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10.05.2017 - 08:00LINDNER/KUBICKI-Doppelinterview: Entscheidend ist, dass wir drittstärkste Kraft werden
Der FDP-Bundesvorsitzende Christian Lindner und der stellvertretende FDP-Bundesvorsitzende Wolfgang Kubicki gaben der „Bild“ (Mittwoch-Ausgabe) und „Bild.de“ das folgende Interview. Die Fragen stellten Karina Mössbauer und Christian Stenzel:
Frage: Vor vier Jahren so gut wie am Ende, heute ist die FDP umworbene Königsmacherin. Ist das der Lindner-Effekt? Oder der Kubicki-Effekt?
Kubicki: Definitiv Lindner-Effekt. Er ist analysestark und rhetorisch brillant. Er hat den Weitblick, ich nur den Durchblick.
Lindner: Wir funktionieren vor allem als Team. Am Rhein hoffen wir auf den Kubicki-Effekt. Wolfgang verkörpert unser Lebensgefühl: Unbekümmertheit, Selbstbewusstsein ohne Überheblichkeit und eine Prise Humor.
Frage: Herr Lindner, 11,5 Prozent für die FDP in Schleswig-Holstein. Haben Sie ein Problem, wenn Sie in NRW nächste Woche schlechter abschneiden als Kubicki?
Lindner: Entscheidend ist, dass Rot-Grün abgewählt wird, wir drittstärkste Kraft werden. NRW ist heruntergewirtschaftet, die Lage des Landes und die Regierungsbilanz von Hannelore Kraft sind noch dramatischer als in Schleswig-Holstein.
Kubicki: Momentan ist Nordrhein-Westfalen kraftlos, ab Sonntag ist es Kraft los.
Frage: Laut INSA-Umfrage geht in NRW Große Koalition, aber auch SPD mit FDP. Vorstellbar für Sie?
Lindner: „GroKo“ ist ein anderes Wort für Stillstand. Egal ob Kraft oder Laschet sie anführt. Und die Wahrscheinlichkeit für sozialliberal geht gegen null. Rechnerisch, aber auch weil Frau Kraft im gesamten Wahlkampf nur ihre Scherben-Bilanz seit 2010 verteidigt.
Frage: Über Schleswig-Holstein weht vielleicht bald die Jamaika-Flagge – es riecht nach Koalition aus CDU, FDP und Grüne. Darf Herr Kubicki alleine über die Koalition entscheiden. Oder muss er Sie um Erlaubnis fragen?
Lindner: Nein, das wird vor Ort entschieden!
Kubicki: Es wäre das erste Mal, dass ich jemanden um Erlaubnis fragen müsste.
Frage: Wie sicher ist Jamaika in Schleswig-Holstein?
Kubicki: Jamaika – also CDU, FDP, Grüne – ist die wahrscheinlichste Koalitions-Option. Die Grünen haben in bestimmten Fragen inhaltlich andere Positionen als wir, aber sie müssen keine Angst vor uns haben. Ein Gesprächsangebot der SPD würden wir zwar nicht ablehnen. Die Wahrscheinlichkeit einer Ampel-Koalition geht aber gegen Null.
Frage: Wann werden Sie sich einig, wie Sie es mit den Grünen halten?
Lindner: In NRW sind die Grünen nicht pragmatisch, sondern ideologisch – eine altlinke Partei von Belehrern und Bevormundern. Das Bildungssystem versinkt im Chaos. Die Schulpolitik bekämpft Leistung und Vielfalt. Ihre Energie- und Klimapolitik gefährdet Arbeitsplätze, ohne der Umwelt zu helfen. Eine Ampel-Koalition in NRW ist kategorisch ausgeschlossen.
Frage: Wie ist es mit den Grünen im Bund?
Lindner: In der Wirtschafts- und Finanzpolitik sind wir weit auseinander. Aber in anderen Bereichen sind mir die Grünen näher als die Regierung unter Führung von Frau Merkel, etwa bei ihrer kritiklosen Laschheit gegenüber der Türkei. In dieser Frage steht mir Cem Özdemir näher.
Kubicki: Bei den Grünen im Bund weiß keiner, wer das Sagen hat, wohin sie wollen. Erst liebäugeln sie mit Schwarz-Grün. Kaum taucht Heilsbringer Schulz auf, ist Rot-Rot-Grün wieder im Gespräch. Parteien, die ihre politische Haltung an Umfragewerte anpassen, darf man kein Vertrauen schenken.
Frage: Im Bund dürfte die FDP im September als Koalitionspartner für CDU und SPD interessant sein. Wie denken Sie über Angela Merkel, Herr Lindner?
Lindner: Angela Merkel ist eine Bundeskanzlerin, die auf der internationalen Bühne eine verantwortungsvolle Position, aber keine Ideen für die deutsche Innenpolitik und die Erneuerung unseres Landes hat. Da überlässt sie der SPD das Spielfeld. In Berlin weiß man nie, ob die Richtlinienkompetenz bei Angela Merkel oder Andrea Nahles liegt.
Frage: Und woran denken Sie bei Martin Schulz?
Lindner: Martin Schulz müsste irgendwann auch mal sagen, wohin er unser Land führen will. Bislang will er ja nur Mehrausgaben, Experten sprechen von 30 Milliarden Euro. Wir wollen die Menschen entlasten und eine starke Wirtschaft.
Kubicki: Die Heuchelei der SPD wird überall sichtbar, wo sie regiert. Die SPD denunziert Zeitverträge und mangelnde Entlohnung. Aber das Land Schleswig-Holstein stellt seine eigenen Lehrer oft nur auf Zeitverträge für elf Monate ein. Pflegekräfte in staatlichen Einrichtungen werden miserabel bezahlt. Überall dort, wo die SPD handeln könnte, passiert nichts. Das fällt den Menschen auf.
Frage: Wie bewerten Sie die Regierungsarbeit?
Kubicki: Die GroKo verschläft Bildung und Digitalisierung. Wir bei der FDP diskutieren diese Fragen auf sehr hohem Niveau. Bei einer Weiter-so-Politik machen wir nicht mit - weder mit Union, noch mit SPD.
Frage: Die FDP war vier Jahre nicht im Bundestag. Braucht es die FDP noch?
Lindner: Der Staat hat immer mehr Geld in der Kasse, aber der Einzelne kommt nicht voran, obwohl er fleißig ist. SPD, Grüne und Schäuble gönnen den Menschen keinen zusätzlichen Cent. Und Wohneigentum wird zum Luxusgut, weil der Staat der Preistreiber Nummer eins ist! Das wollen wir verändern. Denn das ist die beste Vorsorge für das Alter.
Kubicki: Wir brauchen ein anderes Klima gegenüber Unternehmern und Selbstständigen. Sie werden viel zu oft dargestellt als Unmenschen, die ihre Mitarbeiter ausbeuten und zur Verelendung der Massen beitragen. Dabei sind sie es, die zusammen mit ihren Mitarbeitern, einen großen Teil der Steuern liefern.
Frage: Sie beide haben angekündigt, nach einer gewonnenen Bundestagswahl nach Berlin zu gehen. Welchen Posten hätten Sie denn gerne?
Kubicki: Wir wollen beide Fraktionsvorsitzender werden. (lacht)
Frage: Herr Kubicki, Christian Lindner macht Wahlwerbung im T-Shirt. Wann sehen wir Sie denn mal im Unterhemd?
Kubicki: Wenn ich irgendwann seine Figur habe.
Frage: Hat Christian Lindner denn genug Biss, Herr Kubicki?
Kubicki: Wenn ich in dem Alter schon so weit gewesen wäre wie Christian Lindner, hätte aus mir außer Papst fast alles werden können.
LINDNER/KUBICKI-Doppelinterview: Entscheidend ist, dass wir drittstärkste Kraft werden
Der FDP-Bundesvorsitzende Christian Lindner und der stellvertretende FDP-Bundesvorsitzende Wolfgang Kubicki gaben der „Bild“ (Mittwoch-Ausgabe) und „Bild.de“ das folgende Interview. Die Fragen stellten Karina Mössbauer und Christian Stenzel:
Frage: Vor vier Jahren so gut wie am Ende, heute ist die FDP umworbene Königsmacherin. Ist das der Lindner-Effekt? Oder der Kubicki-Effekt?
Kubicki: Definitiv Lindner-Effekt. Er ist analysestark und rhetorisch brillant. Er hat den Weitblick, ich nur den Durchblick.
Lindner: Wir funktionieren vor allem als Team. Am Rhein hoffen wir auf den Kubicki-Effekt. Wolfgang verkörpert unser Lebensgefühl: Unbekümmertheit, Selbstbewusstsein ohne Überheblichkeit und eine Prise Humor.
Frage: Herr Lindner, 11,5 Prozent für die FDP in Schleswig-Holstein. Haben Sie ein Problem, wenn Sie in NRW nächste Woche schlechter abschneiden als Kubicki?
Lindner: Entscheidend ist, dass Rot-Grün abgewählt wird, wir drittstärkste Kraft werden. NRW ist heruntergewirtschaftet, die Lage des Landes und die Regierungsbilanz von Hannelore Kraft sind noch dramatischer als in Schleswig-Holstein.
Kubicki: Momentan ist Nordrhein-Westfalen kraftlos, ab Sonntag ist es Kraft los.
Frage: Laut INSA-Umfrage geht in NRW Große Koalition, aber auch SPD mit FDP. Vorstellbar für Sie?
Lindner: „GroKo“ ist ein anderes Wort für Stillstand. Egal ob Kraft oder Laschet sie anführt. Und die Wahrscheinlichkeit für sozialliberal geht gegen null. Rechnerisch, aber auch weil Frau Kraft im gesamten Wahlkampf nur ihre Scherben-Bilanz seit 2010 verteidigt.
Frage: Über Schleswig-Holstein weht vielleicht bald die Jamaika-Flagge – es riecht nach Koalition aus CDU, FDP und Grüne. Darf Herr Kubicki alleine über die Koalition entscheiden. Oder muss er Sie um Erlaubnis fragen?
Lindner: Nein, das wird vor Ort entschieden!
Kubicki: Es wäre das erste Mal, dass ich jemanden um Erlaubnis fragen müsste.
Frage: Wie sicher ist Jamaika in Schleswig-Holstein?
Kubicki: Jamaika – also CDU, FDP, Grüne – ist die wahrscheinlichste Koalitions-Option. Die Grünen haben in bestimmten Fragen inhaltlich andere Positionen als wir, aber sie müssen keine Angst vor uns haben. Ein Gesprächsangebot der SPD würden wir zwar nicht ablehnen. Die Wahrscheinlichkeit einer Ampel-Koalition geht aber gegen Null.
Frage: Wann werden Sie sich einig, wie Sie es mit den Grünen halten?
Lindner: In NRW sind die Grünen nicht pragmatisch, sondern ideologisch – eine altlinke Partei von Belehrern und Bevormundern. Das Bildungssystem versinkt im Chaos. Die Schulpolitik bekämpft Leistung und Vielfalt. Ihre Energie- und Klimapolitik gefährdet Arbeitsplätze, ohne der Umwelt zu helfen. Eine Ampel-Koalition in NRW ist kategorisch ausgeschlossen.
Frage: Wie ist es mit den Grünen im Bund?
Lindner: In der Wirtschafts- und Finanzpolitik sind wir weit auseinander. Aber in anderen Bereichen sind mir die Grünen näher als die Regierung unter Führung von Frau Merkel, etwa bei ihrer kritiklosen Laschheit gegenüber der Türkei. In dieser Frage steht mir Cem Özdemir näher.
Kubicki: Bei den Grünen im Bund weiß keiner, wer das Sagen hat, wohin sie wollen. Erst liebäugeln sie mit Schwarz-Grün. Kaum taucht Heilsbringer Schulz auf, ist Rot-Rot-Grün wieder im Gespräch. Parteien, die ihre politische Haltung an Umfragewerte anpassen, darf man kein Vertrauen schenken.
Frage: Im Bund dürfte die FDP im September als Koalitionspartner für CDU und SPD interessant sein. Wie denken Sie über Angela Merkel, Herr Lindner?
Lindner: Angela Merkel ist eine Bundeskanzlerin, die auf der internationalen Bühne eine verantwortungsvolle Position, aber keine Ideen für die deutsche Innenpolitik und die Erneuerung unseres Landes hat. Da überlässt sie der SPD das Spielfeld. In Berlin weiß man nie, ob die Richtlinienkompetenz bei Angela Merkel oder Andrea Nahles liegt.
Frage: Und woran denken Sie bei Martin Schulz?
Lindner: Martin Schulz müsste irgendwann auch mal sagen, wohin er unser Land führen will. Bislang will er ja nur Mehrausgaben, Experten sprechen von 30 Milliarden Euro. Wir wollen die Menschen entlasten und eine starke Wirtschaft.
Kubicki: Die Heuchelei der SPD wird überall sichtbar, wo sie regiert. Die SPD denunziert Zeitverträge und mangelnde Entlohnung. Aber das Land Schleswig-Holstein stellt seine eigenen Lehrer oft nur auf Zeitverträge für elf Monate ein. Pflegekräfte in staatlichen Einrichtungen werden miserabel bezahlt. Überall dort, wo die SPD handeln könnte, passiert nichts. Das fällt den Menschen auf.
Frage: Wie bewerten Sie die Regierungsarbeit?
Kubicki: Die GroKo verschläft Bildung und Digitalisierung. Wir bei der FDP diskutieren diese Fragen auf sehr hohem Niveau. Bei einer Weiter-so-Politik machen wir nicht mit - weder mit Union, noch mit SPD.
Frage: Die FDP war vier Jahre nicht im Bundestag. Braucht es die FDP noch?
Lindner: Der Staat hat immer mehr Geld in der Kasse, aber der Einzelne kommt nicht voran, obwohl er fleißig ist. SPD, Grüne und Schäuble gönnen den Menschen keinen zusätzlichen Cent. Und Wohneigentum wird zum Luxusgut, weil der Staat der Preistreiber Nummer eins ist! Das wollen wir verändern. Denn das ist die beste Vorsorge für das Alter.
Kubicki: Wir brauchen ein anderes Klima gegenüber Unternehmern und Selbstständigen. Sie werden viel zu oft dargestellt als Unmenschen, die ihre Mitarbeiter ausbeuten und zur Verelendung der Massen beitragen. Dabei sind sie es, die zusammen mit ihren Mitarbeitern, einen großen Teil der Steuern liefern.
Frage: Sie beide haben angekündigt, nach einer gewonnenen Bundestagswahl nach Berlin zu gehen. Welchen Posten hätten Sie denn gerne?
Kubicki: Wir wollen beide Fraktionsvorsitzender werden. (lacht)
Frage: Herr Kubicki, Christian Lindner macht Wahlwerbung im T-Shirt. Wann sehen wir Sie denn mal im Unterhemd?
Kubicki: Wenn ich irgendwann seine Figur habe.
Frage: Hat Christian Lindner denn genug Biss, Herr Kubicki?
Kubicki: Wenn ich in dem Alter schon so weit gewesen wäre wie Christian Lindner, hätte aus mir außer Papst fast alles werden können.