FDPInterview

Liberales Lebensgefühl verbindet FDP-Wähler

Christian LindnerDer FDP-Chef hat sich in Wien einen Eindruck von der Aufrbuchstimmung bei den NEOS verschafft
17.03.2014

FDP-Chef Christian Lindner sprach im Interview über den Pioniergeist der NEOS, das Wählerpotenzial der Liberalen und Europa. Zentral für den Neustart der FDP sei, die Unabhängigkeit der Liberalen zu betonen, erklärte Lindner gegenüber „Die Presse“. „Ich habe hier in Wien Pioniergeist erlebt“, berichtete der Liberale von seinem Treffen mit den NEOS.

Lindner übte angesichts der Wahlniederlage der FDP bei der Bundestagswahl Selbstkritik: „Wir sind den eigenen Maßstäben nicht gerecht geworden.“ Das Auftreten, falsche Prioritäten und zu geringe Durchsetzungsfähigkeit der Liberalen seien die zentralen Fehler gewesen. „Unser Ziel der Steuerentlastung passte nicht zur Schuldenkrise in Europa“, führte er aus. Danach sei die FDP jedoch so erfolgreich gewesen, „dass die Große Koalition jetzt Wahlgeschenke verteilen kann, die die gewonnenen Stärken wieder gefährden“.

Die Liberalen müssten vor allem zurück zu ihren Kernwerten finden, erklärte Lindner. „Unser Wählerpotenzial hat nichts mit Einkommen oder Beruf zu tun, deshalb mache ich auch keine Politik für einzelne Berufsgruppen.“ Die Wähler der FDP seien durch ein liberales Lebensgefühl verbunden, erläuterte Lindner. „Das finden Sie in jeder gesellschaftlichen Gruppe.“ Andere Parteien wollten den Staat zum Vormund der Bürger machen. „Die FDP verbindet das Eintreten für eine starke Wirtschaft mit gesellschaftspolitischer Liberalität.“ Diese Kombination gebe es bei keiner anderen Formation in Deutschland. „Nur wir geben erst der Eigenverantwortung der Bürger eine Chance, bevor nach dem Staat gerufen wird“, stellte er klar. Für die Liberalen sei klar, dass die Erhöhung eines staatlichen Taschengelds und mehr Umverteilung nicht zu mehr Selbstbestimmung führten.

Europa ist für globale Themen zuständig

Der Europawahlkampf bietet eine Bühne für populistische Europa-Kritiker. Diesen Tendenzen stellen sich die Liberalen klar entgegen. Allerdings müsste die EU reformiert werden, erklärte der FDP-Chef. Er sei mit der EU immer dann nicht einverstanden, „wenn die EU sich um Olivenkännchen, Glühbirnen und Staubsauger kümmert, aber nicht um Datenschutz, globale Wettbewerbsfähigkeit und Energieversorgung“.

Zur Alternative für Deutschland hat der Liberale eine klare Meinung: Sie sei keine bürgerliche Partei. „Ein Liberaler wird sie nicht mehr wählen.“ Lindner sieht die AfD auf dem Weg in den Rechtspopulismus. „Sie ist mit der FDP nicht vergleichbar, eher mit der FPÖ, schlimmer noch: mit Le Pens Front National.“

Pioniergeist der NEOS

Zur Begegnung mit den österreichischen Liberalen, den NEOS, erklärte er: „Ich habe hier in Wien Pioniergeist erlebt.“ Die NEOS hätten in ihrem Wahlkampf gezeigt, wie eine moderne Partei Bürgerbeteiligung organisiert. Die Partei, die aus einem Zusammenschluss liberaler Kräfte entstanden ist und bei der letzten Parlamentswahl in Österreich einen Überraschungserfolg feiern konnte, habe die Chance, die Lücke „für eine marktwirtschaftliche, innovative Partei in Österreich“ zu füllen, so die Einschätzung Lindners.

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