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21.10.2013 - 16:45Mehr Unterstützung für traumatisierte Heimkehrer
Wehrbeauftragter Hellmut Königshaus ist ab kommende Woche der letzte Liberale im Deutschen Bundestag. Dabei genießt er nach wie vor als Anwalt der Soldaten das Vertrauen aller Fraktionen. Im Interview mit der „Osnabrücker Zeitung“ spricht er über die Zukunft Afghanistans, die wachsende Anzahl internationaler Bundeswehreinsätze und Mängel bei der Versorgung traumatisierter Soldaten.
Bis Ende 2014 soll die Bundeswehr ihren Einsatz in Afghanistan beendet haben und in die Heimat zurückgekehrt sein. „Wir haben beim Aufbau des Landes einiges erreicht. Ob es nach unserem Abzug zu einem selbsttragenden Aufschwung kommt, wird ganz wesentlich davon abhängen, ob die afghanischen Kräfte die Sicherheit gewährleisten können“, so seine Einschätzung. Die rückwärtsgewandten Kräfte werden, so vermutet der FDP-Politiker aus Berlin, schon bald die afghanischen Sicherheitskräfte austesten, die schrittweise die Verantwortung übertragen bekommen haben. „Davon, ob sie dem standhalten werden, hängt letztlich der Erfolg unserer jahrelangen Bemühungen ab“.
Königshaus fordert im Interview, künftig mehr Experten zur Behandlung von posttraumatischen Belastungsstörungen bereit zu stellen. „Wir müssen die Heimkehrer länger im Auge behalten, viele Probleme zeigen sich erst Jahre später. So können wir bei auftretenden seelischen Erkrankungen rechtzeitig eingreifen, bevor größere Schwierigkeiten entstehen“, betont er. Darüber hinaus sei bislang kaum berücksichtigt worden, dass auch die Angehörigen der heimgekehrten Soldaten unter deren Erkrankung leiden.
Politik kann Soldaten nicht permanent im Einsatz halten
An die neue Bundesregierung stellt Königshaus die Erwartung, künftig die verteidigungspolitischen Ambitionen Deutschlands etwas zurückfahren, oder eine gezieltere Auswahl treffen, was unsere Streitkräfte noch leisten können und sollen. „Die Politik kann die Soldaten nicht permanent im Einsatz halten“, macht der Anwalt der Soldaten deutlich.
Auch müsse bei Zusagen zu Auslandseinsätzen stets bedacht werden, dass bestimmte Bereiche nicht übermäßig belastet werden. „In Deutschland scheint eine gewisse Neigung vorhanden, vor allem diejenigen Fähigkeiten anzubieten, die möglichst zivil und wenig martialisch aussehen, weil sie in der Öffentlichkeit besser vermittelbar sind. Das verstehe ich. Aber wenn wir im großen Stil Experten zur Kampfmittelbeseitigung anbieten, müssen wir dafür auch mehr Leute vorhalten. Stattdessen sind wir gerade dabei, die ABC-Schutzkräfte auf zwei Bataillone zu reduzieren“, führt er als Beispiel für die Schwierigkeiten in der Personalpolitik an.
Zahl der Beschwerden gestiegen
Der Wehrbeauftragte nahm gegenüber der "Süddeutschen Zeitung" zur hohen Zahl an Beschwerden durch die Soldaten Stellung. "Wir liegen jetzt ungefähr 20 Prozent über dem vergleichbaren Zeitraum des Vorjahres - und das, obwohl die Bundeswehr noch einmal kleiner geworden ist." Aus Sicht von Königshaus ist die Bundeswehrreform Hauptgrund für die steigende Zahl der Beschwerden. "Wenn ich das mit einrechne, fällt der Anstieg noch erheblicher aus", erklärte der Liberale. Aufgrund der Verkleinerung der Streitkräfte habe große Verunsicherung bestanden. "Jeder hatte Sorge, aber keiner wusste, worüber er sich konkret hätte beschweren sollen. Ich habe deshalb aber erwartet, dass die Zahlen wieder nach oben gehen, und das ist passiert."
Bundeswehr attraktiver machen
Königshaus macht auch Vorschläge, um die Bundeswehr für junge Leute attraktiver zu machen. "Stellen Sie sich mal eine Mutter vor, die in den Auslandseinsatz geht. Da ist das Mindeste, eine Kinderbetreuung anzubieten." Die Bundeswehr müsse sich durch ihr Angebot von anderen Arbeitgebern unterscheiden. Außerdem warb er um einen jungen Nachfolger. Ein jüngerer Wehrbeauftragter wäre zugänglicher und könnte frischen Wind bringen. "Den Soldaten würde das gefallen", meinte der Liberale. "Ein Jüngerer könnte manches besser verstehen und nachvollziehen."
Mehr Unterstützung für traumatisierte Heimkehrer
Wehrbeauftragter Hellmut Königshaus ist ab kommende Woche der letzte Liberale im Deutschen Bundestag. Dabei genießt er nach wie vor als Anwalt der Soldaten das Vertrauen aller Fraktionen. Im Interview mit der „Osnabrücker Zeitung“ [1] spricht er über die Zukunft Afghanistans, die wachsende Anzahl internationaler Bundeswehreinsätze und Mängel bei der Versorgung traumatisierter Soldaten.
Bis Ende 2014 soll die Bundeswehr ihren Einsatz in Afghanistan beendet haben und in die Heimat zurückgekehrt sein. „Wir haben beim Aufbau des Landes einiges erreicht. Ob es nach unserem Abzug zu einem selbsttragenden Aufschwung kommt, wird ganz wesentlich davon abhängen, ob die afghanischen Kräfte die Sicherheit gewährleisten können“, so seine Einschätzung. Die rückwärtsgewandten Kräfte werden, so vermutet der FDP-Politiker aus Berlin, schon bald die afghanischen Sicherheitskräfte austesten, die schrittweise die Verantwortung übertragen bekommen haben. „Davon, ob sie dem standhalten werden, hängt letztlich der Erfolg unserer jahrelangen Bemühungen ab“.
Königshaus fordert im Interview, künftig mehr Experten zur Behandlung von posttraumatischen Belastungsstörungen bereit zu stellen. „Wir müssen die Heimkehrer länger im Auge behalten, viele Probleme zeigen sich erst Jahre später. So können wir bei auftretenden seelischen Erkrankungen rechtzeitig eingreifen, bevor größere Schwierigkeiten entstehen“, betont er. Darüber hinaus sei bislang kaum berücksichtigt worden, dass auch die Angehörigen der heimgekehrten Soldaten unter deren Erkrankung leiden.
Politik kann Soldaten nicht permanent im Einsatz halten
An die neue Bundesregierung stellt Königshaus die Erwartung, künftig die verteidigungspolitischen Ambitionen Deutschlands etwas zurückfahren, oder eine gezieltere Auswahl treffen, was unsere Streitkräfte noch leisten können und sollen. „Die Politik kann die Soldaten nicht permanent im Einsatz halten“, macht der Anwalt der Soldaten deutlich.
Auch müsse bei Zusagen zu Auslandseinsätzen stets bedacht werden, dass bestimmte Bereiche nicht übermäßig belastet werden. „In Deutschland scheint eine gewisse Neigung vorhanden, vor allem diejenigen Fähigkeiten anzubieten, die möglichst zivil und wenig martialisch aussehen, weil sie in der Öffentlichkeit besser vermittelbar sind. Das verstehe ich. Aber wenn wir im großen Stil Experten zur Kampfmittelbeseitigung anbieten, müssen wir dafür auch mehr Leute vorhalten. Stattdessen sind wir gerade dabei, die ABC-Schutzkräfte auf zwei Bataillone zu reduzieren“, führt er als Beispiel für die Schwierigkeiten in der Personalpolitik an.
Zahl der Beschwerden gestiegen
Der Wehrbeauftragte nahm gegenüber der "Süddeutschen Zeitung" zur hohen Zahl an Beschwerden durch die Soldaten Stellung. "Wir liegen jetzt ungefähr 20 Prozent über dem vergleichbaren Zeitraum des Vorjahres - und das, obwohl die Bundeswehr noch einmal kleiner geworden ist." Aus Sicht von Königshaus ist die Bundeswehrreform Hauptgrund für die steigende Zahl der Beschwerden. "Wenn ich das mit einrechne, fällt der Anstieg noch erheblicher aus", erklärte der Liberale. Aufgrund der Verkleinerung der Streitkräfte habe große Verunsicherung bestanden. "Jeder hatte Sorge, aber keiner wusste, worüber er sich konkret hätte beschweren sollen. Ich habe deshalb aber erwartet, dass die Zahlen wieder nach oben gehen, und das ist passiert."
Bundeswehr attraktiver machen
Königshaus macht auch Vorschläge, um die Bundeswehr für junge Leute attraktiver zu machen. "Stellen Sie sich mal eine Mutter vor, die in den Auslandseinsatz geht. Da ist das Mindeste, eine Kinderbetreuung anzubieten." Die Bundeswehr müsse sich durch ihr Angebot von anderen Arbeitgebern unterscheiden. Außerdem warb er um einen jungen Nachfolger. Ein jüngerer Wehrbeauftragter wäre zugänglicher und könnte frischen Wind bringen. "Den Soldaten würde das gefallen", meinte der Liberale. "Ein Jüngerer könnte manches besser verstehen und nachvollziehen."