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28.08.2015 - 09:00Gründen geht besser
Sachsen-Anhalt geht besser. Gründen geht besser. Unter diesem Motto lud die FDP-Fraktionsvorsitzendenkonferenz zum Startup-Dialog nach Halle. "Wir Freien Demokraten wollen eine neue Gründerkultur für unser Land", erklärte Christian Lindner, Vorsitzender der FDP-Fraktion Nordrhein-Westfalen. In der Gesellschaft seien junge Unternehmen die "Hefe im Teig". Man dürfe ihnen keine Knüppel zwischen die Beine werfen. "Jeder, der will, soll es auch schaffen können. Durch die weltbeste Bildung und einen Staat, der es ihm einfach macht", so Lindner.
Im Hof des Halloren- und Salinemuseums Halle brachte er vor rund 200 Zuhörern seine Vorstellungen auf den Punkt: Für mehr Unternehmensgründungen müsse Deutschland auf die "drei K" setzen – "Köpfe, Kapital und Kultur". Wichtigste Voraussetzung sei es, das Bildungssystem auf die Höhe der Zeit zu bringen. Dies erfordere eine gemeinsame Kraftanstrengung von Bund, Ländern und Gemeinden. "Wenn wir uns heute mit mittelmäßiger Bildung zufrieden geben", warnte Lindner, "dann haben wir morgen nur noch ein mittelmäßiges Leben."
Für eine bessere Kapitalausstattung beim Unternehmensstart brauche es mehr risikobereite Finanziers. Geld sei genug vorhanden, so Lindner. Dies müsse nur in die richtigen Bahnen gelenkt werden – zum Beispiel, indem die Politik Versicherern die Investition in Startups erleichtere. Durch höhere Zinsen bei der Lebensversicherung könnten davon am Ende alle profitieren.
Für eine Kultur der zweiten Chance
Unter dem Stichwort "Kultur" forderte Lindner ein Ende der stetigen Freiheitsbeschränkungen. "Die größte Bedrohung für junge Unternehmen ist die Bürokratie, die ihre Tentakeln in jeden Winkel unseres Lebens schlagen will", konstatierte er. Stattdessen müssten die Hürden für eine Unternehmensgründung gesenkt werden, beispielsweise durch ein bürokratiefreies erstes Jahr. Ganz entscheidend ist für Lindner jedoch eine "Mentalitätsreform" : Im Fall des Scheiterns dürfe es nicht Häme und Spott geben, sondern eine zweite Chance.
Einen Mentalitätswandel hin zu mehr Mut, Optimismus und Risikobereitschaft hatte bereits Frank Sitta in seiner Begrüßung gefordert. Der Landesvorsitzende der FDP Sachsen-Anhalt ist selbst Unternehmer. Sein Ziel ist es , seine Heimat zu einem Gründerland zu machen. Es dürfe nicht länger "cooler" sein, sein Glück in Berlin oder Hamburg zu versuchen. "Wir setzen auf Gründer in Halle, Magdeburg oder Dessau", unterstrich Sitta.
Angst vor dem Scheitern abbauen
Christian Lindner und Frank Sitta diskutieren mit Gründern
Wie das gelingen könne, diskutierten Lindner und Sitta im Anschluss mit Ali Mahlodji von der Wiener Online-Jobbörse whatchado, sowie mit Matthias Dögel, dessen Dögel GmbH Plattformen für zielgruppenorientierte Social Networks betreibt, Rolf Kluge, Geschäftsführer von APPSfactory und Experte für die Entwicklung von Applikationen, und Jörg Schnurre, der mit pinkwhy eine virtuelle Galerie für talentierte junge Künstler umsetzte.
Dabei schilderte Mahlodji eindringlich, wie ihn seine persönliche Biografie als Flüchtling aus dem Irak zum Gründer machte. "Meine Eltern hatten alles verloren und wir standen vom ersten Tag an mit dem Rücken zur Wand", so Mahlodji. Er ist sich sicher, dass er sich ohne diesen Hintergrund nicht so viel zutrauen würde. Denn spätestens in der Schule würde den Kindern die Angst vor dem Scheitern anerzogen: "Wenn man einen Test mit 20 Fragen schriebt, heißt es – Du hast vier Fehler. Niemand sagt: Du hast 16 Richtige." Er forderte ein Ende dieser "Fehlerkultur".
Chancen nutzen
Anhand seiner Erfahrungen mit dem großen Konkurrenten Microsoft erläuterte Matthias Dögel, dass ein Unternehmer auch mit Niederlagen umgehen können müsse. "Viele Menschen sind bei einem Rückschlag wie blockiert", gab Dögel zu bedenken. Dies sei aber genau die falsche Reaktion. Ein Gründer müsse vielmehr seine Strategien ändern und anpassen.
Jörg Schnurre gab einen drastischen Einblick in die Gründerrealität in Sachsen-Anhalt. Ein Unternehmer verbringe viel Zeit mit der Beschaffung von Informationen, weil es vor Ort kaum kompetente Ansprechpartner gebe. Ohne ausreichende Sicherheiten Kapital zu bekommen, sei sehr schwer. "Ein Wort wie 'Business-Angels' ist hier unbekannt", erklärte Schnurre. Sein Vorschlag: die Schaffung von "Crowd-Angels". "Zwei, drei Leute sollten sich zusammentun und ein Projekt finanzieren."
Für Rolf Kluge hängt der Erfolg seines Leipziger Unternehmens wesentlich von der guten Infrastruktur ab. "Wir sitzen ständig im Zug auf dem Weg zu Kunden", so Kluge. Andere Städte in Sachsen-Anhalt wie Halle seien ähnlich verkehrsgünstig gelegen. Zudem regte er Kooperationen zwischen den Städten an. Seine Botschaft: Auch Sachsen-Anhalt hat Chancen. Es muss sie nur nutzen.
Gründen geht besser
Sachsen-Anhalt geht besser. Gründen geht besser. Unter diesem Motto lud die FDP-Fraktionsvorsitzendenkonferenz zum Startup-Dialog nach Halle. "Wir Freien Demokraten wollen eine neue Gründerkultur [1] für unser Land", erklärte Christian Lindner, Vorsitzender der FDP-Fraktion Nordrhein-Westfalen. In der Gesellschaft seien junge Unternehmen die "Hefe im Teig". Man dürfe ihnen keine Knüppel zwischen die Beine werfen. "Jeder, der will, soll es auch schaffen können. Durch die weltbeste Bildung und einen Staat, der es ihm einfach macht", so Lindner.
Im Hof des Halloren- und Salinemuseums Halle brachte er vor rund 200 Zuhörern seine Vorstellungen auf den Punkt: Für mehr Unternehmensgründungen müsse Deutschland auf die "drei K" setzen – "Köpfe, Kapital und Kultur". Wichtigste Voraussetzung sei es, das Bildungssystem auf die Höhe der Zeit zu bringen. Dies erfordere eine gemeinsame Kraftanstrengung von Bund, Ländern und Gemeinden. "Wenn wir uns heute mit mittelmäßiger Bildung zufrieden geben", warnte Lindner, "dann haben wir morgen nur noch ein mittelmäßiges Leben."
Für eine bessere Kapitalausstattung beim Unternehmensstart brauche es mehr risikobereite Finanziers. Geld sei genug vorhanden, so Lindner. Dies müsse nur in die richtigen Bahnen gelenkt werden – zum Beispiel, indem die Politik Versicherern die Investition in Startups erleichtere. Durch höhere Zinsen bei der Lebensversicherung könnten davon am Ende alle profitieren.
Für eine Kultur der zweiten Chance
Unter dem Stichwort "Kultur" forderte Lindner ein Ende der stetigen Freiheitsbeschränkungen. "Die größte Bedrohung für junge Unternehmen ist die Bürokratie, die ihre Tentakeln in jeden Winkel unseres Lebens schlagen will", konstatierte er. Stattdessen müssten die Hürden für eine Unternehmensgründung gesenkt werden, beispielsweise durch ein bürokratiefreies erstes Jahr. Ganz entscheidend ist für Lindner jedoch eine "Mentalitätsreform" [5]: Im Fall des Scheiterns dürfe es nicht Häme und Spott geben, sondern eine zweite Chance.
Einen Mentalitätswandel hin zu mehr Mut, Optimismus und Risikobereitschaft hatte bereits Frank Sitta in seiner Begrüßung gefordert. Der Landesvorsitzende der FDP Sachsen-Anhalt ist selbst Unternehmer. Sein Ziel ist es [6], seine Heimat zu einem Gründerland zu machen. Es dürfe nicht länger "cooler" sein, sein Glück in Berlin oder Hamburg zu versuchen. "Wir setzen auf Gründer in Halle, Magdeburg oder Dessau", unterstrich Sitta.
Angst vor dem Scheitern abbauen
Christian Lindner und Frank Sitta diskutieren mit Gründern
Wie das gelingen könne, diskutierten Lindner und Sitta im Anschluss mit Ali Mahlodji von der Wiener Online-Jobbörse whatchado, sowie mit Matthias Dögel, dessen Dögel GmbH Plattformen für zielgruppenorientierte Social Networks betreibt, Rolf Kluge, Geschäftsführer von APPSfactory und Experte für die Entwicklung von Applikationen, und Jörg Schnurre, der mit pinkwhy eine virtuelle Galerie für talentierte junge Künstler umsetzte.
Dabei schilderte Mahlodji eindringlich, wie ihn seine persönliche Biografie als Flüchtling aus dem Irak zum Gründer machte. "Meine Eltern hatten alles verloren und wir standen vom ersten Tag an mit dem Rücken zur Wand", so Mahlodji. Er ist sich sicher, dass er sich ohne diesen Hintergrund nicht so viel zutrauen würde. Denn spätestens in der Schule würde den Kindern die Angst vor dem Scheitern [7] anerzogen: "Wenn man einen Test mit 20 Fragen schriebt, heißt es – Du hast vier Fehler. Niemand sagt: Du hast 16 Richtige." Er forderte ein Ende dieser "Fehlerkultur".
Chancen nutzen
Anhand seiner Erfahrungen mit dem großen Konkurrenten Microsoft erläuterte Matthias Dögel, dass ein Unternehmer auch mit Niederlagen umgehen können müsse. "Viele Menschen sind bei einem Rückschlag wie blockiert", gab Dögel zu bedenken. Dies sei aber genau die falsche Reaktion. Ein Gründer müsse vielmehr seine Strategien ändern und anpassen.
Jörg Schnurre gab einen drastischen Einblick in die Gründerrealität in Sachsen-Anhalt. Ein Unternehmer verbringe viel Zeit mit der Beschaffung von Informationen, weil es vor Ort kaum kompetente Ansprechpartner gebe. Ohne ausreichende Sicherheiten Kapital zu bekommen, sei sehr schwer. "Ein Wort wie 'Business-Angels' ist hier unbekannt", erklärte Schnurre. Sein Vorschlag: die Schaffung von "Crowd-Angels". "Zwei, drei Leute sollten sich zusammentun und ein Projekt finanzieren."
Für Rolf Kluge hängt der Erfolg seines Leipziger Unternehmens wesentlich von der guten Infrastruktur ab. "Wir sitzen ständig im Zug auf dem Weg zu Kunden", so Kluge. Andere Städte in Sachsen-Anhalt wie Halle seien ähnlich verkehrsgünstig gelegen. Zudem regte er Kooperationen zwischen den Städten an. Seine Botschaft: Auch Sachsen-Anhalt hat Chancen. Es muss sie nur nutzen.