05.07.2005FDP-FraktionInnenpolitik

THIELE: Berlin braucht Dokumentation des Todesstreifens

BERLIN. Zur Räumung der Kreuze für die Mauertoten am Checkpoint Charlie in Berlin erklärt der FDP-Bundestagsabgeordnete, Carl-Ludwig THIELE:

Das private "Mauer-Mahnmal" am Checkpoint Charlie war eine verfälschende Inszenierung der Geschichte. Es suggerierte einen Standort der Mauer, wo er nie war, verschwieg den Todesstreifen und stellte Kreuze dort auf, wo keine Gräber sind. Jetzt wird es geräumt, weil der Pachtvertrag ausgelaufen war.
Die große Resonanz, die diese Initiative hervorgerufen hat, stellt aber unter Beweis, dass es einen Nachholbedarf bei der Erinnerung an die Schrecken der Teilung Berlins durch die Mauer gibt. Dieses Gedenken muss sich aber auf die authentischen Orte konzentrieren. Das Gedenken zu gestalten ist eine Aufgabe der Gesamtheit der Bürger und ihrer Vertretungen in Ländern und im Bund.
Berlin und Deutschland brauchen ein Gesamtkonzept zur Dokumentation des einstigen Todesstreifens. Nicht zuletzt am Brandenburger Tor, dem zentralen Ort Berlins und dem Symbol von Teilung und Wiedervereinigung, gibt es ein großes Defizit: Die Geschichte wird hier nicht vermittelt. Es muss nachvollziehbar und deutlich sichtbar dargestellt werden, welche Ausmaße und Folgen die Mauer als Teil des Todesstreifens durch Berlin und Deutschland hatte.
Der Deutsche Bundestag hat am vergangenen Donnerstag einstimmig den interfraktionellen Antrag "Gelände um das Brandenburger Tor als Ort des Erinnerns an die Berliner Mauer, des Gedenkens an ihre Opfer und der Freude über die Überwindung der deutschen Teilung" der vier Initiatoren Stephan Hilsberg (SPD), Franziska Eichstädt-Bohlig (Bündnis 90/Die Grünen), Werner Kuhn (CDU) und Carl-Ludwig Thiele (FDP) verabschiedet. Zuvor hatten 200 Abgeordnete den Antrag unterzeichnet. Dieser Beschluss ist Auftrag zugleich für die nächste Bundesregierung.
Am Brandenburger Tor soll ein Ort des Mauer-Erinnerns und des Mauer-Gedenkens entstehen und es muss ein Gesamtkonzept zur Dokumentation des einstigen Todesstreifens entwickelt werden. Die genaue Ausgestaltung steht noch nicht fest. Denkbar sind jedoch ein Informations- und Dokumentationszentrum im gerade im Bau befindlichen S- und U-Bahnhof unter dem Pariser Platz sowie ein Hinweissystem am Brandenburger Tor. Dieses muss von dort aus für jedermann erkennbar den Weg zu den anderen authentischen Orten des Mauer-Gedenkens, insbesondere dem Dokumentationszentrum in der Bernauer Straße, aber auch zum Museum Checkpoint Charlie weisen.

Bettina Lauer
Telefon: (030) 227-52378
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