StiftungRussisch-türkische Beziehungen

Putin und Erdogan – ziemlich beste Freunde?

Russland und die Türkei erörtern die Weiterentwicklung der bilateralen BeziehungenRussland und die Türkei erörtern die Weiterentwicklung der bilateralen Beziehungen
10.03.2017

Kurz vor Präsident Erdogans Moskaubesuch analysieren Hans-Georg Fleck und Julius Freytag von Loringhoven, Büroleiter der Stiftung für die Freiheit in Moskau und Istanbul, die Lage der russisch-türkischen Beziehungen. Die Stiftungsexperten stellen fest: Das stärkste Band sei wohl ein gemeinsamer Feind. Allerdings könne auch die gemeinsame Abneigung gegenüber der westlichen Politik die erheblichen Differenzen bei Grundsatzfragen nicht überdecken.

Das aktuelle Kapitel der bilateralen Beziehungen fing aus Sicht der Stiftungsexperten mit dem 15. Juli 2016 an. Nach der Niederschlagung des Putsches in der Türkei sei Putin der erste ausländische Staatsmann, der Erdogan zum 'Sieg der Demokratie' gratuliert habe. "Das hat ihm die islamisch-konservative Führung in Ankara hoch angerechnet", erklären Fleck und Freytag von Loringhoven. Anschließend gelang den beiden Regierungen die Kooperation zur Schaffung eines Waffenstillstandes in Syrien. "Plötzlich taten sich nicht nur gemeinsame außenpolitische Interessen, sondern große Hoffnungen auf für eine neue Ära der Kooperation auf allen Feldern von Politik und Wirtschaft. Vieles schien getrieben von der gemeinsamen Abneigung gegen die Politik der im Scheiden begriffenen Obama-Administration und gegen die als arrogant und rechthaberisch empfundene Politik der EU", erläutern sie.

Beim 6. Treffen des Hohen Kooperationsrates beider Staaten stünden türkischerseits vor allem wirtschaftliche Erwartungen im Vordergrund: "Der Abbau sämtlicher 2015 erlassener Sanktionen gegen die Türkei, insbesondere im Bereich des Agrarexports, die weite Öffnung des Reiseverkehrs sonnenhungriger Russen in die Türkei, die Streichung von Visaauflagen für türkische Unternehmer und die Finalisierung der Gasleitungsprojekte 'Turkish Stream' durch die Türkei."

Wer in beiden Lagern in der Vergangenheit ganz neue Horizonte der Kooperation angedacht hatte, dürfte jedoch inzwischen aus Wolkenkuckucksheim wieder in der Realität angekommen sein, konstatieren Fleck und Freytag von Loringhoven. "So einfach lässt sich Partnerschaft halt nicht stiften aus purem Frust über Dritte, wenn grundlegende Differenzen über entscheidende politische Fragen bestehen", betonen sie. Dazu gehörten unter anderem die Zukunft Syriens und die Kurdistan-Frage, die Rolle der Religion in der Politik, die Behandlung türkischstämmiger Volksgruppen und die NATO-Mitgliedschaft der Türkei.

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