StiftungInterview

Peking will kritische Stimmen zum Schweigen bringen

China
12.02.2015

Chinas Präsident Xi Jinping hat angekündigt, "westliches Denken" aus den chinesischen Universitäten vertreiben zu wollen. Als ehemaliger Student der Peking Universität spricht der China-Experte der Stiftung für die Freiheit, Armin Reinartz, im Interview mit "freiheit.org" über die Hintergründe und die möglichen Folgen dieser Strategie. "Die ideologische Kontrolle ist aus Sicht der Kommunistischen Partei auch dringend nötig, um ihre Legitimation zu bewahren", erklärt er.

Auch die Studentendemonstrationen in Hongkong dürften dazu beigetragen haben, das Thema auf die Agenda zu setzen. "Betrachtet man die Rhetorik und die angegriffenen Personen genauer, so wird das politische Ziel dahinter klar: Die Parteilinie soll gegen jedwede Kritik immunisiert werden, indem diese als 'unchinesisch' gebrandmarkt wird", so der Analyst im Regionalbüro Südost- und Ostasien der Stiftung für die Freiheit mit Sitz in Bangkok.

Qualität der Forschung und Lehre steht auf dem Spiel

Ob chinesische Studenten tatsächlich mit "westlichen Ideen" in Berührung kommen, hänge sehr stark von den Dozenten ab, gibt Reinartz zu bedenken: "Aus meiner persönlichen Erfahrung an chinesischen Universitäten variiert die Qualität der Lehre und Forschung sehr stark unter den Dozenten. Die Dozenten, die sich viel mit dem internationalen Stand der Wissenschaft beschäftigen und diesen auch mit ihren Studenten diskutieren, scheinen in der Regel auch die fachlich besten Dozenten zu sein."

Insofern würde deren Schwächung auch zu einem Rückfall chinesischer Forschung und Lehre führen, mahnt der Stiftungsexperte. Letztendlich werde entscheidend sein, ob die oberste Führung konkrete, weitere Schritte wie die Versetzung oder Entlassung von Dozenten oder die verschärfte Indizierung von Literatur durchsetze.

Reinartz warnt die Weltgemeinde davor, als Gegenmaßnahme die Kooperation im akademischen Feld einzustellen. "Dies träfe vor allem die progressiven Akademiker und Lehrkräfte", stellt er klar. Eine gute Antwort wäre stattdessen, die Kooperation noch weiter auszubauen. "In Deutschland gibt es schon einige positive Beispiele, wie zum Beispiel die Kooperation der Universitäten Göttingen und Nanjing im Rechtsbereich."

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