20.11.2015Nach den grausamen Anschlägen in Paris sucht der Westen nach Antworten. Bei einer Diskussionsveranstaltung in Bad Kissingen setzten sich die Stiftung für die Freiheit und die Gesellschaft für Sicherheitspolitik mit den Wurzeln des Dschihadismus auseinander. Der Islamexperte Alexander Rieper sprach über die Entstehung und Merkmale dieser Bewegung, die Gewalt verherrlicht und von einer längst verschwundenen Welt träumt.
Der Islam sei so pluralistisch wie andere Religionen auch, betonte Rieper. Bei allen radikalen Strömungen gebe es allerdings die Absicht, die Religion nicht nur zur verbindlichen Leitlinie für das individuelle, sondern auch für das gesellschaftliche Leben zu machen. Das heißt: Die Trennung von Religion und Staat abzuschaffen. Dazu gehöre es, die Prinzipien von Individualität, Menschenrechten, Pluralismus, Säkularität und Volkssouveränität abzulehnen.
Bernard Haykel, Professor für Near Eastern Studies an der Princeton University, sieht historische Gründe für den gewaltbereiten Islamismus: Er sei Symptom der politischen Entrechtung und Demütigung, die viele Sunniten, insbesondere sunnitische Araber, empfänden – Ausdruck eines Grundgefühls, von der Zivilisationsgeschichte abgehängt worden zu sein. Diese subjektiv empfundene Unterwerfung der islamischen Welt löse Sehnsucht nach den vergangenen Ruhmeszeiten der mittelalterlichen islamischen Zivilisation aus. Für die Dschihadisten gelte es, diese idealisierte Gesellschaft, die vom Kampf und der Eroberung durch Waffengewalt geprägt war, auch mit solchen Mitteln wieder aufzubauen.
Psychologie des heiligen Krieges verstehen
Polizeikräfte suchen die Drahtzieher der Paris-Anschläge. Bild: Frederic Legrand - COMEO / Shutterstock.comNach den grausamen Anschlägen in Paris sucht der Westen nach Antworten. Bei einer Diskussionsveranstaltung in Bad Kissingen setzten sich die Stiftung für die Freiheit und die Gesellschaft für Sicherheitspolitik mit den Wurzeln des Dschihadismus auseinander. Der Islamexperte Alexander Rieper sprach über die Entstehung und Merkmale dieser Bewegung, die Gewalt verherrlicht und von einer längst verschwundenen Welt träumt.
Der Islam sei so pluralistisch wie andere Religionen auch, betonte Rieper. Bei allen radikalen Strömungen gebe es allerdings die Absicht, die Religion nicht nur zur verbindlichen Leitlinie für das individuelle, sondern auch für das gesellschaftliche Leben zu machen. Das heißt: Die Trennung von Religion und Staat abzuschaffen. Dazu gehöre es, die Prinzipien von Individualität, Menschenrechten, Pluralismus, Säkularität und Volkssouveränität abzulehnen.
Bernard Haykel, Professor für Near Eastern Studies an der Princeton University, sieht historische Gründe für den gewaltbereiten Islamismus: Er sei Symptom der politischen Entrechtung und Demütigung, die viele Sunniten, insbesondere sunnitische Araber, empfänden – Ausdruck eines Grundgefühls, von der Zivilisationsgeschichte abgehängt worden zu sein. Diese subjektiv empfundene Unterwerfung der islamischen Welt löse Sehnsucht nach den vergangenen Ruhmeszeiten der mittelalterlichen islamischen Zivilisation aus. Für die Dschihadisten gelte es, diese idealisierte Gesellschaft, die vom Kampf und der Eroberung durch Waffengewalt geprägt war, auch mit solchen Mitteln wieder aufzubauen.
Hintergrund
Diese Analyse ist Teil des Dossiers der Stiftung für die Freiheit zu den Anschlägen in Paris. Unter dem Titel "Herausgefordert: Freiheit und Demokratie in Europa" widmet sich die Stiftung den Fragen, wie es nach Paris weitergeht, wie die politische Mitte gestärkt werden kann, und mit welchen Maßnahmen die Integration verbessert und die Radikalisierung verhindert werden können. Hier finden Sie weitere Hintergrundberichte, Analysen und Termine zum Thema.