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07.04.2015 - 09:30Konkrete Chancen für Frauen statt Gender-Wahn
Quote, Gehalt, Unisex-Toilette: Beim Thema Gleichberechtigung von Mann und Frau am Arbeitsplatz wird gerne nach einfachen Allheilmitteln gesucht. FDP-Präsidiumsmitglied Katja Suding lehnt die Frauenquote ab. Sie fordert vielmehr eine differenzierte Verbesserung der Arbeitsbedingungen sowie der Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Im Interview mit "Focus Online" hob sie ausreichende Kinderbetreuungsmöglichkeiten, ein familienfreundliches Arbeitsklima und flexible Arbeitsmodelle als wichtige Faktoren hervor.
"Frauen wollen durch Leistung überzeugen und nicht aufgrund einer Quote, die darüber hinaus auch noch einen Eingriff in die unternehmerische Freiheit darstellt", gab die Freidemokratin zu bedenken. Die Frauenquote in Aufsichtsräten sowie den Versuch, die Gehälter offenzulegen, hält sie für ungeeignete Strategien, um die Situation der Arbeitnehmerinnen grundlegend zu verbessern.
Mit Blick auf die Gender-Debatte machte Suding deutlich: "Es kann doch nicht sein, dass sich die Debatte hauptsächlich um den Sprachgebrauch und Unisex-Toiletten dreht, wenn es um die Gleichstellung von Männer und Frauen geht. Wir haben viele konkrete Probleme, die unsere Aufmerksamkeit verdient haben: häusliche Gewalt, Vergewaltigung, Zwangsheiraten, Kinder, die ihre Chancen nicht wahrnehmen können, Altersarmut und vieles mehr." Statt Gender-Wahn brauche die Gesellschaft eine konsequente Bekämpfung von Diskriminierung. "Dabei spielt es keine Rolle, aus welchem Grund diskriminiert wird", unterstrich sie.
Katja Suding im "Focus Online"-Interview
Was halten Sie von der Quote?
"Gar nichts. Frauen wollen durch Leistung überzeugen und nicht aufgrund einer Quote, die darüber hinaus auch noch einen Eingriff in die unternehmerische Freiheit darstellt. Ich halte das nicht für gerechtfertigt. Auch wenn es heißt, dass Frauen in den Aufsichtsräten als Vorbild dienen sollen, bin ich sehr skeptisch. Bisher haben eine Bundeskanzlerin und eine Verteidigungsministerin als Vorbild auch nicht viel erreichen können."
Also ist die Quote doch nötig?
"Nein, denn die Frauen, die von der Quote betroffen wäre, haben es ohnehin schon geschafft. Das Leben vieler Frauen spielt sich doch nicht in Unternehmensvorständen oder Aufsichtsräten ab. Die Quote ist ebenso ungeeignet die Situation der Frauen zu verbessern, wie der Versuch, die Gehälter offenzulegen."
Warum?
"Der Zwang zur Offenlegung von Gehältern wird in Unternehmen für Unfrieden sorgen. Darüber hinaus existiert entweder ein tarifgebundener Lohn, der Lohndiskriminierung ausschließt oder es herrscht Vertragsfreiheit und jeder Mitarbeiter handelt sein Gehalt aus. Wir sollten nicht per Gesetz die gute Tradition aufbrechen, dass Gehälter nicht öffentlich sind…"
Wie kann man dann dahin kommen, dass unterschiedliche Gehaltsstrukturen verschwinden?
"Schauen wir doch mal auf die Ursachen. Viele Frauen verdienen weniger als ihre männlichen Kollegen, weil sie andere Erwerbsbiografien haben. Sie entscheiden sich bewusst, ein paar Jahre nur in Teilzeit zu arbeiten oder mit kleinen Kindern für einige Zeit ganz auszusetzen. Das ist nicht verwerflich. Aber es führt dazu, dass sie im Vergleich zu gleichaltrigen männlichen Kollegen weniger Berufserfahrungen sammeln. Übrigens ist das den meisten Frauen bewusst und es hält sie nicht davon ab. Zudem kommt es bei Vertragsverhandlungen immer auch auf das eigene Verhandlungsgeschick an. Frauen stellen ihr Licht manchmal zu sehr unter den eigenen Scheffel. Wenn wir gleich behandelt werden wollen, müssen wir es auch selber schaffen, in Vertragsverhandlungen das Beste für uns herauszuholen."
Ist es richtig, in der Debatte zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf in erster Linie über Kita-Plätze zu reden?
"Die Kita-Debatte verengt das Thema. Klar ist aber, Kita-Plätze und auch Ganztagsschulen sind ein wichtiger Faktor für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Wie wollen wir beiden Elternteilen Wahlfreiheit ermöglichen, wenn unsicher ist, wo und in welcher Qualität ihre Kinder betreut werden? Wir sind hier schon einen ganzen Schritt weitergekommen, was die Zahl der Plätze angeht. Aber bei der Qualität und auch der Flexibilität der Betreuung gibt es erheblichen Nachholbedarf. Zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf gehört aber auch, ein familienfreundliches Arbeitsklima zu schaffen. Produktivität darf sich nicht länger an der Dauer der Anwesenheit im Büro bemessen. Natürlich lässt sich das nicht staatlich verordnen. Ich habe das Gefühl, dass Unternehmen hier oft schon einen Schritt weiter sind als die öffentlichen Verwaltungen."
Im Zuge der Gender-Debatte sprechen Kritiker von einem Gleichheitswahn. Brauchen wir mehr Gleichstellung von Männern und Frauen?
"Ein Wahn wird keiner Frau helfen. Diskriminierung muss konsequent und überall bekämpft werden. Dabei spielt es keine Rolle, aus welchem Grund diskriminiert wird. Das muss selbstverständlich sein. Gleichwohl müssen wir mit der Gleichmacherei in der Gesellschaft aufhören. Es kann doch nicht sein, dass sich die Debatte hauptsächlich um den Sprachgebrauch und Unisex-Toiletten dreht, wenn es um die Gleichstellung von Männer und Frauen geht. Wir haben viele konkrete Probleme, die unsere Aufmerksamkeit verdient haben: häusliche Gewalt, Vergewaltigung, Zwangsheiraten, Kinder, die ihre Chancen nicht wahrnehmen können, Altersarmut und vieles mehr. Manchmal drängt sich mir das Gefühl auf, unsere Debattenkultur hat den Blick fürs Wesentliche verloren."
Warum haben wir noch immer die Debatte, eine erfolgreiche Frau arbeite über ihr Äußeres? Sie haben das massiv im Wahlkampf erlebt, als man in der "Tagesschau" ausgiebig Ihre Beine zeigte.
"Das ist für mich kein Thema mehr. War es übrigens nie. In der Wahlkabine entscheidet man über politische Grundrichtungen und ein Zukunftsmodell. Wir wollen ein Land der Chancen, wir wollen eine Bildungsoffensive, Mobilität, Innovation und einen neuen Gründergeist. Viele Hamburger wollten das offenbar auch."
Sie haben die FDP in Hamburg nach vorn gebracht. Bundesweit scheint man die FDP nicht zu vermissen. In vielen Umfragen liegt Ihre Partei unter 5 Prozent.
"Wir haben einen langen Atem. Der Erfolg in Hamburg war ein erster Schritt zurück auf die bundespolitische Bühne. Die Stimmung innerhalb und außerhalb der Partei hat sich massiv verbessert. Immer mehr Menschen spüren jeden Tag, wie sehr eine Partei im Deutschen Bundestag fehlt, die den einzelnen Menschen stark machen will, und sich deshalb für seine Bildungschancen und seine Bürgerrechte einsetzt. Eine Partei, die die Prinzipien der sozialen Marktwirtschaft verteidigt und einen Staat will, der rechnen kann und der es seinen Bürgern leicht statt schwer macht. Stattdessen bietet uns die Große Koalition ständig Umverteilungsdebatten und Diskussionen über Mindestlohn, Rente mit 63, über weitere Belastungen, über Regulierung und Quotierung. So wird Deutschland nicht in eine bessere Zukunft gehen. Ich bin deshalb fest überzeugt, die Freien Demokraten werden 2017 in den Deutschen Bundestag zurückkehren."
Konkrete Chancen für Frauen statt Gender-Wahn
Quote, Gehalt, Unisex-Toilette: Beim Thema Gleichberechtigung von Mann und Frau am Arbeitsplatz wird gerne nach einfachen Allheilmitteln gesucht. FDP-Präsidiumsmitglied Katja Suding lehnt die Frauenquote ab. Sie fordert vielmehr eine differenzierte Verbesserung der Arbeitsbedingungen sowie der Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Im Interview mit "Focus Online" [1] hob sie ausreichende Kinderbetreuungsmöglichkeiten, ein familienfreundliches Arbeitsklima und flexible Arbeitsmodelle als wichtige Faktoren hervor.
"Frauen wollen durch Leistung überzeugen und nicht aufgrund einer Quote, die darüber hinaus auch noch einen Eingriff in die unternehmerische Freiheit darstellt", gab die Freidemokratin zu bedenken. Die Frauenquote in Aufsichtsräten sowie den Versuch, die Gehälter offenzulegen, hält sie für ungeeignete Strategien, um die Situation der Arbeitnehmerinnen grundlegend zu verbessern.
Mit Blick auf die Gender-Debatte machte Suding deutlich: "Es kann doch nicht sein, dass sich die Debatte hauptsächlich um den Sprachgebrauch und Unisex-Toiletten dreht, wenn es um die Gleichstellung von Männer und Frauen geht. Wir haben viele konkrete Probleme, die unsere Aufmerksamkeit verdient haben: häusliche Gewalt, Vergewaltigung, Zwangsheiraten, Kinder, die ihre Chancen nicht wahrnehmen können, Altersarmut und vieles mehr." Statt Gender-Wahn brauche die Gesellschaft eine konsequente Bekämpfung von Diskriminierung. "Dabei spielt es keine Rolle, aus welchem Grund diskriminiert wird", unterstrich sie.
Katja Suding im "Focus Online"-Interview
Was halten Sie von der Quote?
"Gar nichts. Frauen wollen durch Leistung überzeugen und nicht aufgrund einer Quote, die darüber hinaus auch noch einen Eingriff in die unternehmerische Freiheit darstellt. Ich halte das nicht für gerechtfertigt. Auch wenn es heißt, dass Frauen in den Aufsichtsräten als Vorbild dienen sollen, bin ich sehr skeptisch. Bisher haben eine Bundeskanzlerin und eine Verteidigungsministerin als Vorbild auch nicht viel erreichen können."
Also ist die Quote doch nötig?
"Nein, denn die Frauen, die von der Quote betroffen wäre, haben es ohnehin schon geschafft. Das Leben vieler Frauen spielt sich doch nicht in Unternehmensvorständen oder Aufsichtsräten ab. Die Quote ist ebenso ungeeignet die Situation der Frauen zu verbessern, wie der Versuch, die Gehälter offenzulegen."
Warum?
"Der Zwang zur Offenlegung von Gehältern wird in Unternehmen für Unfrieden sorgen. Darüber hinaus existiert entweder ein tarifgebundener Lohn, der Lohndiskriminierung ausschließt oder es herrscht Vertragsfreiheit und jeder Mitarbeiter handelt sein Gehalt aus. Wir sollten nicht per Gesetz die gute Tradition aufbrechen, dass Gehälter nicht öffentlich sind…"
Wie kann man dann dahin kommen, dass unterschiedliche Gehaltsstrukturen verschwinden?
"Schauen wir doch mal auf die Ursachen. Viele Frauen verdienen weniger als ihre männlichen Kollegen, weil sie andere Erwerbsbiografien haben. Sie entscheiden sich bewusst, ein paar Jahre nur in Teilzeit zu arbeiten oder mit kleinen Kindern für einige Zeit ganz auszusetzen. Das ist nicht verwerflich. Aber es führt dazu, dass sie im Vergleich zu gleichaltrigen männlichen Kollegen weniger Berufserfahrungen sammeln. Übrigens ist das den meisten Frauen bewusst und es hält sie nicht davon ab. Zudem kommt es bei Vertragsverhandlungen immer auch auf das eigene Verhandlungsgeschick an. Frauen stellen ihr Licht manchmal zu sehr unter den eigenen Scheffel. Wenn wir gleich behandelt werden wollen, müssen wir es auch selber schaffen, in Vertragsverhandlungen das Beste für uns herauszuholen."
Ist es richtig, in der Debatte zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf in erster Linie über Kita-Plätze zu reden?
"Die Kita-Debatte verengt das Thema. Klar ist aber, Kita-Plätze und auch Ganztagsschulen sind ein wichtiger Faktor für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Wie wollen wir beiden Elternteilen Wahlfreiheit ermöglichen, wenn unsicher ist, wo und in welcher Qualität ihre Kinder betreut werden? Wir sind hier schon einen ganzen Schritt weitergekommen, was die Zahl der Plätze angeht. Aber bei der Qualität und auch der Flexibilität der Betreuung gibt es erheblichen Nachholbedarf. Zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf gehört aber auch, ein familienfreundliches Arbeitsklima zu schaffen. Produktivität darf sich nicht länger an der Dauer der Anwesenheit im Büro bemessen. Natürlich lässt sich das nicht staatlich verordnen. Ich habe das Gefühl, dass Unternehmen hier oft schon einen Schritt weiter sind als die öffentlichen Verwaltungen."
Im Zuge der Gender-Debatte sprechen Kritiker von einem Gleichheitswahn. Brauchen wir mehr Gleichstellung von Männern und Frauen?
"Ein Wahn wird keiner Frau helfen. Diskriminierung muss konsequent und überall bekämpft werden. Dabei spielt es keine Rolle, aus welchem Grund diskriminiert wird. Das muss selbstverständlich sein. Gleichwohl müssen wir mit der Gleichmacherei in der Gesellschaft aufhören. Es kann doch nicht sein, dass sich die Debatte hauptsächlich um den Sprachgebrauch und Unisex-Toiletten dreht, wenn es um die Gleichstellung von Männer und Frauen geht. Wir haben viele konkrete Probleme, die unsere Aufmerksamkeit verdient haben: häusliche Gewalt, Vergewaltigung, Zwangsheiraten, Kinder, die ihre Chancen nicht wahrnehmen können, Altersarmut und vieles mehr. Manchmal drängt sich mir das Gefühl auf, unsere Debattenkultur hat den Blick fürs Wesentliche verloren."
Warum haben wir noch immer die Debatte, eine erfolgreiche Frau arbeite über ihr Äußeres? Sie haben das massiv im Wahlkampf erlebt, als man in der "Tagesschau" ausgiebig Ihre Beine zeigte.
"Das ist für mich kein Thema mehr. War es übrigens nie. In der Wahlkabine entscheidet man über politische Grundrichtungen und ein Zukunftsmodell. Wir wollen ein Land der Chancen, wir wollen eine Bildungsoffensive, Mobilität, Innovation und einen neuen Gründergeist. Viele Hamburger wollten das offenbar auch."
Sie haben die FDP in Hamburg nach vorn gebracht. Bundesweit scheint man die FDP nicht zu vermissen. In vielen Umfragen liegt Ihre Partei unter 5 Prozent.
"Wir haben einen langen Atem. Der Erfolg in Hamburg war ein erster Schritt zurück auf die bundespolitische Bühne. Die Stimmung innerhalb und außerhalb der Partei hat sich massiv verbessert. Immer mehr Menschen spüren jeden Tag, wie sehr eine Partei im Deutschen Bundestag fehlt, die den einzelnen Menschen stark machen will, und sich deshalb für seine Bildungschancen und seine Bürgerrechte einsetzt. Eine Partei, die die Prinzipien der sozialen Marktwirtschaft verteidigt und einen Staat will, der rechnen kann und der es seinen Bürgern leicht statt schwer macht. Stattdessen bietet uns die Große Koalition ständig Umverteilungsdebatten und Diskussionen über Mindestlohn, Rente mit 63, über weitere Belastungen, über Regulierung und Quotierung. So wird Deutschland nicht in eine bessere Zukunft gehen. Ich bin deshalb fest überzeugt, die Freien Demokraten werden 2017 in den Deutschen Bundestag zurückkehren."