18.06.2005FDP

WESTERWELLE-Gastbeitrag für den "Nordkurier"

Berlin. Der FDP-Bundesvorsitzende DR. GUIDO WESTERWELLE schrieb für den Neubrandenburger "Nordkurier" (Sonnabend-Ausgabe) den folgenden Gastbeitrag:

"Neue Technologien nutzen, neue Arbeitsplätze schaffen"

Die Bio- und Gentechnologie wird die Welt ähnlich stark verändern wie die industrielle Revolution oder der Computer. Sie ist eine Chance, die wir uns gerade auch für die ostdeutschen Regionen mit hoher Arbeitslosigkeit nicht entgehen lassen dürfen. Wo Rot-Grün immer nur einseitig Risiken sieht, da sehen wir Liberalen eine Chance, unseren Wohlstand für morgen zu sichern.

Die Stammzellenforschung ist ein Teil dieser neuen Schlüsseltechnologie. Forschung schafft zukunftssichere neue Arbeitsplätze. Wir dürfen Wissenschaftler nicht verunsichern und schon gar nicht kriminalisieren oder außer Landes treiben. Forschungsfreundlichkeit muß wieder ein Markenzeichen des Standortes Deutschland werden. Nur so können wir auch hier bei uns neue Arbeitsplätze in diesem international boomenden Hochtechnologiebereich schaffen. Besser ist es, wir stellen die modernsten Medikamente, die sich mit der Stammzellenforschung entwickeln lassen, selber her und schaffen bei uns in Deutschland dazu neue Arbeitsplätze, anstatt solche Medikamente in fünf bis zehn Jahren teuer im Ausland einzukaufen.

Aber es geht hierbei nicht nur um Ökonomie. Die Stammzellenforschung bietet große Chancen für die Medizin. Die Wahrscheinlichkeit, daß heute unheilbare Krankheiten wie Diabetes, Alzheimer oder Muskelschwund in einigen Jahren erfolgreich behandelt werden können, ist groß. Wir müssen ehrlich sagen, was eine starrsinnige Ablehnung gentechnischer Forschung bedeutet. Es bedeutet, den Kranken und den Leidenden zu sagen, daß es für Sie in Deutschland keine Hilfe gibt. Es bedeutet, den Arbeitslosen zu sagen, daß es neue Arbeitsplätze nicht geben wird. Was ist das für eine Ethik? Rot-grüne Forschungsfeindlichkeit steht in einem unverantwortlichen Gegensatz zu den Sorgen und Nöten der Menschen in unserem Land. Unsere Gesetze müssen geändert werden, weil wir mit der Bio- und Gentechnik Krankheiten heilen können. Es gibt eine Ethik des Helfens und des Heilens.
Daß wir als Nation nicht unseren Beitrag leisten wollen, schwerste Krankheiten besser zu bekämpfen und Leid zu lindern, ist nicht moralisch. Nicht diejenigen, die sich gegen diese

Forschung stellen, haben die Moral auf ihrer Seite, sondern die, die mit dem Fortschritt den Menschen helfen. Wer die Gentechnologie und die Stammzellenforschung verteufelt, betreibt eben keine moralisch überlegene Politik. Wer medizinische Chancen mutwillig ausschlägt, wer Gentechnik nicht einsetzen will, um Aids und den Hunger auf der Welt zu bekämpfen, macht sich mitschuldig an unnötigem Leid.

Ein einmaliger Vorstoß wie der des scheidenden Bundeskanzlers bringt gar nichts. Gerhard Schröder hatte sieben Jahre Zeit - und hat sie nicht genutzt. Das einzige, was jetzt hilft, ist ein konsequenter Politikwechsel auch in der Gentechnik. Die FDP steht für eine forschungsfreundliche Politik, die Wachstum und Arbeit schafft.

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