StiftungBrennpunkt

Schüren von Patriotismus birgt Gefahren

Vietnam
16.05.2014

Die vietnamesische Regierung schürt wegen der Krise im Südchinesischen Meer Ressentiments gegen China – ein gefährlicher Weg, findet Stiftungsexperte Hans-Georg Jonek. Diese Woche kam es sowohl in Vietnam als auch weltweit zu Demonstrationen gegen das aggressive Vorgehen Chinas vor der Küste Vietnams. Die zuerst friedlichen Proteste in Vietnam schlugen in Gewalt um. Im aktuellen Brennpunkt durchleuchtet Jonek die Situation.

So verwehrten Restaurants chinesischen Gästen den Einlass, Hotels verweigerten die Übernachtung und vietnamesische Touristengruppen stornierten ihre geplanten Reisen nach China, berichtet Jonek, der Projektleiter der Stiftung für die Freiheit in Vietnam und Kambodscha. Es folgten sogar gewaltsame Übergriffe auf hunderte Baustellen, bei denen ausländische Arbeiter verletzt und sogar getötet wurden, sowie auf internationale Unternehmen, auch nicht-chinesische.

Regierung hat die Kontrolle verloren

Mit dem Schüren des Patriotismus habe sich die vietnamesische Regierung folglich verkalkuliert, stellt Jonek klar. "Zwar kann es als Mittel zur Herrschaftslegitimation dienen, jedoch birgt dies die Gefahr einer übersteigerten nationalistischen Erwartungshaltung in der Außenpolitik", warnt er. Dass die von der Regierung angestachelten Proteste nicht wirksam unter Kontrolle gehalten werden konnten, hätten die traurigen Ereignisse mit Toten und Verletzten gezeigt.

Dazu komme der Vertrauensverlust gegenüber ausländischen Investoren, der die wirtschaftliche Entwicklung Vietnams empfindlich treffen könne, wenn die Regierung keinen Schutz für ausländische Unternehmen bietet, erläutert der Stiftungsexperte. Auch weitere diplomatische Dissonanzen seien zu fürchten. Für Jonek ist klar: Das Land sollte besser internationale Rechtswege nutzen, um seine territorialen Ansprüche zu untermauern. "Vietnam sollte stärker den Schulterschluss mit seinen Partnern in ASEAN suchen und die wirtschaftliche und politische Integration der Region mit vorantreiben, wenn es gegen den übermächtigen Nachbarn bestehen will", so der Stiftungsexperte.

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