FDP|
23.07.2015 - 15:30Mittelstandsexperte mit starker Meinung
Seit zwei Jahren führt Albert Duin den bayerischen FDP-Landesverband. Im Interview mit "isar donau wald" sprach er über den Mindestlohn, Energiepolitik sowie seinen Einstieg in die Politik. "Ich stelle fest, dass ich die Erfahrung, die ich in der freien Wirtschaft gesammelt habe, sehr gut einbringen kann in die Politik", berichtete Duin.
Seine Erfahrung als Unternehmer verschaffe ihm einen Vorteil gegenüber seinen Berufspolitiker-Kollegen, erläuterte Duin. "Wir können frei sagen, was wir von der Rente mit 63, vom Mindestlohn, von Dokumentationspflichten und Arbeitszeitverordnungen halten, von Bürokratie und Gleichmacherei. Wir wollen Talente fördern, wir wollen Leistung erlauben und auch Unterschiede zulassen."
Lesen Sie hier das vollständige Interview.
Herr Duin, Sie wollten mit Ihrer Kandidatur eigentlich nur die Delegierten wachrütteln. Jetzt sind Sie fast zwei Jahre Landesvorsitzender der FDP. Wie geht es Ihnen damit?
Duin: Ich bin zuerst ziemlich blauäugig hineingegangen - nach dem Motto "Ein Unternehmer kann alles". Ich wusste nicht, dass ich auf einmal meine Zeit ganz anders einteilen muss. Dass meine Feierabende auf einmal nicht mehr mit Schafkopfspielen und Freundetreffen gefüllt waren, sondern mit Politik. Aber ich habe die Sache schnell angenommen. Ich stelle fest, dass ich die Erfahrung, die ich in der freien Wirtschaft gesammelt habe, sehr gut einbringen kann in die Politik.
Sie führen ein mittelständisches Unternehmen. Erhöht das Ihre Glaubwürdigkeit, mittelstandsfreundliche Politik zu machen?
Duin: Ich glaube sehr wohl, dass ich, speziell weil ich Geschäfte im In- und Ausland mache, die wirtschaftlichen Zusammenhänge besser verstehe als mancher Berufspolitiker.
Auch andere Parteien schreiben sich auf die Fahnen, Politik für den Mittelstand zu machen, etwa die CSU oder die Freien Wähler. Was unterscheidet die FDP von denen?
Duin: Aufgrund dessen, dass wir jetzt nicht in der Regierung sitzen, müssen wir überhaupt keine Rücksicht nehmen auf Koalitionen und sonstige Dinge. Wir können frei sagen, was wir von der Rente mit 63, vom Mindestlohn, von Dokumentationspflichten und Arbeitszeitverordnungen halten, von Bürokratie und Gleichmacherei. Wir wollen Talente fördern, wir wollen Leistung erlauben und auch Unterschiede zulassen. Andere fordern "gleicher Lohn für gleiche Arbeit". Aber wie wollen Sie Arbeiten vergleichen? Der eine ist schneller, der andere langsamer, beim nächsten ist die Qualität höher. So ist das nun einmal im Leben.
Den Mindestlohn haben Sie einmal wörtlich als "Frechheit" bezeichnet. Was finden Sie frech daran, mindestens 8,50 Euro pro Stunde zahlen zu müssen?
Duin: Das ist nicht die Frechheit. Ich gönne jedem seine Gehaltserhöhung. Das Problem ist die Steuerprogression. Wenn Sie bisher 7,50 Euro verdient haben und jetzt 8,50 Euro, bekommen Sie brutto einen Euro mehr. Netto sind das aber nur 55 Cent. Und was muss der Arbeitgeber mehr zahlen? 1,30 Euro, weil ja die Lohnnebenkosten obendrauf kommen. 75 Cent gehen also an den Staat. Das ist die Frechheit! Das ist das Unsozialste, was ich mir vorstellen kann.
Predigen Sie da nicht genau jenen Marktliberalismus, für den die FDP abgewählt worden ist?
Duin: Wir sind nicht dafür abgewählt worden, sondern dafür, dass wir nicht standhaft waren. Wir haben ein einfaches, niedriges und gerechtes Steuersystem versprochen. Das wurde nicht umgesetzt. Aber nach wie vor gilt: Leistung muss sich auch lohnen.
Sie haben vor ein paar Monaten gemeint, dass in zwei, drei Jahren die Laufzeiten der Atomkraftwerke verlängert werden könnten. Ist die FDP eine Pro-Atom-Partei?
Duin: Die FDP will eine Energiepolitik mit Vernunft. Ich bin als Unternehmer, Techniker und Betriebswirt offen für Forschung und Entwicklung. Ideologisch einfach den Deckel draufmachen auf eine Technologie und ihr nicht die Möglichkeit der Weiterentwicklung geben, ist ein Fehler. Ich persönlich halte die Kernenergie für die beste Möglichkeit, unseren Energiebedarf zu decken. Das ist den Leuten leider schwer zu erklären, wie weit man heute schon ist mit schnellen Brütern und Rückgewinnung von Kernbrennstoffen, weil die Angstverbreitung mancher Parteien gewirkt hat. Wir sind in Wirklichkeit alle Schisser.
Wie kommen Sie mit der früheren Spitze der Bayern-FDP zurecht, mit Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, Martin Zeil, Wolfgang Heubisch oder Thomas Hacker?
Duin: Am Anfang war es etwas reserviert, was ich natürlich verstehe, weil ich im Überschwang ein bisschen übertrieben habe, die alten Kader auszuhebeln. Dafür habe ich mich entschuldigt. Wir haben inzwischen ein ziemlich gutes Miteinander und es wird, glaube ich, auch anerkannt, was die neue Führung alles bewegt.
Wollen Sie Spitzenkandidat für die Landtagswahl 2018 werden?
Duin: Spitzenkandidat? Ich möchte Ministerpräsident werden.
Ein ambitioniertes Ziel.
Duin: Also bitte. Mit Kleinigkeiten gebe ich mich nicht ab (lacht). Das wäre doch was: ein Ostfriese als Bayerischer Ministerpräsident.
Mittelstandsexperte mit starker Meinung
Seit zwei Jahren führt Albert Duin den bayerischen FDP-Landesverband. Im Interview mit "isar donau wald" sprach er über den Mindestlohn, Energiepolitik sowie seinen Einstieg in die Politik. "Ich stelle fest, dass ich die Erfahrung, die ich in der freien Wirtschaft gesammelt habe, sehr gut einbringen kann in die Politik", berichtete Duin.
Seine Erfahrung als Unternehmer verschaffe ihm einen Vorteil gegenüber seinen Berufspolitiker-Kollegen, erläuterte Duin. "Wir können frei sagen, was wir von der Rente mit 63, vom Mindestlohn, von Dokumentationspflichten und Arbeitszeitverordnungen halten, von Bürokratie und Gleichmacherei. Wir wollen Talente fördern, wir wollen Leistung erlauben und auch Unterschiede zulassen."
Lesen Sie hier das vollständige Interview.
Herr Duin, Sie wollten mit Ihrer Kandidatur eigentlich nur die Delegierten wachrütteln. Jetzt sind Sie fast zwei Jahre Landesvorsitzender der FDP. Wie geht es Ihnen damit?
Duin: Ich bin zuerst ziemlich blauäugig hineingegangen - nach dem Motto "Ein Unternehmer kann alles". Ich wusste nicht, dass ich auf einmal meine Zeit ganz anders einteilen muss. Dass meine Feierabende auf einmal nicht mehr mit Schafkopfspielen und Freundetreffen gefüllt waren, sondern mit Politik. Aber ich habe die Sache schnell angenommen. Ich stelle fest, dass ich die Erfahrung, die ich in der freien Wirtschaft gesammelt habe, sehr gut einbringen kann in die Politik.
Sie führen ein mittelständisches Unternehmen. Erhöht das Ihre Glaubwürdigkeit, mittelstandsfreundliche Politik zu machen?
Duin: Ich glaube sehr wohl, dass ich, speziell weil ich Geschäfte im In- und Ausland mache, die wirtschaftlichen Zusammenhänge besser verstehe als mancher Berufspolitiker.
Auch andere Parteien schreiben sich auf die Fahnen, Politik für den Mittelstand zu machen, etwa die CSU oder die Freien Wähler. Was unterscheidet die FDP von denen?
Duin: Aufgrund dessen, dass wir jetzt nicht in der Regierung sitzen, müssen wir überhaupt keine Rücksicht nehmen auf Koalitionen und sonstige Dinge. Wir können frei sagen, was wir von der Rente mit 63, vom Mindestlohn, von Dokumentationspflichten und Arbeitszeitverordnungen halten, von Bürokratie und Gleichmacherei. Wir wollen Talente fördern, wir wollen Leistung erlauben und auch Unterschiede zulassen. Andere fordern "gleicher Lohn für gleiche Arbeit". Aber wie wollen Sie Arbeiten vergleichen? Der eine ist schneller, der andere langsamer, beim nächsten ist die Qualität höher. So ist das nun einmal im Leben.
Den Mindestlohn haben Sie einmal wörtlich als "Frechheit" bezeichnet. Was finden Sie frech daran, mindestens 8,50 Euro pro Stunde zahlen zu müssen?
Duin: Das ist nicht die Frechheit. Ich gönne jedem seine Gehaltserhöhung. Das Problem ist die Steuerprogression. Wenn Sie bisher 7,50 Euro verdient haben und jetzt 8,50 Euro, bekommen Sie brutto einen Euro mehr. Netto sind das aber nur 55 Cent. Und was muss der Arbeitgeber mehr zahlen? 1,30 Euro, weil ja die Lohnnebenkosten obendrauf kommen. 75 Cent gehen also an den Staat. Das ist die Frechheit! Das ist das Unsozialste, was ich mir vorstellen kann.
Predigen Sie da nicht genau jenen Marktliberalismus, für den die FDP abgewählt worden ist?
Duin: Wir sind nicht dafür abgewählt worden, sondern dafür, dass wir nicht standhaft waren. Wir haben ein einfaches, niedriges und gerechtes Steuersystem versprochen. Das wurde nicht umgesetzt. Aber nach wie vor gilt: Leistung muss sich auch lohnen.
Sie haben vor ein paar Monaten gemeint, dass in zwei, drei Jahren die Laufzeiten der Atomkraftwerke verlängert werden könnten. Ist die FDP eine Pro-Atom-Partei?
Duin: Die FDP will eine Energiepolitik mit Vernunft. Ich bin als Unternehmer, Techniker und Betriebswirt offen für Forschung und Entwicklung. Ideologisch einfach den Deckel draufmachen auf eine Technologie und ihr nicht die Möglichkeit der Weiterentwicklung geben, ist ein Fehler. Ich persönlich halte die Kernenergie für die beste Möglichkeit, unseren Energiebedarf zu decken. Das ist den Leuten leider schwer zu erklären, wie weit man heute schon ist mit schnellen Brütern und Rückgewinnung von Kernbrennstoffen, weil die Angstverbreitung mancher Parteien gewirkt hat. Wir sind in Wirklichkeit alle Schisser.
Wie kommen Sie mit der früheren Spitze der Bayern-FDP zurecht, mit Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, Martin Zeil, Wolfgang Heubisch oder Thomas Hacker?
Duin: Am Anfang war es etwas reserviert, was ich natürlich verstehe, weil ich im Überschwang ein bisschen übertrieben habe, die alten Kader auszuhebeln. Dafür habe ich mich entschuldigt. Wir haben inzwischen ein ziemlich gutes Miteinander und es wird, glaube ich, auch anerkannt, was die neue Führung alles bewegt.
Wollen Sie Spitzenkandidat für die Landtagswahl 2018 werden?
Duin: Spitzenkandidat? Ich möchte Ministerpräsident werden.
Ein ambitioniertes Ziel.
Duin: Also bitte. Mit Kleinigkeiten gebe ich mich nicht ab (lacht). Das wäre doch was: ein Ostfriese als Bayerischer Ministerpräsident.