21.01.2017FDP

LAMBSDORFF-Interview: Das Treffen zeigt die Absichten der AfD

Das FDP-Präsidiumsmitglied und Vizepräsident des Europäischen Parlaments Alexander Graf Lambsdorff gab der „Nordwest-Zeitung“ (Samstag-Ausgabe) das folgende Interview. Die Fragen stellte Tobias Schmidt:

Frage: Herr Lambsdorff, an diesem Samstag trifft sich die AfD-Vorsitzende Frauke Petry mit den Rechtspopulisten Marine Le Pen aus Frankreich und Geert Wilders aus den Niederlanden. Sind Sie alarmiert?

Lambsdorff: Das Treffen hat auch etwas Nützliches: Es macht klar, wer die Gegner der freiheitlichen Gesellschaft sind. Wenn sich eine Partei aus Deutschland mit dem Front National von Marine Le Pen verbündet, der jahrzehntelang den Holocaust geleugnet hat, Nationalismus und Sozialismus zu einem giftigen Gebräu mischt, gegen Minderheiten hetzt und eine autoritäre Herrschaft errichten will, zeigt das die Absichten der AfD. Wenn sich Petry und Pretzell mit Leuten wie Le Pen und Wilders gemein machen, sollte auch dem letzten Demokraten klar sein, dass das für Deutschland keine Alternative ist.

Frage: Wird in Koblenz der Grundstein für eine rechtspopulistische Bewegung gelegt, die sich grenzüberschreitend ausbreitet?

Lambsdorff: Das ist Fassade. Die drei Parteien wollen aus einer Position der Schwäche ein Bild der Stärke erzeugen. Das kennen wir ja schon: Im Europa der 20er Jahre gab es auch den Versuch, eine Faschistische Internationale zu gründen. Doch sobald nationalistische Parteien in ihrem Land an die Macht kommen, prallen ihre verschiedenen Nationalismen gegeneinander. Nationalisten können von ihrer Grundeinstellung her auf Dauer nicht international zusammenarbeiten, diesen Widerspruch können sie nicht auflösen. Wenn solche Kräfte an die Macht kämen, fiele Europa in die schlechte alte Zeit zurück: Es kommt zu Auseinandersetzungen, zur Konfrontation, Eskalation, im schlimmsten Fall zum Krieg.

Frage: Wie groß ist die Gefahr, dass dies geschieht?

Lambsdorff: Ich bin Optimist. Weder in den Niederlanden noch in Frankreich oder Deutschland sehe ich eine dieser Kräfte auf dem Weg zur Regierungsgewalt. Der liberale niederländische Ministerpräsident Marc Rutte hat jede Zusammenarbeit mit Wilders ausgeschlossen. In Frankreich sind mit Emmanuel Macron und François Fillon zwei überzeugende Kandidaten von Mitte-Links und Mitte-Rechts im Rennen, gegen die Marine Le Pen im zweiten Wahlgang der Präsidentschaftswahl keine Chance hätte.

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