen baut." Ob die Welt in Zukunft so aussehen werde, hänge entscheidend von der Einbettung Chinas in diese Ordnung ab, unterstreichen Reinartz und von Freytag-Loringhoven. "Eine europäische 'Hinwendung nach Asien' mit deutlichem Einsatz für die Nutzung internationalen Rechts und multilaterale diplomatische Mechanismen könnte sich auf lange Sicht als entscheidend erweisen."

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