FDPEssay-WettbewerbTalkshows – Zeitverschwendung oder Erkenntnisgewinn
03.03.2013Der Gewinner des Essay-Wettbewerbs steht fest: Florian Wöhrle, FDP-Mitglied im Kreisverband Oberhavel, hat die Jury der elde-Redaktion mit seinem Beitrag „Talkshows – Zeitverschwendung oder Erkenntnisgewinn?“ überzeugt. Er erhält dafür ein von FDP-Generalsekretär Patrick Döring signiertes Grundsatzprogramm. Lesen Sie hier seine kritische Auseinandersetzung mit dem Thema Politische Talkshows.
Die elde hatte ihre Leserinnen und Leser zu einem Essay-Wettbewerb aufgerufen. Die Beiträge dazu sollten sich dem Thema „Politische Talkshow“ widmen. Dabei stand es den Autoren frei, welchen Schwerpunkt sie setzen - egal ob Gasometer, Betroffenen-Sofa oder Stuckrad-Barre. Der Jury fiel die Entscheidung nicht leicht. Sie fiel zugunsten des Wettbewerbsbeitrags von Florian Wöhrle aus Oberhavel. Sie finden ihn auf dieser Seite. Zusätzlich erhält der Sieger ein von Generalsekretär Patrick Döring signiertes Grundsatzprogramm.
Die Beiträge auf den Plätzen zwei bis fünf finden Sie in Kürze hier oder unter www.fdp.de. Die Autoren sind Lennert Elsass, Martin Döring, Daniel Libertus und Michael Brückmann.
Gewinnerbeitrags von Florian Wöhrle
„Tietjen talkt hart, aber fair mit Günter Jauch, Maybrit Illner und anderen Menschen bei Maischberger um drei nach neun auf dem Riverboat. Im Nachtcafè bei Brender unter den Linden ist derweil das Duell bei n-tv, bei dem es Eins gegen Eins ging und die absolute Mehrheit von der Münchner Runde errungen wurde, Tagesgespräch.
Wie viele Talkshows haben Sie jetzt erkannt? Noch nie wurde so viel im deutschen Fernsehen gesprochen. Es wurde zwar schon alles gesagt, aber noch nicht bei uns, scheint das Motto vieler Moderatoren und Programmplaner zu sein. Allwöchentlich beglücken uns zahlreiche mehr oder weniger bekannte und kompetente Menschen zu allen möglichen aktuellen und weniger aktuellen Themen. Beliebt sind vor allem tatsächliche oder vermeintliche Skandale, zu denen dann mit scheinbar erhobenem Zeigefinger eine passende Frage formuliert wird. Versuchen wir uns mal: „Talkshows im deutschen Fernsehen – Zeitverschwendung oder Erkenntnisgewinn?“
Jetzt brauchen wir noch ein paar Gäste: Klassischerweise gibt es zwei Kontrahenten, einer, der Pro ist und einer, der Contra ist. Für unser Gespräch könnte man für die Seite Talkshow ist Zeitverschwendung beispielsweise Bundestagspräsident Lammert nominieren, der schon eine Talkshow-Pause für Politiker gefordert hat. Als Gegner böte sich der Programmdirektor der ARD, Volker Herres, an, der für die Talkshow-Offensive seines Senders verantwortlich zeichnet. Dazu noch eine moralische Instanz, Margot Käßmann oder Kardinal Meißner, und ein Experte aus der Wissenschaft und Forschung, für unser Thema vielleicht den Geschäftsführer des Grimme-Instituts, Uwe Kammann.
Für mehr Realität sorgen noch ein oder zwei Betroffene, Stefan Raab, der ja einen Neustart bei diesem Sendungsformat probiert, und Maybrit Illner beispielsweise - fertig ist die Sendung. Ach ja, der mitfühlende Gesprächsleiter, der jeden versteht und auf allzu kritische Nachfragen verzichtet, fehlt noch. Nehmen wir Günther Jauch oder, wenn der verhindert ist, Markus Lanz.
Sie sehen das Gespräch schon fast vor sich? Das wundert mich nicht. Talkshows sind selten überraschend, und wenn man die Gäste kennengelernt hat, ist normalerweise schon relativ klar, was weiter passieren wird. Einen Satz wie: „Sie haben Recht, ich lag falsch, tut mir leid“ wird es jedenfalls nicht geben, also könnte man an dieser Stelle abschalten. Und doch tut man es nicht. Ich möchte doch noch sehen, wie engagiert meine Meinung vertreten wird. Und wie schamlos und polemisch alle anderen Meinungen an den Mann gebracht werden sollen. Am Ende der Sendung weiß ich, was ich schon vorher gewusst habe: Meine Meinung ist richtig, und ich stehe damit nicht alleine. Das ist doch schon mal eine wichtige Erkenntnis, für die es sich gelohnt hat, wieder mal einen Abend vor der Flimmerkiste verbracht zu haben, statt mit der Familie, Freunden oder Bekannten selbst über das Thema diskutiert zu haben.
Es waren übrigens 15 Talkshows in zwei Sätzen, noch nicht mal annähernd alle, die aktuell im Fernsehen oder im Radio laufen.“
Talkshows – Zeitverschwendung oder Erkenntnisgewinn
Der Gewinner des Essay-Wettbewerbs steht fest: Florian Wöhrle, FDP-Mitglied im Kreisverband Oberhavel, hat die Jury der elde-Redaktion mit seinem Beitrag „Talkshows – Zeitverschwendung oder Erkenntnisgewinn?“ überzeugt. Er erhält dafür ein von FDP-Generalsekretär Patrick Döring signiertes Grundsatzprogramm. Lesen Sie hier seine kritische Auseinandersetzung mit dem Thema Politische Talkshows.
Die elde hatte ihre Leserinnen und Leser zu einem Essay-Wettbewerb aufgerufen. Die Beiträge dazu sollten sich dem Thema „Politische Talkshow“ widmen. Dabei stand es den Autoren frei, welchen Schwerpunkt sie setzen - egal ob Gasometer, Betroffenen-Sofa oder Stuckrad-Barre. Der Jury fiel die Entscheidung nicht leicht. Sie fiel zugunsten des Wettbewerbsbeitrags von Florian Wöhrle aus Oberhavel. Sie finden ihn auf dieser Seite. Zusätzlich erhält der Sieger ein von Generalsekretär Patrick Döring signiertes Grundsatzprogramm.
Die Beiträge auf den Plätzen zwei bis fünf finden Sie in Kürze hier oder unter www.fdp.de. Die Autoren sind Lennert Elsass, Martin Döring, Daniel Libertus und Michael Brückmann.
Gewinnerbeitrags von Florian Wöhrle
„Tietjen talkt hart, aber fair mit Günter Jauch, Maybrit Illner und anderen Menschen bei Maischberger um drei nach neun auf dem Riverboat. Im Nachtcafè bei Brender unter den Linden ist derweil das Duell bei n-tv, bei dem es Eins gegen Eins ging und die absolute Mehrheit von der Münchner Runde errungen wurde, Tagesgespräch.
Wie viele Talkshows haben Sie jetzt erkannt? Noch nie wurde so viel im deutschen Fernsehen gesprochen. Es wurde zwar schon alles gesagt, aber noch nicht bei uns, scheint das Motto vieler Moderatoren und Programmplaner zu sein. Allwöchentlich beglücken uns zahlreiche mehr oder weniger bekannte und kompetente Menschen zu allen möglichen aktuellen und weniger aktuellen Themen. Beliebt sind vor allem tatsächliche oder vermeintliche Skandale, zu denen dann mit scheinbar erhobenem Zeigefinger eine passende Frage formuliert wird. Versuchen wir uns mal: „Talkshows im deutschen Fernsehen – Zeitverschwendung oder Erkenntnisgewinn?“
Jetzt brauchen wir noch ein paar Gäste: Klassischerweise gibt es zwei Kontrahenten, einer, der Pro ist und einer, der Contra ist. Für unser Gespräch könnte man für die Seite Talkshow ist Zeitverschwendung beispielsweise Bundestagspräsident Lammert nominieren, der schon eine Talkshow-Pause für Politiker gefordert hat. Als Gegner böte sich der Programmdirektor der ARD, Volker Herres, an, der für die Talkshow-Offensive seines Senders verantwortlich zeichnet. Dazu noch eine moralische Instanz, Margot Käßmann oder Kardinal Meißner, und ein Experte aus der Wissenschaft und Forschung, für unser Thema vielleicht den Geschäftsführer des Grimme-Instituts, Uwe Kammann.
Für mehr Realität sorgen noch ein oder zwei Betroffene, Stefan Raab, der ja einen Neustart bei diesem Sendungsformat probiert, und Maybrit Illner beispielsweise - fertig ist die Sendung. Ach ja, der mitfühlende Gesprächsleiter, der jeden versteht und auf allzu kritische Nachfragen verzichtet, fehlt noch. Nehmen wir Günther Jauch oder, wenn der verhindert ist, Markus Lanz.
Sie sehen das Gespräch schon fast vor sich? Das wundert mich nicht. Talkshows sind selten überraschend, und wenn man die Gäste kennengelernt hat, ist normalerweise schon relativ klar, was weiter passieren wird. Einen Satz wie: „Sie haben Recht, ich lag falsch, tut mir leid“ wird es jedenfalls nicht geben, also könnte man an dieser Stelle abschalten. Und doch tut man es nicht. Ich möchte doch noch sehen, wie engagiert meine Meinung vertreten wird. Und wie schamlos und polemisch alle anderen Meinungen an den Mann gebracht werden sollen. Am Ende der Sendung weiß ich, was ich schon vorher gewusst habe: Meine Meinung ist richtig, und ich stehe damit nicht alleine. Das ist doch schon mal eine wichtige Erkenntnis, für die es sich gelohnt hat, wieder mal einen Abend vor der Flimmerkiste verbracht zu haben, statt mit der Familie, Freunden oder Bekannten selbst über das Thema diskutiert zu haben.
Es waren übrigens 15 Talkshows in zwei Sätzen, noch nicht mal annähernd alle, die aktuell im Fernsehen oder im Radio laufen.“