22.01.2013FDP

NIEBEL-Namensartikel für "pro-Magazin" Region Heilbronn/Franken

Berlin. Das FDP-Präsidiumsmitglied Bundesentwicklungsminister DIRK NIEBEL schrieb für das "pro-Magazin" Region Heilbronn/Franken (heutige Ausgabe) den folgenden Namensartikel:

Globale Märkte: Zukunftsentwickler gesucht

Die deutschen Weltmarktführer haben enorme Chancen in den neuen Wachstumsmärkten. Sie können sich in Entwicklungsländern als Zukunftsentwickler positionieren.

Wer Weltmarkt sagt, der meint selten den ganzen Globus, sondern neben den großen Industriestaaten eben meistens vor allem China, Brasilien, Russland oder Indien. Dabei gibt es jenseits dieser Länder noch viele Märkte zu erschließen. Die Wachstumsprognosen des Internationalen Währungsfonds für die afrikanischen Länder liegen 2013 mit im Schnitt 5,3 Prozent knapp zwei Prozentpunkte über denen der Weltwirtschaft insgesamt. Und Entwicklungsländer wachsen nicht nur überproportional, ein Engagement dort eröffnet Zugang zu den Chancen von heute - und den Märkten von morgen.

Dennoch sind für viele, auch größere Unternehmen die meisten Länder des Chancenkontinents Afrika Neuland. Die Zurückhaltung der Wirtschaft hat unterschiedliche Gründe. Das Engagement in diesen Staaten ist mit größeren Risiken behaftet als in arrivierten Märkten, bietet aber die Möglichkeit, frühzeitig in Märkten mit großem Potenzial Fuß zu fassen.

Warum macht sich ein Entwicklungsminister ausgerechnet in diesem Bereich stark? Ein paar Zahlen zur Erklärung: Weltweit sind die ausländischen Direktinvestitionen zehnmal so hoch wie alle staatlichen Entwicklungsgelder zusammen. Rund die Hälfte der ausländischen Direktinvestitionen geht in Entwicklungs- und Schwellenländer. 90 Prozent aller Arbeitsplätze in Entwicklungsländern entstehen im Privatsektor. Der Einfluss privater Investitionen auf die Entwicklung in diesen Ländern ist also enorm. Eine Entwicklungspolitik, die das Engagement der privaten Wirtschaft nicht im Blick hat, muss ihre Ziele verfehlen.

Neue Entwicklungspolitik

Deshalb bekennt sich die neue deutsche Entwicklungspolitik ausdrücklich zu mehr Zusammenarbeit mit der Privatwirtschaft. Dabei gilt: Ohne den entschiedenen Willen und die tätige Mitarbeit unserer Kooperationsländer bleibt jede Anstrengung fruchtlos. Wir wollen unseren Partnern auf Augenhöhe begegnen, wir wollen fördern und fordern, keine Almosen verteilen. Ziel ist und bleibt, den Menschen in Entwicklungs- und Schwellenländern zu helfen, ohne existenzielle Not zu leben, ihnen den Zugang zu Nahrung, Wasser, Gesundheit und Bildung zu sichern und dafür zu sorgen, dass sie in einem Staat mit demokratisch verfestigten Strukturen leben, in dem grundlegende Rechte gewährleistet sind. Von stabilen, sich positiv entwickelnden Staaten profitieren wir langfristig auch selbst. Wir haben also ein vitales Eigeninteresse daran, Entwicklungsländer zu unterstützen.

Richtig ist aber auch: Unsere finanziellen Mittel sind begrenzt, deswegen müssen wir nach Wegen suchen, ein Maximum an Wirkung zu erzielen - und zwar zum beiderseitigen Vorteil der Kooperationsländer wie auch der Unternehmen. Wenn wir die deutsche Wirtschaft dabei unterstützen, Arbeitsplätze in Entwicklungsländern zu schaffen, dann ist das auch direkte Armutsbekämpfung: Mehr Jobs bedeuten mehr Steuern für das Partnerland. Das kann langfristig die Abhängigkeit von externen Finanzierungsquellen verringern.

Kommen wir zurück auf den Anfang: Viele deutsche Unternehmen sind in ihrem Bereich Weltmarktführer. Das gilt ganz besonders für viele mittelständische Unternehmen, die zwar für den Weltmarkt fit sind, aber Beratung und Unterstützung bei den Risiken eines Engagements in Entwicklungsländern brauchen. Wir als Ministerium haben jahrzehntelange Erfahrung in Entwicklungs- und Schwellenländern, sind vor Ort vernetzt und haben das Vertrauen unserer Partner. Davon können auch Firmen profitieren, die mit uns zusammenarbeiten - so zum Beispiel, wenn es darum geht, Investitionen mit Hilfe von Machbarkeitsstudien auf den Weg zu bringen oder im Rahmen von Entwicklungspartnerschaften den Schritt in ein Entwicklungsland zu wagen.

Klare Kriterien

Wichtig ist mir: Wir fördern nicht jedes x-beliebige Projekt, sondern wir haben dafür ganz klare Kriterien formuliert. Vor allem müssen Projekte im Einklang stehen mit den entwicklungspolitischen Grundsätzen der Bundesregierung und umwelt- und sozialverträglich sein. Die Stadtwerke Mainz haben zum Beispiel gemeinsam mit einem Tübinger Unternehmen im Senegal ein Biomassekraftwerk gebaut. Als Energiequelle dienen Hirsestängel und Erdnussschalen, beides liefern lokale Kleinbauern, die so ein verlässliches Einkommen erhalten und sich Zukunftschancen erarbeiten. Mit dem aus Biomasse erzeugten Strom werden weitere wirtschaftliche Aktivitäten möglich. Das Entwicklungsministerium und die DEG als durchführender Entwicklungsfinanzierer haben dieses Projekt im Rahmen des "develoPPP"-Programms gefördert. Inzwischen wurde es auch noch mit dem Innovationspreis Public Private Partnership gekrönt.

Beratungsangebot

Zu unseren Partnern gehören DAX-30-Unternehmen genauso wie der mittelständische Medizintechniker oder der Lebensmittelhändler. Im Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung haben wir eigens eine Servicestelle für die Wirtschaft eingerichtet. Diese Beratungsstelle steht interessierten Unternehmen mit Rat und Tat zur Seite. Darüber hinaus beraten wir zahlreiche deutsche Handwerks-, Industrie- und Handelskammern und Verbände über unsere Verbindungsreferenten, die so genannten "EZ-Scouts". Das sind nur wenige der zahlreichen Angebote, die wir der Wirtschaft im Rahmen der Entwicklungszusammenarbeit machen. Denn wir brauchen die Wirtschaft - und bieten Gewinn für alle Beteiligten. Ob Sie schon Weltmarktführer sind oder nicht: Werden Sie Zukunftsentwickler, engagieren Sie sich - gemeinsam mit uns - und investieren Sie heute schon in die (Welt-) Märkte von morgen.

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