FDP|
15.01.2013 - 01:00Gewinner des Essay-Wettbewerbs
Wie durch das Internetzeitalter die vierte Wand des Polit-Talk-Schauspiels aufgebrochen wurde und welche Möglichkeiten sich dadurch jetzt für die einst zur Passivität verdammten Zuschauer ergeben, erklärt Lennart Elsass im Essay zum Thema Polit-Talk. Mit seinem Beitrag „#polit-talk und #socialmedia“ erreichte er den zweiten Platz beim „elde“-Essay-Wettbewerb.
Die elde hatte ihre Leserinnen und Leser zu einem Essay-Wettbewerb aufgerufen. Die Beiträge dazu sollten sich dem Thema „Politische Talkshow“ widmen. Dabei stand es den Autoren frei, welchen Schwerpunkt sie setzen - egal ob Gasometer, Betroffenen-Sofa oder Stuckrad-Barre.
Der Jury fiel die Entscheidung nicht leicht. Sie fiel zugunsten des Wettbewerbsbeitrags von Florian Wöhrle aus Oberhavel, den Sie hier nachlesen können . Gleich dahinter, auf dem zweiten Platz, setzte sich der Hamburger Lennart Elsass durch. Die Beiträge der Plätze drei bis fünf finden Sie in Kürze ebenfalls hier.
Platz 2 für Lennart Elsass
#polit-talk und #socialmedia
"Jahrzehntelang saßen Politiker in Talkshows wie Götter auf dem Olymp in ihren Sesseln und warfen sich gegenseitig Fakten, Statistiken und Phrasen an den Kopf. Im „Prä-Internet-Zeitalter“ blieb oft unklar ob Zahlen geschönt oder Fakten verdreht wurden, eine intensive Recherche wäre für Otto-Normal-Zuschauer viel zu umständlich, wenn nicht sogar unmöglich. Der Moderator war der einzige, der mehr oder minder unabhängig einzelne Punkte genauer hinterfragen konnte.
Doch die Zeiten haben sich geändert. Nicht erst seit den Piraten wird im Netz mitdiskutiert, die Debatten in Internetforen weitergesponnen und Argumente auf ihre Stichhaltigkeit überprüft. Wer heute mehr Meinungen will als die aus der Sendung, muss nur seinen Computer hochfahren und kann auf Twitter live tausenden Usern dabei zusehen, wie Zahlen berichtigt, Aussagen als falsch entlarvt und hohle Phrasen als solche enttarnt werden. In den USA haben sich sogar ganze Blogs darauf spezialisiert, vermeintliche Fakten und Zahlen aus dem Präsidentschaftswahlkampf zu checken, teilweise mit erschreckenden Ergebnissen. Immer mehr Sendungen sind dazu über gegangen die Zuschauer in Echtzeit über digitale Kommunikationswege in die Sendung einzubinden, Fragen der Nutzer gehen über Facebook ein und werden direkt an die Politiker zur Beantwortung weitergeleitet.
Soweit es bis zum jetzigen Zeitpunkt abzusehen ist, wird dieser Trend auch weiter anhalten und sich wahrscheinlich noch verstärken. Die Metamorphose vom passiven Konsumenten zum „Prosumenten“, der auch eigene Inhalte produzieren will, hat gerade erst begonnen. Stefan Raab probiert beispielsweise in einem Pionierprojekt gerade aus, wie sich die Erlebnisse der Zuschauer durch eine Live-Abstimmung per Telefon abbilden lassen, quasi Liquid Feedback mit der Möglichkeit ein Auto zu gewinnen.
Es ergeben sich ungeahnte Möglichkeiten die Zuschauer Teil der Sendung werden zu lassen, zum Mitdenken und zum Einbringen eigener Ideen anzuregen. Die Grenzen des „Talks“ werden immer weiter verschwimmen, die Debatte ist nicht mit dem Ende der Show vorbei, sondern die Gäste müssen sich noch auf der Rückfahrt aus dem Studio kritischen Nachfragen über Facebook und Twitter stellen.
Wer sich diesen neuen Kommunikationsmöglichkeiten aber nicht verschließt, sondern offensiv über Social Media Kontakt mit den Wählern sucht, wird wahrgenommen als Mensch, der über seine politischen Ansichten auf Augenhöhe diskutieren will, nicht als ungreifbarer Dampfplauderer.
Substanzlose Blender werden dagegen von der Netzwelt schonungslos ins rechte Licht gerückt. Diese Entwicklung sollte jedoch Politikern keine Angst machen. Denn, was gibt es besseres für eine Demokratie, als dass jeder ohne Weiteres die Chance hat mitzumachen, sich seine eigene Meinung zu bilden, selber aktiv zu werden und sich nicht nur eine Stunde in der Woche berieseln zu lassen?"
Gewinner des Essay-Wettbewerbs
Wie durch das Internetzeitalter die vierte Wand des Polit-Talk-Schauspiels aufgebrochen wurde und welche Möglichkeiten sich dadurch jetzt für die einst zur Passivität verdammten Zuschauer ergeben, erklärt Lennart Elsass im Essay zum Thema Polit-Talk. Mit seinem Beitrag „#polit-talk und #socialmedia“ erreichte er den zweiten Platz beim „elde“-Essay-Wettbewerb.
Die elde hatte ihre Leserinnen und Leser zu einem Essay-Wettbewerb aufgerufen. Die Beiträge dazu sollten sich dem Thema „Politische Talkshow“ widmen. Dabei stand es den Autoren frei, welchen Schwerpunkt sie setzen - egal ob Gasometer, Betroffenen-Sofa oder Stuckrad-Barre.
Der Jury fiel die Entscheidung nicht leicht. Sie fiel zugunsten des Wettbewerbsbeitrags von Florian Wöhrle aus Oberhavel, den Sie hier nachlesen können [1]. Gleich dahinter, auf dem zweiten Platz, setzte sich der Hamburger Lennart Elsass durch. Die Beiträge der Plätze drei bis fünf finden Sie in Kürze ebenfalls hier.
Platz 2 für Lennart Elsass
#polit-talk und #socialmedia
"Jahrzehntelang saßen Politiker in Talkshows wie Götter auf dem Olymp in ihren Sesseln und warfen sich gegenseitig Fakten, Statistiken und Phrasen an den Kopf. Im „Prä-Internet-Zeitalter“ blieb oft unklar ob Zahlen geschönt oder Fakten verdreht wurden, eine intensive Recherche wäre für Otto-Normal-Zuschauer viel zu umständlich, wenn nicht sogar unmöglich. Der Moderator war der einzige, der mehr oder minder unabhängig einzelne Punkte genauer hinterfragen konnte.
Doch die Zeiten haben sich geändert. Nicht erst seit den Piraten wird im Netz mitdiskutiert, die Debatten in Internetforen weitergesponnen und Argumente auf ihre Stichhaltigkeit überprüft. Wer heute mehr Meinungen will als die aus der Sendung, muss nur seinen Computer hochfahren und kann auf Twitter live tausenden Usern dabei zusehen, wie Zahlen berichtigt, Aussagen als falsch entlarvt und hohle Phrasen als solche enttarnt werden. In den USA haben sich sogar ganze Blogs darauf spezialisiert, vermeintliche Fakten und Zahlen aus dem Präsidentschaftswahlkampf zu checken, teilweise mit erschreckenden Ergebnissen. Immer mehr Sendungen sind dazu über gegangen die Zuschauer in Echtzeit über digitale Kommunikationswege in die Sendung einzubinden, Fragen der Nutzer gehen über Facebook ein und werden direkt an die Politiker zur Beantwortung weitergeleitet.
Soweit es bis zum jetzigen Zeitpunkt abzusehen ist, wird dieser Trend auch weiter anhalten und sich wahrscheinlich noch verstärken. Die Metamorphose vom passiven Konsumenten zum „Prosumenten“, der auch eigene Inhalte produzieren will, hat gerade erst begonnen. Stefan Raab probiert beispielsweise in einem Pionierprojekt gerade aus, wie sich die Erlebnisse der Zuschauer durch eine Live-Abstimmung per Telefon abbilden lassen, quasi Liquid Feedback mit der Möglichkeit ein Auto zu gewinnen.
Es ergeben sich ungeahnte Möglichkeiten die Zuschauer Teil der Sendung werden zu lassen, zum Mitdenken und zum Einbringen eigener Ideen anzuregen. Die Grenzen des „Talks“ werden immer weiter verschwimmen, die Debatte ist nicht mit dem Ende der Show vorbei, sondern die Gäste müssen sich noch auf der Rückfahrt aus dem Studio kritischen Nachfragen über Facebook und Twitter stellen.
Wer sich diesen neuen Kommunikationsmöglichkeiten aber nicht verschließt, sondern offensiv über Social Media Kontakt mit den Wählern sucht, wird wahrgenommen als Mensch, der über seine politischen Ansichten auf Augenhöhe diskutieren will, nicht als ungreifbarer Dampfplauderer.
Substanzlose Blender werden dagegen von der Netzwelt schonungslos ins rechte Licht gerückt. Diese Entwicklung sollte jedoch Politikern keine Angst machen. Denn, was gibt es besseres für eine Demokratie, als dass jeder ohne Weiteres die Chance hat mitzumachen, sich seine eigene Meinung zu bilden, selber aktiv zu werden und sich nicht nur eine Stunde in der Woche berieseln zu lassen?"