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06.03.2017 - 11:00Wir müssen wieder Lust auf Zukunft haben
Der Verkauf ist besiegelt: Der französische Konzern PSA hat sich mit dem US-Unternehmen General Motors auf die Übernahme des Autobauers Opel geeinigt. Im Doppelinterview mit dem Aufsichtsratschef der BASF, Jürgen Hambrecht, erläutert FDP-Finanzpolitiker Volker Wissing, warum das eine Chance ist. Der Wirtschaftsminister von Rheinland-Pfalz ist der Überzeugung: "Politiker müssen den Mut aufbringen, Veränderungen als Chancen zu thematisieren, nicht immer nur als Risiko." Hambrecht bekräftigt: "Ich würde das positiv angehen, Kampfgeist entwickeln nach dem Motto: Das wuppen wir jetzt."
Er steht auf dem Standpunkt: "Zuallererst müssen wir Lust auf Zukunft haben. Politik neigt dazu, den Menschen immer nur Schutz zu versprechen. Ich finde, wir müssen ihnen stattdessen die Angst nehmen und sie zu Eigenverantwortung ermuntern."
Opel hat die Chance, sich global aufzustellen
Mit Blick auf jetzt laut gewordene Vorwürfe, GM habe sich um Opel nie gekümmert, entgegnet er: "Wenn ein Unternehmen wie GM 18 Jahre Verluste hinnimmt und dennoch versucht, die Firma mit Innovationen etwa im Bereich Elektromobilität nach vorn zu bewegen, wo fehlt dann das Engagement?"
Die Automobilindustrie stehe vor einem Transformationsprozess, "wie wir ihn selten erlebt haben", so der Aufsichtsratsvorsitzende von BASF. Aber Opel sei gut aufgestellt, habe gute Modelle. "Und bei Peugeot hat Opel – anders als bei GM – auch endlich die Chance, sich global aufzustellen."
Alle profitieren von der globalen Arbeitsteilung
In diesem Zusammenhang warnt er vor Abschottung und Renationalisierung, allen voran durch die neue US-Regierung: "Alle profitieren von der globalen Arbeitsteilung, vom Entwicklungs- bis hin zum hoch entwickelten Industrieland. Die Bedeutung dieser Vernetzung müssen wir der neuen Administration in Gesprächen klarmachen", so Hambrecht, der seit 2015 FDP-Mitglied und Mitglied des Wirtschaftsforums ist.
Volker Wissing, Minister für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau in Rheinland-Pfalz, weist daraufhin, dass das nicht nur die USA betreffe: "Die Briten haben sich für den Brexit entschieden, auch Teile unserer Bevölkerung sehen den weltweiten Handel kritisch." Für ein Exportland wie Deutschland sei das eine ernste Entwicklung, "der wir mit offensivem Eintreten für Freihandel und offene Märkte" begegnen müssten.
Bürger werden an der Nase herumgeführt
Die beiden nehmen selbstredend auch die Politik der großen Koalition ins Visier, über die Hambrecht nachgerade wütend ist: "Die Bundesregierung verfolgt mittlerweile eine Informationspolitik, die mit der Realität wenig zu tun hat, bezahlt mit Steuergeld." So habe das Wirtschaftsministerium eine Broschüre herausgegeben, in der die Energiewende eine Erfolgsgeschichte ist. Dabei sei sie ein "Riesenmurks". Mit dieser Informationspolitik würden die Bürger an der Nase herumgeführt.
Gleiches gelte für Martin Schulz. Dessen Abkehr von der Agenda 2010 sei der falsche Weg. Auch Wissing sagt: "Ich halte ein Zurückdrehen der Agenda 2010 für falsch. Wir brauchen mehr und nicht weniger Reformen."
Gute Konzepte und Visionen kommen zu kurz
Die beiden setzen hier auf die Themen Innovation, Bildung und Gründergeist: "Wir müssen uns mehr um die Gründer kümmern, wieder eine optimistische Risikogesellschaft werden. Das hat uns stark gemacht, und das ist das Einzige, womit wir im internationalen Wettbewerb bestehen können", sagt Wissing.
Hambrecht schiebt hinterher: "Ich bin privat Investor in Start-up-Unternehmen. Das heißt, hohes Risiko einzugehen. Ich tue das, weil es mir Freude bringt und weil ich etwas beitragen kann zu unserer Zukunft." In der Tagespolitik würden gute Konzepte und Visionen oft zu kurz kommen. Deutschland könne sich Nichtstun nicht mehr leisten. "Wir brauchen mehr Entschlossenheit und Lust auf Zukunft."
Wir müssen wieder Lust auf Zukunft haben
Der Verkauf ist besiegelt: Der französische Konzern PSA hat sich mit dem US-Unternehmen General Motors auf die Übernahme des Autobauers Opel geeinigt. Im Doppelinterview mit dem Aufsichtsratschef der BASF, Jürgen Hambrecht, erläutert FDP-Finanzpolitiker Volker Wissing, warum das eine Chance ist. Der Wirtschaftsminister von Rheinland-Pfalz ist der Überzeugung: "Politiker müssen den Mut aufbringen, Veränderungen als Chancen zu thematisieren, nicht immer nur als Risiko." Hambrecht bekräftigt: "Ich würde das positiv angehen, Kampfgeist entwickeln nach dem Motto: Das wuppen wir jetzt."
Er steht auf dem Standpunkt: "Zuallererst müssen wir Lust auf Zukunft haben. Politik neigt dazu, den Menschen immer nur Schutz zu versprechen. Ich finde, wir müssen ihnen stattdessen die Angst nehmen und sie zu Eigenverantwortung ermuntern."
Opel hat die Chance, sich global aufzustellen
Mit Blick auf jetzt laut gewordene Vorwürfe, GM habe sich um Opel nie gekümmert, entgegnet er: [1] "Wenn ein Unternehmen wie GM 18 Jahre Verluste hinnimmt und dennoch versucht, die Firma mit Innovationen etwa im Bereich Elektromobilität nach vorn zu bewegen, wo fehlt dann das Engagement?"
Die Automobilindustrie stehe vor einem Transformationsprozess, "wie wir ihn selten erlebt haben", so der Aufsichtsratsvorsitzende von BASF. Aber Opel sei gut aufgestellt, habe gute Modelle. "Und bei Peugeot hat Opel – anders als bei GM – auch endlich die Chance, sich global aufzustellen."
Alle profitieren von der globalen Arbeitsteilung
In diesem Zusammenhang warnt er vor Abschottung und Renationalisierung, allen voran durch die neue US-Regierung: "Alle profitieren von der globalen Arbeitsteilung, vom Entwicklungs- bis hin zum hoch entwickelten Industrieland. Die Bedeutung dieser Vernetzung müssen wir der neuen Administration in Gesprächen klarmachen", so Hambrecht, der seit 2015 FDP-Mitglied und Mitglied des Wirtschaftsforums [2] ist.
Volker Wissing, Minister für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau in Rheinland-Pfalz, weist daraufhin, dass das nicht nur die USA betreffe: "Die Briten haben sich für den Brexit entschieden, auch Teile unserer Bevölkerung sehen den weltweiten Handel kritisch." Für ein Exportland wie Deutschland sei das eine ernste Entwicklung, "der wir mit offensivem Eintreten für Freihandel und offene Märkte" begegnen müssten.
Bürger werden an der Nase herumgeführt
Die beiden nehmen selbstredend auch die Politik der großen Koalition ins Visier, über die Hambrecht nachgerade wütend ist: "Die Bundesregierung verfolgt mittlerweile eine Informationspolitik, die mit der Realität wenig zu tun hat, bezahlt mit Steuergeld." So habe das Wirtschaftsministerium eine Broschüre herausgegeben, in der die Energiewende eine Erfolgsgeschichte ist. Dabei sei sie ein "Riesenmurks". Mit dieser Informationspolitik würden die Bürger an der Nase herumgeführt.
Gleiches gelte für Martin Schulz. Dessen Abkehr von der Agenda 2010 [3] sei der falsche Weg. Auch Wissing sagt: "Ich halte ein Zurückdrehen der Agenda 2010 für falsch. Wir brauchen mehr und nicht weniger Reformen."
Gute Konzepte und Visionen kommen zu kurz
Die beiden setzen hier auf die Themen Innovation, Bildung und Gründergeist: "Wir müssen uns mehr um die Gründer kümmern, wieder eine optimistische Risikogesellschaft werden. Das hat uns stark gemacht, und das ist das Einzige, womit wir im internationalen Wettbewerb bestehen können", sagt Wissing.
Hambrecht schiebt hinterher: "Ich bin privat Investor in Start-up-Unternehmen. Das heißt, hohes Risiko einzugehen. Ich tue das, weil es mir Freude bringt und weil ich etwas beitragen kann zu unserer Zukunft." In der Tagespolitik würden gute Konzepte und Visionen oft zu kurz kommen. Deutschland könne sich Nichtstun nicht mehr leisten. "Wir brauchen mehr Entschlossenheit und Lust auf Zukunft."