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09.04.2018 - 10:45Aufwachen und Arbeitswelt von morgen gestalten
Die Freien Demokraten sind überzeugt: 15 Jahre nach den letzten großen Arbeitsmarktreformen wäre es an der Zeit, Neues zu wagen. Im Koalitionsvertrag von Union und SPD suche man smarte, innovative Ideen zum Arbeitsmarkt der Zukunft allerdings vergeblich, kritisiert Johannes Vogel. Im Focus-Gastbeitrag macht der arbeitspolitische Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion drei konkrete Vorschläge für mehr Zeitsouveränität, Lebenslaufhoheit und einen faireren Sozialstaat.
Es brauche eine Flexibilisierung des veralteten Arbeitszeitgesetzes, das momentan millionenfachen Rechtsbruch verursache. "Arbeiten im Zug, zu Hause auf der Couch oder in Chiang Mai, dem thailändischen Zentrum für Webworker – das alles ist dank Digitalisierung heute ohne Probleme möglich. Auch abends oder nachts", schreibt Vogel. Wer aber das Büro am Nachmittag verlasse, "beispielsweise für einen Zoobesuch mit den Kindern, und später um 23 Uhr noch ein paar dienstliche E-Mails schreibt, der dürfte die Arbeit laut Gesetz am nächsten Morgen nicht vor zehn Uhr fortsetzen", gibt er zu bedenken. Eine wöchentliche statt tägliche Höchstarbeitszeit wäre deshalb sinnvoll. "Niemand soll mehr arbeiten oder weniger Pausen machen müssen. Aber es muss mehr Flexibilität bei der Zeiteinteilung geben", fordert Vogel.
Den Sozialstaat updaten
Zweitens brauche es mehr Zeitsouveränität für das ganze Arbeitsleben: "Wir sollten die Idee der Langzeitkonten aus ihrem Schattendasein holen und unabhängig von der jeweiligen Beschäftigung möglich machen, dass man sich erarbeitete Zeit und Geld gutschreiben lassen kann." Einzahlungen sollten genauso steuerlich geltend gemacht werden können wie bei der betrieblichen Altersvorsorge. "So könnte man die als Berufseinsteiger aufgebauten Überstunden später in der Rushhour des Lebens für mehr Zeit mit der Familie einsetzen", betont Vogel. "Oder sich so die Spielräume schaffen, um ein Sabbatical zu nehmen oder für eine größere Weiterbildung ins Ausland zu gehen."
Als drittes Handlungsfeld plädiert Vogel für einen Umbau des Sozialstaates. "Auch durch den digitalen Wandel wird uns nicht die Arbeit ausgehen. Aber sie wird sich ändern: Manche Berufe werden verschwinden, andere neu entstehen", erklärt er. Es gelte, das Aufstiegsversprechen der Gesellschaft zu erneuern. "Zum einen, indem wir über ausreichende Angebote für lebenslanges Lernen jedem und jeder das Versprechen geben, mithalten zu können", erläutert der liberale Arbeitsmarktpolitiker. "Zum anderen, indem wir den Sozialstaat konkret fairer machen, statt abstrakt über die Höhe des Existenzminimums zu debattieren." Hier wäre zum Beispiel eine Reform der Zuverdienstgrenzen angebracht. (ch)
Aufwachen und Arbeitswelt von morgen gestalten
Die Freien Demokraten sind überzeugt: 15 Jahre nach den letzten großen Arbeitsmarktreformen wäre es an der Zeit, Neues zu wagen. Im Koalitionsvertrag von Union und SPD suche man smarte, innovative Ideen zum Arbeitsmarkt der Zukunft allerdings vergeblich, kritisiert Johannes Vogel. Im Focus-Gastbeitrag macht der arbeitspolitische Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion drei konkrete Vorschläge für mehr Zeitsouveränität, Lebenslaufhoheit und einen faireren Sozialstaat.
Es brauche eine Flexibilisierung des veralteten Arbeitszeitgesetzes, das momentan millionenfachen Rechtsbruch verursache. "Arbeiten im Zug, zu Hause auf der Couch oder in Chiang Mai, dem thailändischen Zentrum für Webworker – das alles ist dank Digitalisierung heute ohne Probleme möglich. Auch abends oder nachts", schreibt Vogel. Wer aber das Büro am Nachmittag verlasse, "beispielsweise für einen Zoobesuch mit den Kindern, und später um 23 Uhr noch ein paar dienstliche E-Mails schreibt, der dürfte die Arbeit laut Gesetz am nächsten Morgen nicht vor zehn Uhr fortsetzen", gibt er zu bedenken. Eine wöchentliche statt tägliche Höchstarbeitszeit wäre deshalb sinnvoll. "Niemand soll mehr arbeiten oder weniger Pausen machen müssen. Aber es muss mehr Flexibilität bei der Zeiteinteilung geben", fordert Vogel.
Den Sozialstaat updaten
Zweitens brauche es mehr Zeitsouveränität für das ganze Arbeitsleben: "Wir sollten die Idee der Langzeitkonten aus ihrem Schattendasein holen und unabhängig von der jeweiligen Beschäftigung möglich machen, dass man sich erarbeitete Zeit und Geld gutschreiben lassen kann." Einzahlungen sollten genauso steuerlich geltend gemacht werden können wie bei der betrieblichen Altersvorsorge. "So könnte man die als Berufseinsteiger aufgebauten Überstunden später in der Rushhour des Lebens für mehr Zeit mit der Familie einsetzen", betont Vogel. "Oder sich so die Spielräume schaffen, um ein Sabbatical zu nehmen oder für eine größere Weiterbildung ins Ausland zu gehen."
Als drittes Handlungsfeld plädiert Vogel für einen Umbau des Sozialstaates. "Auch durch den digitalen Wandel wird uns nicht die Arbeit ausgehen. Aber sie wird sich ändern: Manche Berufe werden verschwinden, andere neu entstehen", erklärt er. Es gelte, das Aufstiegsversprechen der Gesellschaft zu erneuern. "Zum einen, indem wir über ausreichende Angebote für lebenslanges Lernen jedem und jeder das Versprechen geben, mithalten zu können", erläutert der liberale Arbeitsmarktpolitiker. "Zum anderen, indem wir den Sozialstaat konkret fairer machen, statt abstrakt über die Höhe des Existenzminimums zu debattieren." Hier wäre zum Beispiel eine Reform der Zuverdienstgrenzen angebracht. (ch)