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Wie Erdogan den Fall Khashoggi für seine Ziele nutzt

Der türkische Präsident Recep Tayyip ErdoganDer türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan
26.10.2018

Der Mord am saudischen Journalisten und Dissidenten Jamal Khashoggi hat Schockwellen auf den höchsten Ebenen der diplomatischen und wirtschaftlichen Zusammenarbeit ausgelöst. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan spielt auf der Weltbühne den Aufklärer gegenüber dem saudischen Königshaus, verfolgt dabei allerdings seine eigenen Ziele. Der Türkei-Experte der Stiftung für die Freiheit, Hans-Georg Fleck, analysiert das Vorgehen Erdogans.

"Die islamisch-konservative Führung in Ankara, die zu Recht erzürnt und beleidigt ist durch den eklatanten Missbrauch des saudischen Diplomaten gewährten Gastrechts, hat deutlich weiter reichende Interessen", macht Fleck klar. Dies zeige sich am Management des Eklats. "Trotz der großen Geste und zur Schau gestellten Entrüstung über den Mord an einem freien Journalisten, über den bestialischen Eingriff in die körperliche Unversehrtheit eines Menschen wird weder der saudische Botschafter in Ankara einbestellt noch werden Angehörige der diplomatischen Vertretung des Wüstenkönigreichs nach Hause geschickt", hält er fest.

Stattdessen bemühe sich Erdogan ganz deutlich darum, den Gesprächsfaden zum saudischen Königshaus nicht abreißen zu lassen. Zwar befänden sich die beiden Länder spätestens seit dem Arabischen Frühling in einem Konflikt um politischen und religiösen Einfluss in der Region. Für Erdogan gehe es jedoch um weit mehr als regionalpolitische Machtkonstellationen, konstatiert Fleck. Zu seiner Zukunftsvision für die 'Neue Türkei' gehöre die Darstellung des Landes als Schutzmacht der Muslime weltweit und als Bollwerk gegen die als imperialistisch gedeutete Werte- und Rechtsordnung der westlichen Demokratien. "Daher kann Erdogan auch nicht einfach in den Chor westlicher Fundamentalkritik am saudischen Königreich einstimmen", gibt Fleck zu bedenken. "Erdogan ist viel zu sehr gewiefter Machtpolitiker und Realist, um nicht zu wissen, dass man die Anerkennung der Vormachtstellung der 'Neuen Türkei' auch in der arabischen Welt nicht durch einen Frontalangriff gegen das saudische Königshaus erringen kann."

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