StiftungBrexit-Referendum

Status-quo-Bonus könnte Brexit verhindern

Großbritannien
03.06.2016

Drei Wochen vor der Brexit-Entscheidung ist alles offen, so der übliche Tenor in den Medien. Nicht ganz, meint der stellvertretende Vorstandsvorsitzende der Stiftung für die Freiheit, Karl-Heinz Paqué. In einem Kommentar für "freiheit.org" erklärt er: Es spreche "doch einiges dafür, dass es in der britischen Bevölkerung eine strukturelle Mehrheit gegen den Brexit gibt, also wieder einmal für den Status quo". Paqués Beitrag ist die erste von drei Analysen zum Brexit, die er donnerstags im Aufgalopp zum Referendum am 23. Juni publiziert.

Mit Blick auf verschiedene Prognosen, die ein Kopf-an-Kopf-Rennen andeuteten, betont Paqué, dass die britischen Umfrageforscher sich sowohl bei der jüngsten Unterhauswahl 2015 als auch zuvor beim schottischen Referendum zur Unabhängigkeit 2014 blamiert hätten. "Beide Male unterschätzten sie das Votum für das, was man den Status Quo nennen könnte: Die Regierung blieb in der Hand des konservativen Cameron und Schottland blieb britisch – so sahen es die Wähler, und zwar recht deutlich, ganz anders als die Umfrageinstitute", erläutert der Stiftungsexperte.

Die schweigende Mehrheit, die das Thema EU-Mitgliedschaft nicht so wahnsinnig interessiere, neige in normalen unaufgeregten Zeiten tatsächlich dem Status quo zu, verdeutlicht Paqué. "Es wird entscheidend davon abhängen, ob es den Brexit-Gegnern gelingt, die vielen relativ indifferenten Status quo-Anhänger zu motivieren, überhaupt zur Wahl zu gehen und ihre vage Skepsis vor dem Ungewissen in ein Ja zum Verbleib umzumünzen", unterstreicht er. Dazu bedürfe es fraglos einer gewissen Emotionalisierung für das Thema. "Kurzum: Die Europa-Befürworter haben ein Problem der Mobilisierung, eine typische Situation, wenn eine schweigende Mehrheit sich einer lauten Minderheit gegenübersieht."

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