11.03.2013FDPInnenpolitik

ZASTROW-Interview für die "Leipziger Volkszeitung"

Berlin. Der stellvertretende FDP-Bundesvorsitzende HOLGER ZASTROW gab der "Leipziger Volkszeitung" (Montag-Ausgabe) das folgende Interview. Die Fragen stellte DIETER WONKA:

Frage: Soll die FDP die Idee von der Steuersenkungspartei neu beleben?

ZASTROW: Ich erwarte, dass die FDP die Steuerentlastung der berufstätigen Mitte offensiv angeht. Nur zu sagen, wir wollen Steuererhöhungen vermeiden, wäre für die FDP eine Selbstverständlichkeit. Als Regierungspartei können wir mit der Umsetzung des Versprechens einer Steuerentlastung nicht zufrieden sein. Da steht die FDP weiterhin in einer Bringschuld. Das muss sich im Wahlprogramm widerspiegeln.

Frage: Die Vorabsprachen hatten vorgesehen, Sie als Ostler sollten nicht mehr Vize werden. Es kam anders. Haben nun die Desperados mit eigener Quermeinung ganz neue Chancen?

ZASTROW: Ich habe den Delegierten ein ungewöhnliches Angebot gemacht: Ein Nicht-Berufspolitiker, der aus der Kommunal- und Landespolitik kommt, will in der Parteispitze mitreden. Offenbar gibt es eine Sehnsucht in der FDP nach Politikern, die eine eigene Meinung und einen eigenen Kopf haben. Vieles bei uns ist eben sehr konform, glatt und unkritisch uns selbst gegenüber. Und jetzt haben die Typen eine echte Chance, Kubicki, Zastrow - prima.

Frage: Was gab wohl für Sie den Ausschlag: dass Sie ein Ostler oder dass Sie ein Querkopf sind?

ZASTROW: Beides. Ich bin bekennender Sachse. Wir zeigen, der Osten kann auch anders. Wir sind schon lange keine Jammer-Ossis mehr. Bei uns wird weniger gejammert als in anderen Teilen der Republik. Wir wollen anpacken, wir wollen nach vorn. Ich bin stolz darauf, einer aus dem Osten zu sein, brauche aber keinen Quotenschutz.

Frage: Hat die FDP als Zeitgeist-Partei eine Überlebensaussicht?

ZASTROW: Nein. Die FDP ist eine Fortschrittspartei. Entweder wir marschieren nach vorn, dem Zeitgeist ein Stück voraus oder wir gehen unter, wenn wir dem Zeitgeist und der Stimmung hinterher wackeln, so wie es die Volksparteien machen. Wir müssen Programmpartei bleiben, die sich an neue noch nicht ganz so populäre Ideen herantraut. Hinterherrennen wäre unser Untergang. Wenn wir alles Querliegende abräumen, räumen wir uns am Ende selbst noch ab.

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