StiftungsurF Nr. 257

Von Frieden und Liebe, der Sucht nach Skandal und der Schuldfrage

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29.01.2014

Den liberalen Lesehunger sättigen: Jede Woche werden für Sie im "surF" die heißesten Häppchen vom Kuchenblech des Netzes aufgetischt. Im Blogbeitrag für "Tapfer im Nirgendwo" beschreibt Gerd Buurmann eine heikle Gerichtsverhandlung in Köln, die als Tableau für getarnte Intoleranz diente. Das Blog "Rayson d'être" sieht den Umgang der Medien mit einer unsoliden Leserbefragung des ADAC-Vereinblatts "Motorwelt" kritisch. Für "Freie.Welt.de" setzt sich Richard Herzinger mit der europakritischen Umdeutung des Ersten Weltkriegs auseinander.

Die Friedensaktivistin Gitte Schwantes zog vor Gericht, weil sie die Darstellung ihrer Person in einem Buch des Suhrkampf Verlags als beleidigend empfand. Buurmann, der den Prozess beobachtet hat, erstellt ein wenig schmeichelhaftes Bild von Schwantes. In seiner lebhaften Beschreibung der Gerichtsverhandlung wird sie als weltfremde, unterbewusst judenfeindliche Hippie dargestellt. Für Buurmann ist klar: Schwantes hat die Widersprüche zwischen ihrem eigenen Feminismus, den Vorschriften der Weltreligionen und dem jüdisch-islamischen Konflikt schlichtweg nicht verstanden.

Mit Blick auf den Medienwirbel um die "Motorwelt"-Umfrage konstatiert "Rayson d'être": Dieser Fall ohne Opfer werde zum nächsten Skandal aufgebläht, als ob "jahrelang nur eine Meute lauernd gewartet hätte, den ersten Moment der Schwäche auszunutzen, um sich dann auf die Organisation zu stürzen". Auch eine politische Ausnutzung der Berichterstattung durch CDU und Grüne ist dem Autor zufolge erkennbar. So sollten die Debatten über Tempolimits und die Autobahn-Maut sowie den Einsatz des ADAC für die Interessen ihrer 20 Millionen Mitglieder möglichst leise gedreht werden.

Nicht nur der Gegenwart, sondern auch die Geschichte wird gerne verdreht: So debattieren zunehmend Historiker über die Alleinschuld des Deutschen Reichs am Ausbruch des Ersten Weltkriegs. "Herzingers Freie Welt" nimmt vier dieser Autoren ins Visier, die nach seinem Dafürhalten die aggressiven Absichten des Deutschen Reichs zu sehr herunterspielten.

Auch ihre Analyse, dass der "Menschenrechtsinterventionismus" eine Art deutsche Überkompensation wegen früherer Schuld zu betrachten sei, lässt Herzinger nicht gelten. "In Wahrheit kann jedoch ausgerechnet der Bundesrepublik Deutschland kaum ein überzogener Hang zum 'Menschenrechtsinterventionismus' nachgesagt werden. Ob Libyen, ob Syrien, ob Mali – die deutsche außenpolitische 'Kultur der Zurückhaltung' äußert sich in dem Bestreben, jede militärische Beteiligung an internationalen Kriseneinsätzen zu vermeiden oder doch so weit wie möglich zu minimieren", stellt er klar. Damit und nicht durch besonderen Interventionismus isoliere sich Deutschland derzeit tendenziell von seinen westlichen Verbündeten.

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