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07.05.2015 - 12:30Walter Scheel spricht als Bundespräsident über den 8. Mai 1945
Am 8. Mai 1945 endete der Zweiten Weltkrieg in Europa und mit ihm auch die nationalsozialistische Gewaltherrschaft. Jetzt jährt sich dieser Tag zum 70. Mal. Wir erinnern an dieser Stelle an den 30. Jahrestag des 8. Mai 1945 , denn an dem Tag brachte der FDP-Ehrenrvorsitzende Walter Scheel als damaliger Bundespräsident die Bedeutung des Tages in seiner ganzen Spannweite zur Sprache. Allgemein gilt zwar Richard von Weizsäcker mit seiner Rede im Jahre 1985 als der Spitzenpolitiker, der dem 8. Mai als „Tag der Befreiung“ in der deutschen Geschichte einen neuen Sinn gegeben hat. Allerdings hatte bereits Scheel erstmals den Gedanken eingeführt , in ihm eine Befreiung zu sehen.
Am 6. Mai 1975 versuchte Walter Scheel in der Bonner Schlosskirche die gesamte Dimension dieses Jahrestages aufzuzeigen und dabei die unterschiedlichen Generationenerfahrungen miteinander zu versöhnen. So sprach er einleitend vor allem die ältere Generation an, die den Tag bewusst miterlebt hatte und nach wie vor als „widersprüchliches“ Datum empfand, womit Scheel indirekt an das berühmte Diktum seines liberalen Vorgängers Theodor Heuss anknüpfte. Der hatte noch im Parlamentarischen Rat zum 8. Mai festgestellt: Dieser Tag sei „die tragischste und fragwürdigste Paradoxie der Geschichte für jeden von uns (gewesen). Warum denn? Weil wir erlöst und vernichtet in einem gewesen sind.“ (vgl. Liberaler Stichtag 08.05.2009)
Scheel aber wollte diese „Paradoxie“ überwinden und wies auf die Chancen hin, die das Kriegsende trotz allem für die Deutschen geboten hätte und welche von diesen genutzt worden seien. Zugleich warnte er gerade mit Blick auf die Jüngeren – es war die Hochzeit des RAF-Terrorismus - davor, sich auf diesen Lorbeeren auszuruhen; vielmehr müsse man an der gelernten Lektion, „an Freiheit und Recht und Gewaltlosigkeit“ festhalten. Die politische Kultur und Ordnung der Bundesrepublik könnten zwar kritisiert werden, dürften aber gerade im Rückblick auf die jüngere Vergangenheit in ihrem Kern nicht verändert werden.
Walter Scheel spricht als Bundespräsident über den 8. Mai 1945
Am 8. Mai 1945 endete der Zweiten Weltkrieg in Europa und mit ihm auch die nationalsozialistische Gewaltherrschaft. Jetzt jährt sich dieser Tag zum 70. Mal. Wir erinnern an dieser Stelle an den 30. Jahrestag des 8. Mai 1945 [1], denn an dem Tag brachte der FDP-Ehrenrvorsitzende Walter Scheel als damaliger Bundespräsident die Bedeutung des Tages [2] in seiner ganzen Spannweite zur Sprache. Allgemein gilt zwar Richard von Weizsäcker mit seiner Rede im Jahre 1985 als der Spitzenpolitiker, der dem 8. Mai als „Tag der Befreiung“ in der deutschen Geschichte einen neuen Sinn gegeben hat. Allerdings hatte bereits Scheel erstmals den Gedanken eingeführt [3], in ihm eine Befreiung zu sehen.
Am 6. Mai 1975 versuchte Walter Scheel in der Bonner Schlosskirche die gesamte Dimension dieses Jahrestages aufzuzeigen und dabei die unterschiedlichen Generationenerfahrungen miteinander zu versöhnen. So sprach er einleitend vor allem die ältere Generation an, die den Tag bewusst miterlebt hatte und nach wie vor als „widersprüchliches“ Datum empfand, womit Scheel indirekt an das berühmte Diktum seines liberalen Vorgängers Theodor Heuss anknüpfte. Der hatte noch im Parlamentarischen Rat zum 8. Mai festgestellt: Dieser Tag sei „die tragischste und fragwürdigste Paradoxie der Geschichte für jeden von uns (gewesen). Warum denn? Weil wir erlöst und vernichtet in einem gewesen sind.“ (vgl. Liberaler Stichtag 08.05.2009) [4]
Scheel aber wollte diese „Paradoxie“ überwinden und wies auf die Chancen hin, die das Kriegsende trotz allem für die Deutschen geboten hätte und welche von diesen genutzt worden seien. Zugleich warnte er gerade mit Blick auf die Jüngeren – es war die Hochzeit des RAF-Terrorismus - davor, sich auf diesen Lorbeeren auszuruhen; vielmehr müsse man an der gelernten Lektion, „an Freiheit und Recht und Gewaltlosigkeit“ festhalten. Die politische Kultur und Ordnung der Bundesrepublik könnten zwar kritisiert werden, dürften aber gerade im Rückblick auf die jüngere Vergangenheit in ihrem Kern nicht verändert werden.