02.01.2015FDPBildung

BEER-Gastbeitrag: Bildungspakt für gute Pädagogen und guten Unterricht

Berlin. Die FDP-Generalsekretärin NICOLA BEER schrieb für „Focus Online“ den folgenden Gastbeitrag:

Deutschland braucht einen Bildungspakt aller Beteiligten auf allen Ebenen. Anstelle von endlosen Struktur-und Ideologiedebatten gehört ausschließlich die Qualität von Unterricht und Lehre in den Fokus. Diese Qualität entsteht nicht durch Politiker und Wahlprogramme, nicht durch Föderalismus- und Zentralisierungsdebatten, sondern nur durch gute Pädagogen und guten Unterricht im Klassenzimmer. Bei Kontrolle der Ergebnisse. Und Konsequenzen dort, wo kein Entwicklungsfortschritt feststellbar ist.

Dazu müssen wir:

Bei den Kleinsten mehr investieren. Krippen, Kindergärten und Grundschulen legen die Basis für spätere Lernerfolge. Deshalb muss aus Steuergeldern vorrangig hier investiert werden, wo so früh wie möglich für alle möglichst viele Startchancen geschaffen werden. Dazu gehört auch: Unsere Kleinsten brauchen als Erzieher und Lehrer die Besten der Besten. Nur so kann der Start in eine erfolgreiche Bildungslaufbahn gelingen, nur so verhindern wir einen teuren Reparaturbetrieb bei Jugendlichen und Erwachsenen. Dieser hohe Anspruch muss sich in Ausbildung und Bezahlung der Erzieher und Grundschullehrkräfte niederschlagen.

Schulen selbstständig machen: Nur wer eigene Entscheidungshoheit bei Organisation, Budget und Personal hat, übernimmt Verantwortung und kann auch für beste Ergebnisse sorgen. Bundesweite Bildungsstandards in allen Fächern und allen Jahrgangsstufen gewährleisten das gleiche Ziel. Der Weg dorthin kann weder in Berlin noch in den Landeshauptstädten festgelegt werden. Das kann nur jede Schule vor Ort mit Blick auf die jeweilige Schülerschaft.

Die Lehrerausbildung durch Praxisorientierung von Anfang an verbessern: Vom ersten Semester an sollte jeder Lehramtsstudierende auch im Klassenraum lernen; nach dem dritten Semester sollte entschieden werden, ob er oder sie sich für die Arbeit mit Kindern in der Schule eignet. Wir haben viele tolle Lehrer, aber leider auch zu viele, die nicht in die Schule gehören.

Die besten Lehrer besser bezahlen: Bezahlung nach Leistung muss auch bei denen gelten, denen wir mit unseren Kindern unser kostbarstes Gut anvertrauen. Deshalb brauchen wir einen Leistungsbonus für die besten und engagiertesten Lehrer an unseren Schulen.

Die Schulleitungen professionalisieren: Die Leitung einer Schule ist eine Führungsaufgabe. Hierfür ist nicht jeder geeignet, nur weil er lange genug Lehrer war. Es bedarf deshalb einer gezielten Personalauswahl und Personalentwicklung. Dabei darf es kein Tabu mehr sein, Schulleiter, die sich nicht bewähren, wieder abzuberufen.

Kinder besser individuell fördern – von Behinderungen bis Hochbegabungen. Ein gleichmacherisches System wird keinem Kind gerecht. Jedes Kind muss seine eigenen Potentiale voll entfalten können, und zwar durch individuelle Förderung, die auch fordert. Der größte Fehler derzeit ist die flächendeckende Abschaffung von Förderschulen in vielen Bundesländern. Inklusion kann dort nicht gelingen, wo Lehrer nicht passend ausgebildet und Schulen zu schlecht ausgestattet sind.

Noten beibehalten: Leistung macht Spaß, der Vergleich mit anderen motiviert – im Sport wie in der Schule. Wer Noten abschafft, ist auf dem falschen Dampfer. Regelmäßige Rückmeldungen an die Schüler über ihre Leistungen sind ein wichtiges Erziehungsinstrument einer sinnvollen Anstrengungskultur. Umgekehrt müssen sich auch unsere Kinder Widerspruch erlauben dürfen statt wortlos zu resignieren, wenn das Tempo oder die Vermittlungsart eines Lehrers nicht stimmen.

Mehr Geld für Brennpunktschulen bereitstellen: Kinder in Brennpunktschulen brauchen stärkere Förderung, um dieselben Startchancen zu bekommen wie Kinder aus dem Villenviertel. Deshalb darf sich die Ausstattung von Schulen nicht allein nach der Schülerzahl bemessen, sondern muss das soziale Umfeld und die Zusammensetzung der Schülerschaft einbeziehen.

Bonus für Entwicklungsfortschritte einführen: Mehr Geld für Schulen, die ihre Kinder besser fördern. Fortschritte durch gute pädagogische Arbeit kann jede Schule erreichen. Solche Fortschritte kann man messen, etwa anhand der Entwicklung von Schulabbrecherzahlen.

BAföG für alle Studierende, unabhängig von den Eltern, gewähren: 300 Euro Zuschuss direkt an jeden Studierenden statt Steuervorteile und Kindergeld für die Eltern. Zusätzlich bis zu 500 Euro Darlehen, das nach dem Studium entsprechend der Leistungsfähigkeit zurückgezahlt werden muss. Damit kann sich jeder vor allem auf das Studium konzentrieren. Und er zeigt sich solidarisch, sobald er nach der Uni einen guten Job hat.

Die duale Ausbildung stärken: Nicht jeder Abiturient muss studieren. Mehr als ein Drittel Studienabbrecher bedeuten vertane Lebenschancen ebenso wie falsch investiertes Geld. Das können sich weder die jungen Leute noch die Gesellschaft leisten. Wir müssen stattdessen die duale Ausbildung massiv stärken, auch durch mehr gesellschaftliche Anerkennung für unsere Fachkräfte. Diese Anstrengungen sind wir unseren Kindern schuldig. Bildung macht sie stark. Wissen und Können ist das, was ihnen niemand nehmen kann. Bildung eröffnet ihnen Chancen  immer wieder. Chancen, persönlich voranzukommen, ihr Leben selbst zu gestalten, ihre Vorstellungen, Wünsche, ja Träume wahr werden zu lassen. Sie schafft Innovation und Fortschritt. Sie ist Basis für Wohlstand  des einzelnen und der Gesellschaft.

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