FDPDigitalpakt

Karliczek muss Notprogramm für Online-Bildungsangebote aufsetzen

Katja SudingSchülern schnell und unkompliziert außerschulische Online-Bildungsangebote zur Verfügung stellen.
03.04.2020

Die deutschlandweite Schließung von Schulen wegen der Ausbreitung des Coronavirus ist noch immer nicht geplant – im Gegensatz zur Vorgehensweise anderer europäischer Länder. "In der Corona-Krise rächt sich nun, dass Bund und Länder die Digitalisierung des Bildungssystems jahrzehntelang verschleppt haben. Kommt es zu bundesweiten Schulschließungen, sind die wenigsten Schulen gerüstet, ihren Bildungsauftrag per Online-Unterricht weiter zu erfüllen“, kritisiert FDP-Vize Katja Suding. Bund und Länder müssten den Corona-Schock als Mahnung und Ansporn begreifen, die Digitalisierung an den Schulen mit aller Entschiedenheit voranzutreiben. Auch der FDP-Bildungsexperte Thomas Sattelberger warnt vor einer Schulkrise, "wenn es in den nächsten zwei oder drei Wochen nicht gelingt, die Möglichkeiten der Digitalisierung voll zu nutzen."

Suding forderte Karliczek auf, ein Notprogramm aufzusetzen, das Schülern schnell und unkompliziert praxisbewährte außerschulische Online-Bildungsangebote zur Verfügung stellt. "Die Versäumnisse der Politik dürfen nicht dazu führen, dass die Corona-Krise eine Bildungskrise zu Lasten der Schüler nach sich zieht." 

Bund und Länder müssten endlich ein digitales Bildungssystem schaffen. Die Umsetzung des Digitalpakts gleiche bisher einem Schneckenrennen: "Von den 5 Milliarden Euro des Bundes haben die Länder seit dem Frühjahr 2019 nicht mehr als 20 Millionen Euro bewilligt. Wenn es in dem Tempo weitergeht, dauert es noch 166 Jahre bis die 5 Milliarden in den Schulen angekommen sind." Dabei bräuchte es längst einen Digitalpakt 2.0, der dafür sorgt, dass Tablets auch sinnvoll eingesetzt werden können – nämlich dadurch, dass Lehrinhalte auf ihnen verfügbar sind, Lehrkräfte wissen, wie man sie einsetzt und klare Datenschutzstandards erfüllt sind. Denn: "Technik allein macht noch keinen digitalen Unterricht", fordert Suding mehr Initiative von Bundesbildungsministerin Anja Karliczek in dieser Angelegenheit. "Jetzt zeigt sich, was es bedeutet, dass Deutschland in einer modernen Welt so rückschrittlich mit Digitalisierung ausgestattet ist", so Bildungsexperte Sattelberger. Sein Credo: Der destruktiven Kraft des Corona-Virus müssen wir mit einem progressiven Digtalisierungsschub antworten.

Not lässt Bildungsinnovation wagen

Auch Thomas Sattelberger sieht Nachholbedarf: Zwar haben bereits einige Schulen digitale Lernplattformen - "allerdings gibt es noch nicht viele Notebook-Klassen im Land." Der Bildungsexperte betont aber auch die Chancen für den Bildungsbereich: Wir hätten heute schon sogenannte EdTech-Unternehmen wie Moodle und Sofatutor mit teils mehr als eine Million Nutzer im Monat. "Dort gibt es attraktiv aufbereitete Lernmaterialien in Hülle und Fülle. Das hat bei Mathematik und den naturwissenschaftlichen Fächern begonnen und erreicht längst die volle Fächerbreite."

Das ifo-Institut warnt davor, dass 2020 für die Schülerinnen und Schüler ein verlorenes Jahr werden könnte. Sattelberger aber ist optimistisch: "Das muss nicht eintreten, wenn die Politik handelt. Es geht, wenn man nur will. Ministerin Karliczek muss die Zügel in die Hand nehmen.

Politik muss jetzt den Turbo anwerfen

Jetzt könnte die Bundesregierung einen Rahmenvertrag mit ausgewählten Anbiertern außerschulischer Weiterbildung machen, sodass die Schulen darauf zurückgreifen können. Sattelberger fordert: "Politik muss jetzt den Turbo anwerfen." Wenn ein entsprechendes Budget zur Verfügung stünde, sollten sich die Kultusminister verpflichten, die digitalen Angebote zu nutzen und auch die Schulen dazu auffordern. Das Geld könnte laut Sattelberger kurzfristig aus dem Digitalpakt kommen. Denn diese Gelder würden ohnehin nur schleppend abgerufen werden bzw. hätten viele Bundesländer durch unbesetzte Lehrer-Stellen viele Millionen angespart. "Diese Töpfe könnte man auch anzapfen", schlägt Sattelberger vor. 

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