FDPBundestagswahl

Zeit für einen Neuanfang

Christian LindnerChristian Lindner will die FDP zurück in den Bundestag führen
23.08.2017

Mit knapp einem Monat bis zur Bundestagswahl spricht FDP-Chef Christian Lindner in brechend vollen Sälen quer durch Deutschland über die Ziele der FDP. Beim Wahlcheck der Heilbronner Stimme konkretisierte er, wie die FDP Bewegung in die Digital-, Asyl- und Außenpolitik bringen will. Mit Blick auf die Konkurrenz sagte Lindner, das Rennen um Platz eins sei gelaufen: Er könne sich nicht vorstellen, "welches Kaninchen Martin Schulz noch aus dem Hut zaubern will", um die Kanzlerin und die gesamte Union überholen zu können. "Unser erklärtes Ziel ist es, am 24. September drittstärkste Kraft zu werden", betonte der FDP-Chef.

Lindner ging unter anderem auf den Umgang der Politik mit der Digitalisierung ein. "Bedenken gibt es genug. Wer diese in den Mittelpunkt stellt, kann jeden außer FDP wählen", stellte er klar. Die Risiken neuer Technologien und Innovationen seien beherrschbar. Deshalb: "Wir sollten die Chancen der Digitalisierung nutzen."

Der FDP-Chef machte sich außerdem für neue Ansätze in der Flüchtlingspolitik stark. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) müsse sich zum Vorschlag des französischen Präsidenten Emmanuel Macron bekennen, der die Mittelmeerroute schließen wolle, forderte Lindner. Er verdeutlichte: "Unsere Grenze ist die der Europäischen Union, und die muss kontrolliert werden. Alles andere ist nicht mitmenschlich, sondern verantwortungslos."

Die Bundesregierung hat zu viel Verständnis für Erdogan gezeigt

Angesichts der anhaltenden Provokationen des türkischen Staatspräsidenten sieht Lindner die Bundesregierung in der Pflicht, Erdogan in die Schranken zu weisen. "Über Jahre gab es ein großes Verständnis gegenüber Erdogan. Ich benutze das Wort Appeasement." Die Bundesregierung hätte sofort einschreiten müssen, um das Abhalten des türkischen Verfassungsreferendums in Konsulaten in Deutschland sowie hiesige Wahlkampfauftritte türkischer Politiker zu unterbinden, kritisierte er. Jedes Entgegenkommen der deutschen Politik gegenüber dem türkischen Machthaber sei ein Verrat der eigenen demokratischen Werte und auch ein "Tritt in die Kniekehle" der türkischen Opposition.

Die Türkei-Politik der Bundesregierung sei krachend gescheitert, resümierte Lindner. Er forderte einen Neuanfang: "Die Türkei kann nicht Mitglied der Europäischen Union werden. Die Gespräche müssen sofort beendet werden." Auch die Milliardenzahlungen, die für die Annäherung an die EU gezahlt würden, müssten sofort eingestellt werden und alle wirtschaftlichen Kooperationen eingefroren. Denn die Wirtschaft sei die Flanke, an der man Erdogan zum Einlenken bewegen könne. "Die einzige Sprache, die Erdogan versteht, ist die der Härte", hielt der FDP-Chef fest.

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