FDPMissbrauchsskandal

Justizministerin verlangt Aufklärung von katholischer Kirche

Sabine Leutheusser-SchnarrenbergerSabine Leutheusser-Schnarrenberger
12.04.2013

Im Streit um die Untersuchung von Missbrauchsfällen in der katholischen Kirche hat sich Justizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) hinter das Kriminologische Forschungsinstitut gestellt. Die Einrichtung sei eine der "ersten Adressen" in der Wissenschaft, sagte die Ministerin im ''Deutschlandfunk''. In der "Süddeutschen" warnte sie vor einer "halbherzigen Aufarbeitung" und verlangte von der Kirchenführung, den Vorwurf der Zensur umgehend auszuräumen.

"Der Vorwurf, Zensur und Kontrollwünsche behinderten eine unabhängige Aufarbeitung, sollten durch den Vorsitzenden der Bischofskonferenz schnell aus der Welt geschafft werden", sagte die Justizministerin der "Süddeutschen Zeitung". FDP-Chef Philipp Rösler sagte im Gespräch mit der ''Neuen Osnabrücker Zeitung", nur Transparenz helfe der Kirche weiter. "Die katholische Kirche muss ein hohes Interesse an der Aufklärung der unsäglichen Missbrauchsfälle haben".

Der Direktor des Kriminologischen Forschungsinstitutes in Niedersachsen (KFN), Christian Pfeiffer, hatte in mehreren Interviews kritisiert, die Kirchenführung habe die Arbeit der Forscher behindert, Akten beseitigt und über Veröffentlichungen und die Auswahl der Mitarbeiter entscheiden wollen. Die Deutsche Bischofskonferenz sprach von einem zerrütteten Vertrauensverhältnis und wies die Vorwürfe zurück. Sie hatte dem Institut in Hannover zuvor den Forschungsauftrag entzogen.

Bedenken der Bischofskonferenz nicht nachvollziehbar

Leutheusser-Schnarrenberger nahm die Forscher gegen die Kritik der Kirchenoberen in Schutz. "Das Kriminologische Forschungsinstitut in Hannover mit Professor Pfeiffer ist eine der ersten Adressen für wissenschaftliche Untersuchungen", sagte sie im Interview mit dem "Deutschlandfunk". Sie könne sich nicht vorstellen, dass das Institut nicht seriös gearbeitet habe.

Die Bischofskonferenz hatte argumentiert, die Kriminologen um Pfeiffer hätten den vertraglich vereinbarten Schutz der Persönlichkeitsrechte von Betroffenen bei der Aufarbeitung nicht ausreichend berücksichtigt. Der Versuch einer Einigung sei am Verhalten des Direktors und an den Bedenken wegen des Datenschutzes gescheitert. Die Justizministerin kann die Argumente der Kirche "nicht nachvollziehen. Dann dürfte es ja in vielen Bereichen keine wissenschaftliche Aufarbeitung geben." Es sei selbstverständlich, dass sich Wissenschaftler an den Datenschutz halten. Das dürfe aber solchen Forschungsvorhaben nicht grundsätzlich im Wege stehen.

Katholische Kirche muss sich für die Aufarbeitung öffnen

Die Katholischen Bischöfe hatten das KFN im Jahr 2011 beauftragt, die 2010 bekannt gewordenen Fälle von Kindesmissbrauch in Einrichtungen der katholischen Kirche zu untersuchen. Dazu sollten die Forscher umfassende Akteneinsicht erhalten. Kriminologe Pfeiffer kündigte an, die Studie in jedem Falle fortsetzen zu wollen. Die Bischofskonferenz ihrerseits will das Vorhaben nur mit einem anderen Projektpartner fortführen.

Justizministerin Leutheusser-Schnarrenberger forderte die Kirche auf, die externe Aufarbeitung der Missbrauchsfälle weiter voranzutreiben. "Es ist ein notwendiger und überfälliger Schritt, dass sich die katholische Kirche öffnet und erstmals kirchenfremden Fachleuten Zugang zu den Kirchenarchiven ermöglicht", so die Ministerin in der "Süddeutschen". Die Geschehnisse dürften nicht "in einer halbherzigen Aufarbeitung versickern".

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