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18.11.2020 - 19:00Nicht noch mehr Milliarden für Elektroautos
Längere Kaufprämien für E-Fahrzeuge, Zupacken beim Ladenetzausbau, Umsatteln auf sauberere Lkw, ein Zukunftsfonds für Zulieferer: Der "Autogipfel" mit der Kanzlerin hat das staatliche Förderpaket für die deutsche Kernbranche nochmals erweitert. Die "Innovationsprämie" für Käufer von E- und Hybridautos soll nicht nur bis Ende 2021, sondern vier weitere Jahre angeboten werden. Bis zu eine Milliarde Euro kostet dies den Bund extra. Die Bundesregierung sollte nicht nur auf E-Autos setzen, fordert FDP-Politiker Michael Theurer . Besser fürs Klima sei es, CO2-neutralen Kraftstoffen eine Chance zu geben, schreibt er in einem Gastbeitrag für "Zeit Online".
Denn der CO2-Fußabdruck hat es in sich: Laut dem Verein Deutscher Ingenieure (VDI) stößt ein Elektroauto bei der Produktion etwa doppelt so viel CO2 aus wie ein Auto mit Verbrennungsmotor und macht diesen Nachteil über den ganzen Lebenszyklus nicht mehr wett. "Das CO2 entsteht stattdessen bei der Herstellung des Stroms – und natürlich bei der Herstellung des Autos. Der Strom in Deutschland kam letztes Jahr zur Hälfte aus Kohle und Erdgas. Das ist natürlich nicht annähernd CO2-neutral. Und die meisten Batterien für reine Batterieautos werden in China produziert. Der Strom dafür kommt ganz überwiegend aus Kohlekraft", erklärt Theurer .
Für Theurer ist klar, dass der Ausbau der erneuerbaren Energien in Deutschland und Europa weiter voranschreiten muss und wird. Allerdings bestehe die deutsche Stromversorgung bislang noch zur Hälfte aus fossilen Energieträgern und zu weiteren etwa zehn Prozent aus Kernkraft. "Es wird bereits eine gigantische Aufgabe, trotz gleichzeitigem Atomausstieg und Kohleausstieg die Versorgungssicherheit für Haushalte und Unternehmen – deren Stromverbrauch mit zunehmender Elektrifizierung eher steigen wird – aufrechtzuerhalten", fasst das FDP-Präsidumsmitglied zusammen.
Verbrennungsmotoren klimaneutral betreiben
Zu diesem Szenario gebe es eine klimapolitische Alternative: "Was, wenn Verbrennungsmotoren CO2-neutral betrieben werden könnten? Das wäre grundsätzlich möglich, und zwar mit klimaneutralen Kraftstoffen, sogenannten E-Fuels." Statt die weltweit eine Milliarde im Einsatz befindlicher Autos mit Verbrennungsmotor auszutauschen – und bei der Herstellung der Alternativen sehr viel CO2 auszustoßen –, könne man ihren Betrieb CO2-neutral machen. Theurer führt aus : "Bekanntermaßen sind Benzin, Diesel und Kerosin Kohlenwasserstoffe, bestehen also nur aus Kohlenstoff und Wasserstoff. Durch chemische Verfahren kann beispielsweise aus Wasser der Wasserstoff abgespalten und zusammen mit CO2 zu Kraftstoff für Verbrennungsmotoren umgewandelt werden. Dieser synthetische Kraftstoff stößt aus dem Auspuff nur genau so viel CO2 aus, wie bei seiner Herstellung verwendet wurde."
Skeptikern, die argumentieren, dass man hierfür riesige Mengen Strom aus regenerativen Energiequellen braucht, hält Theurer entgegen : E-Fuels ließen sich wie heute Rohöl, Benzin oder Diesel genauso mit Tankschiffen und Pipelines transportieren. Die vorhandene Infrastruktur könne sogar dafür genutzt werden. Die Potenziale für die klimaneutrale Produktion von Wasserstoff, synthetischem Gas und E-Fuels seien enorm: "Grüner Wasserstoff wird auch durch die höhere Nachfrage voraussichtlich nicht teurer, sondern aller Wahrscheinlichkeit nach billiger, weil er erst dann im industriellen Maßstab produziert wird. Der Durchbruch des Wasserstoffs als Energieträger wird nicht gegen, sondern gerade mit den E-Fuels geschehen."
Eine langfristige Erholung der Automobilbranche im Sinne eines umfassenden Klimaschutzes werde nur mit Technologie- und Innovationsoffenheit erreicht, indem auch synthetische Kraftstoffe nicht weiter ausgebremst werden. Nötig wäre die Bereitschaft von Bundesregierung und EU-Kommission, eine Klimapolitik zu machen, die sich an realen Ergebnissen und nicht an ausgedachten Fantasiezahlen orientiert. "Statt klimapolitischem Lotto mit einem Wirrwarr aus Subventionen, dirigistischen Vorgaben und Steuern eine einzige klare Vorgabe dafür, wie viel CO2 ganz Europa in einem Jahr maximal ausstoßen will, gepaart mit einem Wettbewerb der Unternehmen darum, wer ausstoßen darf. Dafür hat sich der Emissionshandel bewährt."
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Nicht noch mehr Milliarden für Elektroautos
Längere Kaufprämien für E-Fahrzeuge, Zupacken beim Ladenetzausbau, Umsatteln auf sauberere Lkw, ein Zukunftsfonds für Zulieferer: Der "Autogipfel" mit der Kanzlerin [1] hat das staatliche Förderpaket für die deutsche Kernbranche nochmals erweitert. Die "Innovationsprämie" für Käufer von E- und Hybridautos soll nicht nur bis Ende 2021, sondern vier weitere Jahre angeboten werden. Bis zu eine Milliarde Euro kostet dies den Bund extra. Die Bundesregierung sollte nicht nur auf E-Autos setzen, fordert FDP-Politiker Michael Theurer [2]. Besser fürs Klima sei es, CO2-neutralen Kraftstoffen eine Chance zu geben, schreibt er in einem Gastbeitrag für "Zeit Online". [3]
Denn der CO2-Fußabdruck hat es in sich: Laut dem Verein Deutscher Ingenieure (VDI) stößt ein Elektroauto bei der Produktion etwa doppelt so viel CO2 [4] aus wie ein Auto mit Verbrennungsmotor und macht diesen Nachteil über den ganzen Lebenszyklus nicht mehr wett. "Das CO2 entsteht stattdessen bei der Herstellung des Stroms – und natürlich bei der Herstellung des Autos. Der Strom in Deutschland kam letztes Jahr zur Hälfte aus Kohle und Erdgas. Das ist natürlich nicht annähernd CO2-neutral. Und die meisten Batterien für reine Batterieautos werden in China produziert. Der Strom dafür kommt ganz überwiegend aus Kohlekraft", erklärt Theurer [5].
Für Theurer ist klar, dass der Ausbau der erneuerbaren Energien in Deutschland und Europa weiter voranschreiten muss und wird. Allerdings bestehe die deutsche Stromversorgung bislang noch zur Hälfte aus fossilen Energieträgern und zu weiteren etwa zehn Prozent aus Kernkraft. "Es wird bereits eine gigantische Aufgabe, trotz gleichzeitigem Atomausstieg und Kohleausstieg die Versorgungssicherheit für Haushalte und Unternehmen – deren Stromverbrauch mit zunehmender Elektrifizierung eher steigen wird – aufrechtzuerhalten", fasst das FDP-Präsidumsmitglied zusammen.
Verbrennungsmotoren klimaneutral betreiben
Zu diesem Szenario gebe es eine klimapolitische Alternative: "Was, wenn Verbrennungsmotoren CO2-neutral betrieben werden könnten? Das wäre grundsätzlich möglich, und zwar mit klimaneutralen Kraftstoffen, sogenannten E-Fuels." Statt die weltweit eine Milliarde im Einsatz befindlicher Autos mit Verbrennungsmotor auszutauschen – und bei der Herstellung der Alternativen sehr viel CO2 auszustoßen –, könne man ihren Betrieb CO2-neutral machen. Theurer führt aus [5]: "Bekanntermaßen sind Benzin, Diesel und Kerosin Kohlenwasserstoffe, bestehen also nur aus Kohlenstoff und Wasserstoff. Durch chemische Verfahren kann beispielsweise aus Wasser der Wasserstoff abgespalten und zusammen mit CO2 zu Kraftstoff für Verbrennungsmotoren umgewandelt werden. Dieser synthetische Kraftstoff stößt aus dem Auspuff nur genau so viel CO2 aus, wie bei seiner Herstellung verwendet wurde."
Skeptikern, die argumentieren, dass man hierfür riesige Mengen Strom aus regenerativen Energiequellen braucht, hält Theurer entgegen [5]: E-Fuels ließen sich wie heute Rohöl, Benzin oder Diesel genauso mit Tankschiffen und Pipelines transportieren. Die vorhandene Infrastruktur könne sogar dafür genutzt werden. Die Potenziale für die klimaneutrale Produktion von Wasserstoff, synthetischem Gas und E-Fuels seien enorm: "Grüner Wasserstoff wird auch durch die höhere Nachfrage voraussichtlich nicht teurer, sondern aller Wahrscheinlichkeit nach billiger, weil er erst dann im industriellen Maßstab produziert wird. Der Durchbruch des Wasserstoffs als Energieträger wird nicht gegen, sondern gerade mit den E-Fuels geschehen."
Eine langfristige Erholung der Automobilbranche im Sinne eines umfassenden Klimaschutzes werde nur mit Technologie- und Innovationsoffenheit erreicht, indem auch synthetische Kraftstoffe nicht weiter ausgebremst werden. Nötig wäre die Bereitschaft von Bundesregierung und EU-Kommission, eine Klimapolitik zu machen, die sich an realen Ergebnissen und nicht an ausgedachten Fantasiezahlen orientiert. "Statt klimapolitischem Lotto mit einem Wirrwarr aus Subventionen, dirigistischen Vorgaben und Steuern eine einzige klare Vorgabe dafür, wie viel CO2 ganz Europa in einem Jahr maximal ausstoßen will, gepaart mit einem Wettbewerb der Unternehmen darum, wer ausstoßen darf. Dafür hat sich der Emissionshandel bewährt."
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