FDP|
05.06.2014 - 12:00Nur noch kurz Obamacare retten
Er feilt an der US-Gesundheitsreform und berät die Regierung in Washington: Im "Zeit"-Interview legte Gesundheitsminister a.D. Daniel Bahr die Probleme des amerikanischen Systems dar. Dort seien die Arzneimittelpreise viel zu hoch und die Behandlungskosten nicht transparent. Bei der Gesundheitsreform, die bisher 15 Millionen US-Bürgern zu Gute gekommen sei, lobte Bahr die Entschlossenheit, die die Obama-Regierung beim Werben von neuen Versicherten an den Tag gelegt habe.
Denn die Gesundheitsreform in den USA hatte einen schwierigen Start: So funktionierte die Internetseite, auf der Amerikaner ihre Policen aussuchen konnten, am Anfang nicht. Dies sei politisch ausgenutzt worden, so Bahr. Die Regierung habe aber nicht aufgegeben, sondern um die Versicherten wirklich geworben. "Die Obamas und Vizepräsident Joe Biden haben besonders junge Amerikaner animiert , eine Versicherung abzuschließen. Die Jungen braucht man, um eine gesunde Mischung aus Jungen und Alten, Gesunden und Kranken zu bekommen", erklärte der Liberale. Der massiv erhöhte Anteil der jungen Menschen unter den neuen Einschreibungen belege den Erfolg.
In Washington gilt ein Liberaler als Sozialist
Im 'Center for American Progress', einem pro-demokratischen Thinktank, arbeiten Bahr und seine Kollegen aktuell an einer besseren Finanzierung von Krebsbehandlungen. Ein offener Austausch zwischen solchen Denkfabriken, Abgeordneten und Beamten der Ministerien finde regelmäßig in der US-Politik statt, erklärte er. Allerdings seien die Republikaner in Washington gegenüber europäischen Gesundheitsmodellen sehr skeptisch, so Bahr. "Denen gelte ich als der Sozialist! Das hat natürlich einen gewissen Unterhaltungswert", berichtete er mit einem Augenzwinkern.
Dabei bleibe der frühere Gesundheitsminister seinen liberalen Ansätzen lediglich treu – nur die Perspektive auf seine Position habe sich geändert. "In Deutschland wollen die meisten Politiker immer mehr Staat und Bevormundung im Gesundheitssystem. In den USA hatten wir das andere Extrem: Rund 50 Millionen Amerikaner waren nicht versichert", erläuterte Bahr. Übertragen auf Deutschland hieße das zwölf Millionen Deutsche ohne Krankenversicherung. "Bei großen Risiken wie Krebs oder HIV werden die Betroffenen zu Bittstellern. Ein unhaltbarer Zustand", konstatierte er.
Deutsches System weckt Interesse
Trotz der Vorbehalte vieler Amerikaner gegenüber europäischen Gesundheitssystemen gebe es ein wachsendes Interesse am deutschen Modell, berichtete Bahr. Das deutsche Konzept zur Regulierung von Arzneimittelpreisen, das sowohl Preisverhandlungen als auch Wettbewerb und Zugang zu Innovationen ermögliche, errege die Neugier der Amerikaner. Dazu vermindere die Wahlfreiheit in Deutschland bei Ärzten, Krankenhäusern und Therapien Ängste über Rationierung und schlechte Leistungen. "Unterm Strich erzielen wir in Deutschland bessere Ergebnisse", machte der Liberale deutlich. Bei elf Prozent der Wirtschaftsleistung für die Gesundheit gegenüber 17 Prozent in den USA lebten die Deutschen im Durchschnitt trotzdem sieben Jahre länger. "Da schauen mich Amerikaner manchmal mit großen Augen an. Das weckt Interesse ", sagte Bahr.
Nur noch kurz Obamacare retten
Er feilt an der US-Gesundheitsreform und berät die Regierung in Washington: Im "Zeit"-Interview legte Gesundheitsminister a.D. Daniel Bahr die Probleme des amerikanischen Systems dar. Dort seien die Arzneimittelpreise viel zu hoch und die Behandlungskosten nicht transparent. Bei der Gesundheitsreform, die bisher 15 Millionen US-Bürgern zu Gute gekommen sei, lobte Bahr die Entschlossenheit, die die Obama-Regierung beim Werben von neuen Versicherten an den Tag gelegt habe.
Denn die Gesundheitsreform in den USA hatte einen schwierigen Start: So funktionierte die Internetseite, auf der Amerikaner ihre Policen aussuchen konnten, am Anfang nicht. Dies sei politisch ausgenutzt worden, so Bahr. Die Regierung habe aber nicht aufgegeben, sondern um die Versicherten wirklich geworben. "Die Obamas und Vizepräsident Joe Biden haben besonders junge Amerikaner animiert [1], eine Versicherung abzuschließen. Die Jungen braucht man, um eine gesunde Mischung aus Jungen und Alten, Gesunden und Kranken zu bekommen", erklärte der Liberale. Der massiv erhöhte Anteil der jungen Menschen unter den neuen Einschreibungen belege den Erfolg.
In Washington gilt ein Liberaler als Sozialist
Im 'Center for American Progress', einem pro-demokratischen Thinktank, arbeiten Bahr und seine Kollegen aktuell an einer besseren Finanzierung von Krebsbehandlungen. Ein offener Austausch zwischen solchen Denkfabriken, Abgeordneten und Beamten der Ministerien finde regelmäßig in der US-Politik statt, erklärte er. Allerdings seien die Republikaner in Washington gegenüber europäischen Gesundheitsmodellen sehr skeptisch, so Bahr. "Denen gelte ich als der Sozialist! Das hat natürlich einen gewissen Unterhaltungswert", berichtete er mit einem Augenzwinkern.
Dabei bleibe der frühere Gesundheitsminister seinen liberalen Ansätzen lediglich treu – nur die Perspektive auf seine Position habe sich geändert. "In Deutschland wollen die meisten Politiker immer mehr Staat und Bevormundung im Gesundheitssystem. In den USA hatten wir das andere Extrem: Rund 50 Millionen Amerikaner waren nicht versichert", erläuterte Bahr. Übertragen auf Deutschland hieße das zwölf Millionen Deutsche ohne Krankenversicherung. "Bei großen Risiken wie Krebs oder HIV werden die Betroffenen zu Bittstellern. Ein unhaltbarer Zustand", konstatierte er.
Deutsches System weckt Interesse
Trotz der Vorbehalte vieler Amerikaner gegenüber europäischen Gesundheitssystemen gebe es ein wachsendes Interesse am deutschen Modell, berichtete Bahr. Das deutsche Konzept zur Regulierung von Arzneimittelpreisen, das sowohl Preisverhandlungen als auch Wettbewerb und Zugang zu Innovationen ermögliche, errege die Neugier der Amerikaner. Dazu vermindere die Wahlfreiheit in Deutschland bei Ärzten, Krankenhäusern und Therapien Ängste über Rationierung und schlechte Leistungen. "Unterm Strich erzielen wir in Deutschland bessere Ergebnisse", machte der Liberale deutlich. Bei elf Prozent der Wirtschaftsleistung für die Gesundheit gegenüber 17 Prozent in den USA lebten die Deutschen im Durchschnitt trotzdem sieben Jahre länger. "Da schauen mich Amerikaner manchmal mit großen Augen an. Das weckt Interesse [2]", sagte Bahr.