05.02.2015FDPFDP

BEER/SUDING/STEINER-Interview: Drei Engel für die Freiheit

Berlin. Die FDP-Generalsekretärin NICOLA BEER, die FDP-Spitzenkandidatin für die Hamburger Bürgerschaftswahl KATJA SUDING und die FDP-Spitzenkandidatin für die Bremer Bürgerschaftswahl LENCKE STEINER gaben der „Gala“ (aktuelle Ausgabe) das folgende Interview. Die Fragen stellte ANDREA SCHUMACHER:

Frage: Wie viel Engel steckt in Ihnen?

BEER: Das kommt darauf an, wer mir gegenübersteht.

STEINER: Situationsbezogen. Reicht von Engel bis Bengel.

SUDING: Als Kind war ich ein Engel …

Frage: Darf man in der Politik Engel sein?

SUDING: Es hilft manchmal, so zu wirken. (alle drei lachen)

Frage: Welche Eigenschaften braucht man heute als Politikerin?

SUDING: Manchmal Frustrationstoleranz, immer langen Atem.

BEER: Glaubwürdigkeit und Warmherzigkeit. Ich glaube, dass es vielen Männern schwerfällt, Rationales mit Gefühl zu verbinden. Das können Frauen besser.

STEINER: Wir haben, glaube ich, den größeren Mut als die Männer, uns selbst treu zu bleiben und nicht das Fähnchen in den Wind zu hängen.

Frage: Sie zeigen Kampfgeist für Ihre Partei. Was motiviert Sie, politisch zu arbeiten?

BEER: Die Menschen – sie stark zu machen.

SUDING: Ja, Chancen zu schaffen, die jeder Einzelne nutzen kann. Etwa durch gute Bildungspolitik, durch bessere Förderung von Start-ups oder eine moderne Verkehrspolitik.

STEINER: Aktiv etwas bewegen zu können.

Frage: Kritiker sagen, man wisse heute gar nicht mehr, wofür die Freie Demokratische Partei steht. Können Sie es uns sagen?

SUDING: Wir sind die Fortschrittsermöglicher. Wir stehen für Freiheit, Fortschritt und Eigenverantwortung.

BEER: Ein Freier Demokrat vertraut selten dem Mainstream. Wir sehen erst das Individuum und nicht erst das Kollektiv. Wobei der Einzelne nicht mit Ellenbogen arbeitet, sondern seine Stärke verantwortlich für die Gemeinschaft einsetzt.

Frage: Ihre Partei muss attraktiver werden. Sind die Spitzenkandidaten in Hamburg und Bremen deshalb weiblich?

SUDING: Nein, ich habe das 2011 in Hamburg ja auch schon gemacht.

Frage: Und hat es sich gelohnt?

SUDING: Ja, wir hatten mit fast sieben Prozent das beste Wahlergebnis seit 37 Jahren. Jetzt sind wir nach vier Jahren ein erfolgreiches Team mit mir an der Spitze.

Frage: Erfolg hat also auch etwas mit attrakti­vem Aussehen zu tun?

SUDING: Wenn es nur um Attraktivität ginge, würden sich die Parteien Models für den Wahlsieg casten. So ist es aber nicht – zum Erfolg gehören auch Ideen. Wir müssen unsere Ziele authentisch vertreten können. Wenn wir nicht echt sind, merkt der Wähler das sofort.

Frage: Ist es hilfreich, als Politikerin gut auszusehen? Oder hat man es dann vielleicht sogar schwerer?

SUDING: Das ist ein zweischneidiges Schwert.

STEINER: Es sind ja nicht nur äußere Reize anziehend, sondern auch die Ausstrahlung und die Haltung zu etwas.

BEER: Meine Mutter hat mir schon in frühen Jahren geraten: „Mädchen, das ist gut, dass du was im Kopf hast, aber zieh dich nett an. Die Jungs können besser gucken als denken.“ (lacht) Ich glaube allerdings, dass besonders unsere optimistische Haltung anziehend ist – jenseits von Modelmaßen.

SUDING: Attraktivität hilft, um Aufmerksamkeit zu bekommen. Auf der anderen Seite hatte ich es nach meiner Wahl erst mal schwerer, in meiner Arbeit ernst genommen zu werden. Ich denke, dass es insgesamt schwerer ist für attraktive Menschen, als intelligent wahrgenommen zu werden.

Frage: Frau Suding, in einem „Tagesschau“-Beitrag hielt die Kamera kürzlich auffällig lang auf Ihre Beine. Wie haben Sie sich gefühlt, als Sie die Sequenz gesehen haben?

SUDING: Ich bin kurz darüber gestolpert, aber fand es nicht so schlimm. Sicher auch, weil ich schon Schlimmeres gesehen habe.

Frage: Schlimmere Aufnahmen von Ihnen?

SUDING: Ja, aber das ist für mich erledigt. Man weiß jetzt, dass ich sportliche Beine habe und damit die Fünfprozenthürde überspringen kann.

Frage: Sie posieren auf einem Wahlplakat mit dem Schriftzug „Unser Mann für Hamburg“. Verstehen Sie, dass das als frauenfeindlich kritisiert wurde?

SUDING: Ich wurde jahrelang auf mein Frausein angesprochen, ich habe das nie thematisiert. Und nun habe ich das auf ironische Weise mal getan.

Frage: Also können Sie es nicht verstehen?

SUDING: Ich habe die Kritik bemerkt, aber so, wie ich lebe, kann ich das nicht nachvollziehen. Ich müsste ja eigentlich das Vorbild jeder Feministin sein. Ich habe es geschafft, ohne Quote an die Spitze zu kommen und trotzdem Frau zu sein. Auch im Privaten führe ich ein gleichberechtigtes Leben.

Frage: Sie sind alle gegen die Quote. Warum?

STEINER: Ich finde das diskriminierend, ich möchte nie die Quotenfrau sein. Außerdem löst es nicht das Problem. Einerseits wird in die unternehmerische Freiheit eingegriffen, aber auf der anderen Seite nicht die Vereinbarkeit von Job und Familie gefördert.

BEER: Wichtig wären etwa Kinderbetreuungen mit flexibleren Zeiten und ein Kulturwandel, bei dem es auch Männern möglich ist, sich um Haushalt und Kinder zu kümmern, ohne dass ihnen das in der Karriere oder im gesellschaftlichen Ansehen schadet.

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