14.05.2015FDPFDP

KUBICKI-Interview: Wir sind noch nicht aus dem Keller

Berlin. Der stellvertretende FDP-Bundesvorsitzende WOLFGANG KUBICKI gab den „Lübecker Nachrichten“ (Donnerstag-Ausgabe) das folgende Interview. Die Fragen stellte ARNOLD PETERSEN:

Frage: Erst die Bestätigung in Hamburg, dann der Wiedereinzug in Bremen – ist die FDP raus aus dem Keller?

KUBICKI: Wir sind auf einem guten Weg, aber noch nicht wirklich aus dem Keller. Das wird sich erst 2016 bei den drei Landtagswahlen in Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Sachsen-Anhalt zeigen. Auf jeden Fall hat sich gezeigt, dass Hamburg kein singuläres Ereignis war.

Frage: Waren die beiden Abstimmungen Schicksalswahlen für die FDP?

KUBICKI: Seitdem wir aus dem Bundestag geflogen sind, ist jede Wahl für uns eine Schicksalswahl. Wir müssen jedes Mal zeigen, dass sich genug Menschen zur FDP bekennen und sie wieder in Parlamenten sehen wollen.

Frage: Die FDP will zurück in den Bundestag, wozu wird sie gebraucht?

KUBICKI: Wir sind die einzige Partei, die Menschen nicht erziehen will, sondern sie befähigen will, aus ihrem Leben das Beste zu machen. Der Staat darf nicht in die Privatsphäre eindringen, er muss sie schützen. Was man verteilen will, muss erst erwirtschaftet werden. Dafür stehen wir.

Frage: Was unterscheidet die neue Magenta-FDP von den alten blau-gelben Liberalen?

KUBICKI: Eine neue Parteifarbe ist ein Anlass, mal wieder hinzuschauen. Das ist uns gelungen. Wir unterscheiden uns in der Kommunikation, und wir sind pragmatischer geworden. Wir sind nicht im Besitz letzter Wahrheiten, sind aber in der Vergangenheit so aufgetreten. Wir haben versucht, unsere Politik zu verkaufen, indem wir die der Anderen schlecht gemacht haben.

Frage: Wenn Sie jetzt an der Seite von Angela Merkel auf der Regierungsbank säßen, wie 2013 erfolglos angestrebt, welche Erwartungen hätten Sie in der NSA-Affäre?

KUBICKI: Angela Merkel sollte ihren Laden schlicht und einfach mal aufräumen. Dass eine Regierung in Amtshilfe für die Amerikaner gegen die eigene Bevölkerung spionieren lässt, das geht gar nicht.

Frage: Also mehr Kante zeigen?

KUBICKI: Die USA sind eine mit uns befreundete Nation, wir sind bei der Terrorbekämpfung auf einen Teil ihrer Informationen angewiesen. Aber vielleicht ist es Zeit, mal deutlich zu machen: Wir sind ein souveränes Land, die Amerikaner sind keine Besatzungsmacht mehr. Wenn sie sich so aufspielen, müssen wir uns dagegen wehren.

Frage: In Hamburg und Bremen standen für die FDP junge Frauen an der Spitze. Mit Erfolg. Was heißt das für Schleswig-Holstein?

KUBICKI: Männlich oder weiblich, jung oder alt: Ich glaube, das spielt keine große Rolle. Entscheidend ist, ob Auftritt und Personal einer Partei zusammenpassen. Die Kandidaten müssen authentisch sein.

Frage: Unter den sechs Landtagsabgeordneten in Kiel ist nur eine Frau, und der Kopf ist – mit Verlaub – ein Veteran der Landespolitik. Kann das so bleiben?

KUBICKI: Was in Schleswig-Holstein 2017 passiert, werden wir sehen. Momentan ist es wahrscheinlich, dass ich die FDP in die nächste Landtagswahl führe. Mir würde das auch großen Spaß machen, denn es wird spannend. Aller Voraussicht nach werde ich

anschließend ebenso einen sehr intensiven Bundestagswahlkampf führen.

Frage: Das bedeutet: Die Schleswig-Holsteiner sollen Ihnen bei der Landtagswahl eine Empfehlung für den Bund ausstellen?

KUBICKI: Das wird wahrscheinlich das Modell sein.

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