21.03.2013FDP

KUBICKI-Interview für die "Hamburger Morgenpost"

Berlin. Das FDP-Präsidiumsmitglied WOLFGANG KUBICKI gab der "Hamburger Morgenpost" (Donnerstag-Ausgabe) das folgende Interview. Die Fragen stellte CHRISTIAN WIERMER:

Frage: Das "Raumschiff Berlin" haben Sie ja bisher gemieden. Einen Wechsel in den Bundestag haben Sie mit den Worten "Ich würde in Berlin zum Trinker werden, vielleicht auch zum Hurenbock" abgelehnt. Wollen sie nun wirklich zum "Hurenbock" und "Trinker" werden?

KUBICKI: Zunächst einmal habe ich von einer Gefahr gesprochen. Aber wer einmal gesehen hat, wo ich wohne, mit einem unverbaubaren Blick auf die Ostsee, nur zwei Minuten weg von meinem Boot, mit dem ich im Sommer rausfahren kann, der wird vielleicht verstehen, warum es mich nicht in die Großstadt zieht. Aber mittlerweile bin ich 61 Jahre alt sowie sittlich und moralisch gefestigt.

Frage: Jetzt spielen Sie! Im Ernst: Warum wollen Sie auf die große Bühne, wenn es Ihnen doch in Kiel so gut geht?

KUBICKI: Das ist ein Unterschied wie Bundesliga und Regionalliga. Es reizt mich, zum Ende meiner Karriere, noch mal in Berlin im wahrsten Sinne des Wortes mitzumischen, mit meiner ganzen Erfahrung und meinem Wissen. Mittlerweile bin ich auch in der Lage, mit dem Klima in Berlin fertig zu werden. Ich weiß, dass es bei dem sehr starken Wettbewerbsdruck in dieser Stadt kaum möglich ist, im politischen Betrieb neue Freunde zu finden - es sei denn, man hat sie schon aus dem privaten Bereich und es sei denn, man ist in Schleswig-Holstein stark verwurzelt. Beides ist bei mir zum Glück der Fall.

Frage: Sie betonen immer wieder mit Blick auf mögliche Regierungsämter, dass Sie "nichts mehr werden" wollen...

KUBICKI: … sondern etwas bewirken. Richtig. Ich möchte meine Unabhängigkeit, die ich auch als Strafverteidiger habe, unter keinen Umständen aufgeben.

Frage: Jetzt sagen Sie sogar "unter keinen Umständen".

KUBICKI: Ich habe mal mehr ironisch als ernsthaft gesagt: Das Einzige was mich reizen würde, wäre Finanzminister in Schleswig-Holstein zu werden, wenn der Amtsinhaber sagen würde, dass er mit den Haushaltsproblemen nicht fertig werden würde. Aber ich brauche nicht Minister zu sein, um etwas zu bewirken.

Frage: Oder liegt Ihre ablehnende Haltung vielleicht daran, dass Sie in der Regierung keine weiteren Tätigkeiten ausüben könnten und Sie finanziell erhebliche Einbußen hätten?

KUBICKI: Ich möchte Herr meiner selbst sein, nicht nur wirtschaftlich, sondern auch bei der Termingestaltung. Mein Terminplan ist schon so eng genug.

Frage: Nicht mal unter einem Kanzler Peer Steinbrück, mit dem Sie studiert haben und den Sie seit 40 Jahren kennen?

KUBICKI: Unter schon gar nicht, allenfalls neben. Selbstverständlich würde das uns beiden Spaß machen, aber die politischen Rahmendaten stimmen nicht. Wir wären ja nicht alleine unterwegs.

Frage: Sind Sie Freunde?

KUBICKI: Das wäre zu viel gesagt. Wir haben ein freundschaftliches, sehr aufgeräumtes Verhältnis. Ich kann über den Menschen Peer Steinbrück nichts Schlechtes sagen, wenngleich ich keine Erklärung dafür habe, wie er sich gerade politisch einsortiert - und er selbst weiß das glaube ich auch nicht. Jedenfalls ist das Wahlprogramm der SPD nicht kompatibel zu seinen früheren Aussagen.

Frage: Sie haben ihn sogar kürzlich als "arme Sau" bezeichnet.

KUBICKI: Er hat das immerhin nicht dementiert.

Frage: Aber was meinen sie genau damit?

KUBICKI: Peer Steinbrück ist nicht mehr er selbst. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er glücklich ist mit den Inhalten, die er jetzt zu vertreten hat. In einem Bonmot habe ich das kürzlich so formuliert: Der Verlag Hoffmann und Campe hat eine Rückrufaktion gestartet. Alle, die Steinbrücks Buch "Unterm Strich" gekauft haben, können es umtauschen oder bekommen ihr Geld zurück, denn nichts von dem, was dort drin steht, gilt heute noch. Und ich glaube tatsächlich: Der Vergleich von früheren mit heutigen Aussagen wird Peer Steinbrück im Wahlkampf noch öfter auf die Füße fallen.

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