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30.09.2024 - 13:20Das Altersvorsorgedepot – ein Gamechanger
Bundesfinanzminister Christian Lindner möchte die Potenziale des Aktienmarkts für die private Altersvorsorge öffnen. Ab 2026 soll es deshalb neben der bekannten Riester-Rente mehr Auswahlmöglichkeiten und höhere Renditechancen geben.
Bundesfinanzminister Christian Lindner plant ein staatlich gefördertes Altersvorsorgedepot . Auf diesem Weg sollen Menschen über den Aktienmarkt besser für ihre Rente vorsorgen können. Bei der Vorstellung seiner Pläne betonte er, dass es den Freien Demokraten schon lange ein besonderes Anliegen sei, die Aktienkultur in Deutschland zu stärken. „Zu viele Menschen in unserem Land sind immer noch skeptisch gegenüber den Chancen, die direkte Investitionen in Wertpapiere bieten.“ Lindner nannte das Altersvorsorgedepot einen „Gamechanger“, der den demografischen Wandel und die schrumpfende Zahl der Beitragszahler abfedern soll.
Zeit für eine neue Kapitalmarktkultur
Ab dem 1. Januar 2026 sollen Bürger zwischen der Riester-Rente und einem privaten Altersvorsorgedepot wählen können. Die Riester-Rente wird dabei erweitert: Neben der bisherigen 100-prozentigen Beitragsgarantie soll es künftig auch eine Variante mit 80-prozentiger Garantie geben. Die 100-prozentige Garantie stellt sicher, dass das eingezahlte Kapital, einschließlich staatlicher Zulagen, unabhängig von den Kapitalmärkten erhalten bleibt, was jedoch zu konservativen und renditeschwachen Anlagen führt. „Die Riester-Produkte reflektieren die deutsche Mentalität einer absoluten Sicherheit, gewissermaßen Gürtel und Hosenträger zugleich. Dieser Wunsch nach absoluter Sicherheit geht mit zu geringen Renditen Hand in Hand“, erklärte Lindner. Die 80-prozentige Variante ermögliche ein besseres Chance-Risiko-Verhältnis.
Der große Paradigmenwechsel für unser Land
Die zweite Kategorie ist eine völlig neue Option: das private Altersvorsorgedepot . „Das ist der große Paradigmenwechsel für unser Land“, unterstrich Lindner. Denn es soll, ähnlich wie die Riester-Rente, staatlich gefördert werden, bietet jedoch mehr Freiheit bei der Auswahl der Anlageprodukte, allerdings ohne Beitragsgarantie. Während die Riester-Rente dem Schwimmen im Schwimmbecken mit Schwimmflügeln und einem Bademeister gleiche, sei das neue Altersvorsorgedepot wie „selbstbestimmtes Schwimmen in offenen Gewässern“, so Lindner.
Wer wenig Vorwissen habe, könne sich für ein sicheres Referenzdepot mit Fonds entscheiden, während Mutigere ihre Produkte selbst auswählen könnten. Trotz dieser Freiheit werde im Gesetz eine Positivliste vorgegeben, welche Anlageklassen förderfähig sind – zum Beispiel ETFs oder Schuldverschreibungen. Auch Einzelaktien sollen möglich sein. Hochrisikoprodukten wie Knock-out-Zertifikaten, kurzlaufende Optionsscheinen und Krypto-Assets erteilte Lindner jedoch eine Absage – diese Produkte seien nicht förderfähig. Lindner betonte, diese Produkte könnten Anleger weiterhin in ein nicht gefördertes Depot legen.
Der Zertifizierungsprozess für förderfähige Aktien soll laut Lindner so ablaufen: Das Bundeszentralamt für Steuern prüfe auf Antrag eines Anbieters, ob ein Altersvorsorgevertrag förderfähig ist. Bei positivem Ergebnis werde das Produkt zertifiziert. Eine individuelle Prüfung der Versicherungsnehmer erfolge nicht, die Verantwortung liege beim Anbieter. Zur Effizienzsteigerung werde zudem eine unabhängige, digitale Vergleichsplattform eingerichtet, auf der Anbieter die notwendigen Daten bereitstellen müssen.
Gesetzliche Rentenversicherung entlasten
Die genaue Höhe der Förderung müsse zwar noch innerhalb der Regierung abgestimmt werden, doch Lindner nannte bereits konkrete Zahlen: Für jeden Euro, den die Bürger selbst einzahlen, soll der Staat 20 Cent beisteuern – bis zu einem jährlichen Eigenbetrag von maximal 3.000 Euro. Um die Förderung zu erhalten, müssen Bürger mindestens 120 Euro pro Jahr in den Vertrag einzahlen. Für Eltern soll es zusätzlich zur Grundzulage eine spezielle Kinderzulage geben. Das Finanzministerium schlägt vor, für jeden selbst eingezahlten Euro 25 Cent bereitzustellen. „Der maximale Eigenbetrag würde in diesem Fall 1.200 Euro betragen, und die Kinderzulage könnte somit auf bis zu 300 Euro pro Kind steigen“, erläuterte der Finanzminister.
Darüber hinaus ist ein Bonus von 175 Euro für Personen mit einem Einkommen von bis zu 26.250 Euro vorgesehen. Berufseinsteiger unter 25 Jahren könnten zudem bis zu drei Jahre lang von einem speziellen Berufseinsteiger-Bonus in Höhe von 200 Euro profitieren. Alle Erträge blieben während der Ansparphase im Depot und würden nicht versteuert. Um „Fehlanreize in Richtung Frühverrentung“ zu vermeiden, solle der frühestmögliche Auszahlungszeitpunkt laut dem Bundesfinanzminister zudem von 62 auf 65 Jahre erhöht werden.
Bei der gesetzlichen Rente setzen die Freien Demokraten mit dem „Generationenkapital“ bereits auf den Aktienmarkt. Hier hat sich die FDP gegen große Widerstände in der Koalition und auch aus der Union durchgesetzt. Das Bundeskabinett hat das Rentenpaket II bereits beschlossen, nun muss die Rentenreform noch durch Bundestag und Bundesrat verabschiedet werden. Der Staat werde dann jährlich 12 Milliarden Euro investieren, mit einem dynamischen Anstieg bis in die 2030er Jahre, so Lindner. Ab Ende der 2030er-Jahre solle dieses Kapitalwachstum dann genutzt werden, um die Beiträge zur gesetzlichen Rentenversicherung zu entlasten.
Der Finanzminister plant, das Gesetz noch in diesem Jahr zu verabschieden und es bis 2026 zu realisieren. Lindner räumte jedoch ein, dass nicht alles bis zum 1. Januar 2026 vollständig umgesetzt sein werde, insbesondere die Vergleichsplattform für die zertifizierten Produkte benötige mehr Vorlaufzeit.
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Bundesfinanzminister Christian Lindner möchte die Potenziale des Aktienmarkts für die private Altersvorsorge öffnen. Ab 2026 soll es deshalb neben der bekannten Riester-Rente mehr Auswahlmöglichkeiten und höhere Renditechancen geben.
Bundesfinanzminister Christian Lindner plant ein staatlich gefördertes Altersvorsorgedepot [1]. Auf diesem Weg sollen Menschen über den Aktienmarkt besser für ihre Rente vorsorgen können. Bei der Vorstellung seiner Pläne betonte er, dass es den Freien Demokraten schon lange ein besonderes Anliegen sei, die Aktienkultur in Deutschland zu stärken. „Zu viele Menschen in unserem Land sind immer noch skeptisch gegenüber den Chancen, die direkte Investitionen in Wertpapiere bieten.“ Lindner nannte das Altersvorsorgedepot einen „Gamechanger“, der den demografischen Wandel und die schrumpfende Zahl der Beitragszahler abfedern soll.
Zeit für eine neue Kapitalmarktkultur
Ab dem 1. Januar 2026 sollen Bürger zwischen der Riester-Rente und einem privaten Altersvorsorgedepot [6] wählen können. Die Riester-Rente wird dabei erweitert: Neben der bisherigen 100-prozentigen Beitragsgarantie soll es künftig auch eine Variante mit 80-prozentiger Garantie geben. Die 100-prozentige Garantie stellt sicher, dass das eingezahlte Kapital, einschließlich staatlicher Zulagen, unabhängig von den Kapitalmärkten erhalten bleibt, was jedoch zu konservativen und renditeschwachen Anlagen führt. „Die Riester-Produkte reflektieren die deutsche Mentalität einer absoluten Sicherheit, gewissermaßen Gürtel und Hosenträger zugleich. Dieser Wunsch nach absoluter Sicherheit geht mit zu geringen Renditen Hand in Hand“, erklärte Lindner. Die 80-prozentige Variante ermögliche ein besseres Chance-Risiko-Verhältnis.
Der große Paradigmenwechsel für unser Land
Die zweite Kategorie ist eine völlig neue Option: das private Altersvorsorgedepot [8]. „Das ist der große Paradigmenwechsel für unser Land“, unterstrich Lindner. Denn es soll, ähnlich wie die Riester-Rente, staatlich gefördert werden, bietet jedoch mehr Freiheit bei der Auswahl der Anlageprodukte, allerdings ohne Beitragsgarantie. Während die Riester-Rente dem Schwimmen im Schwimmbecken mit Schwimmflügeln und einem Bademeister gleiche, sei das neue Altersvorsorgedepot wie „selbstbestimmtes Schwimmen in offenen Gewässern“, so Lindner.
Wer wenig Vorwissen habe, könne sich für ein sicheres Referenzdepot mit Fonds entscheiden, während Mutigere ihre Produkte selbst auswählen könnten. Trotz dieser Freiheit werde im Gesetz eine Positivliste vorgegeben, welche Anlageklassen förderfähig sind – zum Beispiel ETFs oder Schuldverschreibungen. Auch Einzelaktien sollen möglich sein. Hochrisikoprodukten wie Knock-out-Zertifikaten, kurzlaufende Optionsscheinen und Krypto-Assets erteilte Lindner jedoch eine Absage – diese Produkte seien nicht förderfähig. Lindner betonte, diese Produkte könnten Anleger weiterhin in ein nicht gefördertes Depot legen.
Der Zertifizierungsprozess für förderfähige Aktien soll laut Lindner so ablaufen: Das Bundeszentralamt für Steuern prüfe auf Antrag eines Anbieters, ob ein Altersvorsorgevertrag förderfähig ist. Bei positivem Ergebnis werde das Produkt zertifiziert. Eine individuelle Prüfung der Versicherungsnehmer erfolge nicht, die Verantwortung liege beim Anbieter. Zur Effizienzsteigerung werde zudem eine unabhängige, digitale Vergleichsplattform eingerichtet, auf der Anbieter die notwendigen Daten bereitstellen müssen.
Gesetzliche Rentenversicherung entlasten
Die genaue Höhe der Förderung müsse zwar noch innerhalb der Regierung abgestimmt werden, doch Lindner nannte bereits konkrete Zahlen: Für jeden Euro, den die Bürger selbst einzahlen, soll der Staat 20 Cent beisteuern – bis zu einem jährlichen Eigenbetrag von maximal 3.000 Euro. Um die Förderung zu erhalten, müssen Bürger mindestens 120 Euro pro Jahr in den Vertrag einzahlen. Für Eltern soll es zusätzlich zur Grundzulage eine spezielle Kinderzulage geben. Das Finanzministerium schlägt vor, für jeden selbst eingezahlten Euro 25 Cent bereitzustellen. „Der maximale Eigenbetrag würde in diesem Fall 1.200 Euro betragen, und die Kinderzulage könnte somit auf bis zu 300 Euro pro Kind steigen“, erläuterte der Finanzminister.
Darüber hinaus ist ein Bonus von 175 Euro für Personen mit einem Einkommen von bis zu 26.250 Euro vorgesehen. Berufseinsteiger unter 25 Jahren könnten zudem bis zu drei Jahre lang von einem speziellen Berufseinsteiger-Bonus in Höhe von 200 Euro profitieren. Alle Erträge blieben während der Ansparphase im Depot und würden nicht versteuert. Um „Fehlanreize in Richtung Frühverrentung“ zu vermeiden, solle der frühestmögliche Auszahlungszeitpunkt laut dem Bundesfinanzminister zudem von 62 auf 65 Jahre erhöht werden.
Bei der gesetzlichen Rente setzen die Freien Demokraten mit dem „Generationenkapital“ [11] bereits auf den Aktienmarkt. Hier hat sich die FDP gegen große Widerstände in der Koalition und auch aus der Union durchgesetzt. Das Bundeskabinett hat das Rentenpaket II bereits beschlossen, nun muss die Rentenreform noch durch Bundestag und Bundesrat verabschiedet werden. Der Staat werde dann jährlich 12 Milliarden Euro investieren, mit einem dynamischen Anstieg bis in die 2030er Jahre, so Lindner. Ab Ende der 2030er-Jahre solle dieses Kapitalwachstum dann genutzt werden, um die Beiträge zur gesetzlichen Rentenversicherung zu entlasten.
Der Finanzminister plant, das Gesetz noch in diesem Jahr zu verabschieden und es bis 2026 zu realisieren. Lindner räumte jedoch ein, dass nicht alles bis zum 1. Januar 2026 vollständig umgesetzt sein werde, insbesondere die Vergleichsplattform für die zertifizierten Produkte benötige mehr Vorlaufzeit.
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