FDPUkraine-Konflikt

Putin hat ganz große Träume

Alexander Graf LambsdorffFDP-Europaparlamentarier Alexander Graf Lambsdorff analysiert das aggressive Verhalten Russlands in der Ukraine.
16.09.2014

Kommt das Imperium zurück? Der Vizepräsident des EU-Parlaments, Alexander Graf Lambsdorff (FDP), hat gewarnt, dass Russlands Präsident Wladimir Putin das russische Reich wieder errichten wolle. Im Interview mit dem "Deutschlandfunk" sezierte Lambsdorff die Lügen des Kreml in der Ukraine-Krise und forderte Europa auf, zusammenzuhalten und die Sanktionen gegen Moskau erneut zu verschärfen.

Der Liberale erinnerte daran, dass Wladimir Putin selbst einmal öffentlich sagte, der Zusammenbruch der Sowjetunion sei das größte geopolitische Unglück des vergangenen Jahrhunderts. "Diese Einstellung deckt sich voll und ganz mit dem, was er als junger Mann geschworen hat, nämlich, die Größe der Sowjetunion zu verteidigen", erklärte Lambsdorff und verwies auf ein russisches Sprichwort, das behaupte, es gebe keinen "ehemaligen" KGB-Offizier. "Die Wiedererrichtung des russischen Reiches ist sein tatsächliches Motiv."

Putin hat ganz offenkundig gelogen

Die Behauptungen Putins, es gebe keinen Zusammenhang zwischen russischem Regierungshandeln und den Aktivitäten der sogenannten Separatisten in der Ostukraine, ließ Lambsdorff nicht gelten. "Das war ein Widerspruch zu den Satellitenbildern, die jetzt auch von der NATO veröffentlicht worden sind, ein Widerspruch zu dem, was Journalisten aus der Region berichtet haben", stellte der Liberale klar. Putin habe seit vielen Wochen und Monaten offenkundig gelogen.

Auch die russische Propaganda zur Rechtfertigung der aggressiven Eingriffe in ukrainisches Territorium überzeuge nicht, erklärte Lambsdorff. Er stellte klar: Es gebe weder eine unterdrückte russische Minderheit in der Ukraine noch ein faschistisches Regime in Kiew. "Beides sind Erfindungen Moskaus." Der Liberale verwies auf das Recht der Ukraine, die Unversehrtheit des eigenen Gebietes zu verteidigen. "Die ukrainische Armee handelt hier im Rahmen dessen, was eine normale Streitkraft tut, wenn ihr Territorium verletzt wird", unterstrich er.

Sanktionen verschärfen

Auch die Bundesregierung redet mittlerweile von einer militärischen Intervention Russlands in einem souveränen Nachbarstaat. Angesichts dieser schweren Verletzung der europäischen Friedensordnung müssten die Europäer einander vertrauen und eine gemeinsame Antwort auf Moskaus Aggression finden. "Aber eines ist klar: Der russischen Regierung zu vertrauen, das wäre ganz sicher ein Fehler, denn dieses Vertrauen ist mehrfach schwer enttäuscht worden", machte Lambsdorff deutlich. Er sieht deshalb weitere Sanktionen gegen Russland als unumgänglich.

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